Inhalt
Eben noch Hubschrauberpilot in Afghanistan, wacht Colter Stevens (Jake Gyllenhaal) plötzlich an Bord eines Zuges nach Chicago im Körper eines völlig Fremden auf. Als die charmante Christina (Michelle Monaghan) mit ihm auch noch Smalltalk betreibt, ohne das er sie je gesehen hat, ist die Verwirrung komplett. Bevor Stevens jedoch begreift was geschehen ist, kommt es zur Katastrophe: Eine an Bord befindliche Bombe explodiert und tötet ihn sowie alle Insassen in einem Flammenmeer. Doch dies ist keinesfalls das Ende. Stevens erwacht gefesselt und völlig benommen in einer stählenden Kapsel, während auf einem Monitor Colleen Goodwin (Vera Farmiga) erscheint und den desorientierten Soldaten einweist. So ist Stevens die einzige Chance darauf, einen noch größeren Anschlag in Chicago zu verhindern. Er muss erneut zurück, um den Attentäter sowie die Bombe in dem Zug ausfindig zu machen. Dies möglich macht der sogenannte Source Code des intelligenten Dr. Rutledge (Jeffrey Wright), der Stevens in den Kopf eines bereits toten schicken kann. Doch die Zeit drängt und es bleiben jedes Mal nur acht Minuten, bis es erneut zur Explosion kommt…
Kritik
Eigentlich waren die Zeiten von konventioneller Sci-Fi schon lange vorbei. Was heute zählt sind Action, fiese Aliens, große Explosionen sowie ein stetiger Kampf auf Leben und Tod. Dass dies jedoch nie die Vorstellungen von echten (Zukunfts-)Visionen waren, lässt ein Blick auf die Anfänge des Genres mit Leichtigkeit erkennen. Hier standen immer Utopien, Technik, neue Welten, Gesellschaft oder die Figuren im Mittelpunkt. Umso überraschender war es, als letztes Jahr Regisseur Duncan Jones genau an diese alten Traditionen mit seinem Kino-Debüt Moon anknüpfte. Dabei konnte er mit einem verschwindend geringem Budget sowie Old School-Technik, ein gelungenes Meisterwerk auf die Beine stellen. Intelligent, kreativ, überraschend und vor allem grandios inszeniert, wurde die Story rund um Sam Bell ein wahrer Publikums- wie Kritikerliebling. Fortan war der Sohn von David Bowie eine namenhafte Größe im Bereich des Sci-Fi. Nun kehrt Jones in genau dieses Gefilde mit seinem neuen Film Source Code zurück. Zwar war Jones dieses Mal in Sachen Geschichte nicht Federführend, dennoch kann er einmal mehr durch seine exzellente Inszenierung ein fantastisches Stück Science Fiction auf die Leinwand zaubern, welches ein intelligenter wie fordernder Trip durch Raum und Zeit geworden ist.
Während Moon noch ein ruhiges Drama sowie eine fantastische Ein-Mann-Show von Sam Rockwell war, setzt Source Code nun auf deutlich mehr Action und Geschwindigkeit. Doch diese Herangehensweise schadet der intelligenten wie komplexen Geschichte keineswegs. Im Gegenteil, die Handlung, die aus der Feder des Nachwuchsautoren Ben Ripley stammt, braucht genau dieses Tempo, um seine richtige Atmosphäre zu verbreiten. Was zählt ist das schnelle Rätselraten, das hinterfragen und das Suchen nach einer Lösung für Stevens, dem tatsächlich nicht viel Zeit bleibt. Hierbei schafft es Jones durch die dichte Inszenierung von der ersten Minute an, den Charakter interessant zu gestalten und vor allem den Zuschauer mit in die Story hineinzuziehen. Nicht nur das jede Bewegung, jedes Detail sowie jede noch so unscheinbare Auffälligkeit in den immer wiederkehrenden acht Minuten wichtig sind, auch der Kampf von Stevens außerhalb des Source Code ist brillant gelungen.
