Inhalt
Ein verliebtes Großstadtpärchen (Paulo Constanzo aus „Road Trip“ und Jill Wagner aus der TV-Serie „Blade“) versucht sich, während eines gemeinsamen freien Wochenendes, als Hobbycamper in der amerikanischen Pampa. Nachdem erste Probleme mit Zelt und Campingausrüstung beginnen die Stimmung zu verdüstern, entschließen sich die Beiden lieber ein Motel aufzusuchen, als sich ihren Urlaub verderben zu lassen. Am Weg in eben jene Herberge werden sie jedoch wider Erwarten von einem Gangsterpärchen entführt. Noch bevor die ersten Meinungsverschiedenheiten (handgreiflich) im Keim erstickt werden können, läuft den beiden ungleichen Paaren auch schon ein mit Stacheln übersätes Tier vor das fahrende Auto und zwingt sie dadurch, eine nahegelegene Tankstelle an zu steuern. Dort angekommen finden die vier an Stelle eines Tankwarts aber nur parasitenbefallene, ebenso gefährliche wie infektiöse, Angreifer vor. Das wiederum nötigt sie dazu, sich ins Innere der Tankstelle zurück zu ziehen, das Gebäude zu verrammeln und gemeinsam ums Überleben zu kämpfen. Eine Flucht scheint ebenso aussichtslos wie das längerfristige Standhalten gegen die Belagerung.
Kritik
(Holz-)Splitter im Fleisch
Viele Horrorfans werden beim Lesen der Inhaltsangabe von „Splinter“ aufstöhnen und dutzende Filme mit ähnlicher Ausgangssituation (die typische Backwoods-Grundthematik einmal ganz außen vor gelassen) vor ihrem inneren Auge ablaufen sehen – ob es sich dabei um neuere Filme über Parasitenbefall und Körperübernahme wie „Slither“ und „Alien Raiders“ oder doch eher Klassiker des Genres wie „Faculty“ und „Das Ding aus einer anderen Welt“ handelt, sei dahin gestellt. Augenscheinlich ist nur: Parasiten-Horror ist alles, nur kein neuer Stern am Horrorfirmament.
Regisseur Toby Wilkins (neben diversen Visual Effects Arbeiten am ehesten für die Regie von „The Grudge 3“ bekannt) hat dem typischen Grundgerüst jedoch eine fiese und gleichzeitig innovative Bedrohung hinzugefügt, die den Film vom Gros ähnlicher Produktionen zumindest partiell abhebt. „Splinter“ (= Holzsplitter) bietet nämlich eine visuell ansprechend umgesetzte Idee, die durchaus im Stande ist, dass Interesse vom Horror-übersättigten Zielpublikum zu wecken. Der Befall durch den unbekannten Parasiten äußert sich durch höchst infektiöse (gut in Szene gesetzte), stachlige Auswüchse auf der Haut der Opfer und die Tatsache, dass Hände, Beine und Oberkörper auch dann noch munter weiter attackieren können, nachdem sie bereits vom Rest des Körpers abgetrennt wurden. Vermeintlich tote Gefährten bleiben somit – dank integriertem Wärmedetektor, in die unmöglichsten und falschesten Positionen verrenkter Gliedmaßen und freiliegender Organe – eine Gefahr für Leib und Leben.
Eben diese Special Effects sind, trotz eines erkennbar geringen Budgets und einer unglaublich unpassenden Wackelkamera, die große Stärke von „Splinter“. Die Stacheln sehen furchterregend echt aus, die damit einhergehenden Bluteffekte sind zeitgemäß und die Bewegungen der Infizierten und eines (aus verschiedenen Leichenteilen willkürlich zusammengesetzten) Endgegners sehen beängstigend gut aus. Leider hat Wilkins sich ganz offensichtlich, kurz vor Drehbeginn, zu viele Filme neueren Datums angesehen, da er wie so viele seiner Kollegen dem Glauben erlegen ist, dass Spannung ausschließlich mit hunderten Schnitten pro Minute und einer spastisch hin und her ruckelnden Kameraführung erzeugt werden kann.
Die Splattereinlagen sind dagegen erste Sahne, wobei vor allem eine Amputation, eine Körperteilung und der Versuch mit dem Kopf durch eine Plexiglas-Scheibe zu brechen, angenehm blutig hervorstechen. Leider beschneidet eine viel zu geringe Anzahl an Opfern den Unterhaltungswert doch spürbar. Außerdem sorgen einige zu dialoglastige Stellen, vor allem dank des eher als Entschuldigung dienenden Drehbuchs, für eine unpassende Entschleunigung des Films. Die Darsteller spielen ihre Rollen, durch die Bank hinweg, ordentlich, bekommen aber, vom vorhersehbaren und einfach gestrickten Drehbuch auch nicht wirklich viel zu tun. Toby Wilkins ist es mit „Splinter“ folglich zwar gelungen einem weitgehend ausgelutschten Thema noch neue Facetten abzugewinnen, nicht aber sich ganz vom Schema F zu lösen und über die komplette Spieldauer zu begeistern.
Fazit
„Splinter“ von Toby Wilkins, der bisher hauptsächlich im Special Effects Bereich tätig war, ist ein unterhaltsamer B-Horrorfilm im Stile von „Feast“ und „Slither“ und eignet sich dank seiner stringenten Erzählweise und der einfachen, um nicht zu sagen vorhersehbaren Story, ideal als Einstiegsfilm für einen längeren Filmmarathon. Ob als Einleitung einer Horrornacht oder als erster Film eines Festivals (FFF Nights 2009) ist hierbei nicht von Belang. Splatter, gute Effekte, und eine kurze Laufzeit von knapp 80 Minuten, lassen nahezu keine Langweile aufkommen und heben den 2008er Streifen auf die Ebene von überdurchschnittlichem Horror-Fast-Food.
Autor: Christoph Uitz