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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Renée zieht in das Familienlandhaus zurück, in dem ihr Bruder Modeste mit seiner Frau Elenore wohnt. Die beiden betreuen Renées  Tochter Athene, die noch versucht, sich mit der neuen Situation anzufreunden. Da will ihre Mutter schon wieder aufbrechen. Sie besitzt ein Grundstück in Sainte Anne, von dem sie Athene ein Foto zeigt, und will dort ein Haus bauen.

Kritik

Frostige Aufnahmen Manitobas harscher Winterlandschaft, verschwommene Gesichter auf alten Fotos, in Schatten und Dämmerlicht verborgene Figuren, lärmende Eindrücke urbaner Anonymität: In ihrem kantigen Langfilmdebüt arrangiert Rhayne Vermette zu einer filmischen Collage, oszillierend zwischen Dokumentarfilm, Familienporträt und Fiktion. Die mal expressionistisch verfremdeten, mal in naturalistischer Klarheit gehaltenen Eindrücke eröffnen intime Einblicke in den engen Freundes- und Verwandtenkreis der Filmemacherin und damit zugleich in Kanadas filmisch stark unterrepräsentierte Gemeinschaft der Metis, deren komplexe Historie die Handlung widerspiegelt.

Die Geschichte der auf indigene, französische und englische Wurzeln zurückblickenden Metis ist geprägt durch die Verbindung von Fremdem und die Trennung von Zugehörigen. Ähnlich verschlungen ist die familiäre Konstellation im Zentrum des fiktiven Geschehens, das weniger eine Handlung abbildet als eine Momentaufnahme einer solchen. Darin agiert Vermette in der Rolle Renées, deren phonetisch übereinstimmender Name sie als Alter Ego ausweist. Nach jahrelanger Abwesenheit ist die Rastlose unvermittelt zurückgekehrt zu ihrer kleinen Tochter Athene (Isabelle d’Eschambault).

Renées Bruder Modeste (Jack Theis) und seine Frau Elenore (Valerie Marion), die das Kind wie ein eigenes aufgezogen haben, plagt emotionale Zerrissenheit. Unterdessen freut sich Athene über die doppelte Elternsituation und ist neugierig auf eine gemeinsame Zukunft, die in der freiheitsliebenden Renée wiederum Beklemmungsgefühle weckt. Eine dramatische Auflösung existiert in dem Gedankenspiel genauso wenig wie moralische Wertung von Lebensmodellen. Letzte sind vorrangig Metaphern für unauflöslich verschlungenes kulturelles Erbe, das abwechselnd Geborgenheit, Antagonismus und Verlorensein induziert.

Fazit

Mittels Cut-up-Technik und Collagieren gestaltet Rhayne Vermette ein symbolistisches Mosaik ihrer Herkunft, worauf sich biologische Familie und ethnische Gemeinschaft überlagern. Retro-Optik und die auffällige Abwesenheit zeitgemäßer Technikaccessoires verwischen die chronologische Zuordnung der Ereignisse, die fiktionale und biografische Momente zu einer filmischen Selbsterkundung verschmelzen lassen. Unter neuen Namen spielen die Regisseurin und ihre Verwandten sich selbst und diejenigen, die sie hätten sein können. Im Konflikt von Anhänglichkeit und Autarkie wartet keine Erkenntnis, dafür Authentizität.

Kritik: Lida Bach

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