Wie Sam Ball, muss auch Colter Stevens mit einer furchtbaren Offenbarung kämpfen, die seine komplexe Existenz in Frage stellt. Zwar bleiben technische Antworten außen vor, die Funktionsweise des Source Code wird von Dr. Rutledge in nicht mal einer Minute abgehandelt, doch wie schon in Inception ist eben nicht die Technik wichtig, sondern das agieren der Figuren mit oder in dieser. So sind es vor allem die vielen Meta-Elemente, die die Geschichte von Colter Stevens interessant machen. Jones gelingt hierbei ein grandioses Spiel mit Raum und Zeit, welches die Gedanken des Zuschauers mehr als einmal völlig auf den Kopf stellt. In Sachen Spannung wie Intensität, kann Jones hierbei das Tempo in Source Code lange aufrecht halten, bevor Richtung Ende eher die Geschwindigkeit langsam ausläuft. Dies sowie der Faktor dass viele Elemente der Story mit einer scharfen Beobachtungsgabe schon in den Ansätzen erkennbar sind, trüben allerdings den Sci-Fi-Spaß merklich. Aber auch das Finale selbst, sorgt für die eine oder andere kontroverse Diskussion. Wo Jones in Moon noch auf klassische Konventionen verzichtete und deutlich Mut bewies, dürfte hier der gewählte Schlussakt fühlbar enttäuschen. Doch trotz dieser schwächen, schafft Jones einmal mehr das Kunststück, eine fesselnde wie wendungsreiche Story zu erzählen, die gelungene Genrekost offenbart.
Neben der hervorragenden Geschichte, die wahrlich beste Sci-Fi-Thriller-Unterhaltung bietet, schafft es Jones zudem mit einer unbeschreiblichen Leichtigkeit, auch noch eine kleine Romanze zwischen Colter Stevens und seinem Acht-Minuten-Rendezvous Christina aufzubauen. Diese wirkt nicht nur äußerst harmonisch, was vor allem an der grandiosen Darstellung von Jake Gyllenhaal sowie Michelle Monaghan liegt, sondern lockert zudem das ganze Szenario etwas auf. Genau hier kommt auch der subtile Humor zum Einsatz, den Jones auch schon in Moon an vielen Stellen einbaute. Zwar lassen sich kleine Ähnlichkeiten mit Und täglich grüßt das Murmeltier nicht verleugnen, doch durch viele eigene Ideen und eine stets kreative Herangehensweise, bleiben diese durchaus einzigartig.
Auch im Bereich der darstellerischen Fähigkeiten, kann Source Code auf ganzer Ebene überzeugen. Vor allem Jake Gyllenhaal kann durch seine vielen gezeigten Nuancen punkten. Gebrochen, kämpferisch, verloren, verliebt oder gar leidend, all dies spielt Gyllenhaal mit Leichtigkeit und kann zudem alle Facetten gekonnt miteinander verbinden. Michelle Monaghan kann als Christina indes nur immer auf die jeweiligen Situationen reagieren. Dies macht sie jedoch meisterlich, sodass trotz immer wiederkehrender acht Minuten, ihre Figur immer interessanter wird. Charmant, verspielt und teils auch kämpferisch, bildet sie so mit Gyllenhaal ein perfektes Leinwandpaar. Doch auch abseits der Hauptrollen, gibt es einiges zu entdecken. So können Vera Farmiga als Colleen Goodwin sowie Jeffrey Wright als Dr. Rutledge durchaus Akzente setzen. Sie sind keinesfalls nur reine Stichwortgeber, die zumeist nur per Bildschirm agieren und sonst keinerlei Intentionen liefern. Im Gegenteil, zwischen beiden herrscht eine kühle Beziehung, die durch Goodwins Sympathie für Colter Stevens sogar noch wächst. Farmiga kann hierbei vor allem durch ihre Mimik überzeugen, während Wright gekonnt das Genie im Hintergrund spielt, welches nur seine eigene Erfindung im Sinn hat, Menschen aber vollkommen egal sind.
Fazit
Trotz einiger Schwächen, liefert Regisseur Duncan Jones mit seinem zweiten Film erneut ein fantastisches Stück Sci-Fi-Kino ab, welches zwar rasanter daher kommt, doch immer noch auf eine intelligente Geschichte setzt. So ist vor allem der Zuschauer bei Colter Stevens Abenteuer gefragt. "Source Code" bietet spannende Thriller-Kost, die durchaus nicht nur für Fans deutlich einen Blick wert ist. Dennoch wäre ein konsequenteres Finale sowie ein paar mehr Fragen durchaus angebracht gewesen. Bleibt zu hoffen, dass Jones in seinem nächsten Film erneut auch die Vorlage liefert, sodass er wieder beide Elemente gekonnt miteinander verbinden kann.
Autor: Thomas Repenning