Der junge Engländer Michael hat seinen Finance-Job hingeschmissen, um sich den Traum von Chamonix zu erfüllen: In dem Kletterparadies angekommen, will der Adrenalinjunkie die ‚großen Drei‘ bezwingen – das Matterhorn, die Eigernordwand und den Montblanc. Angestachelt von seinem Kletterpartner JP begibt er sich mit dem amerikanischen Profibergsteiger Leo auf eine abenteuerliche Tour, bei der die Freunde um ihr Leben kämpfen müssen, als sie von einem tödlichen Sturm überrascht werden.
Summit Fever, übersetzt Gipfelstürmen, bedeutet in der Bergsteigersprache das Bedürfnis, um jeden Preis einen Gipfel zu erklimmen und im übertragenen Sinne, besessen zu sein, eine Aufgabe zu erfüllen, etwas zu schaffen. Sofort zu Beginn des Films erscheint diese Erklärung, um die Zuschauer auf das vorzubereiten, was noch kommt. In der Tat hält der Film mit seiner Kletter-um-jeden Preis-Prämisse nicht hinterm Berg, denn alle Figuren scheinen wie besessen davon zu sein, Gipfel zu erklimmen. Insoweit startet der Film durchaus vielversprechend: Der öde Bürojob wird an den Nagel gehängt und schon darf der Protagonist Michael die dünne, doch recht erfrischende Bergluft schnuppern und sich vor der wunderschönen Bergkulisse in ein Abenteuer stürzen, wobei „stürzen“ schon das richtige Schlagwort ist, um den Film in jeglicher Hinsicht zu beschreiben.
Zum einen beginnt er so verheißungsvoll und stürzt so gnadenlos ab, wie jeder zweite Kletterer, der in diesem Film irgendeine Rolle spielt. Kaum ein Aufstieg verläuft hier ohne Zwischenfälle ab und man fragt sich unwillkürlich, warum zum Kuckuck klettern die Protagonisten überhaupt so gefährliche Strecken, wenn sie nicht richtig klettern können. Man sieht tatsächlich selten so dämliche Figuren wie Jean Pierre, (Michel Biel, Dunkirk) der sich Kletterpartner aussucht, die nicht einmal in einer Halle klettern können. Er klettert mit ihnen trotzdem auf den Mont Blanc und dabei muss er sich auf sie verlassen können, weil sie ihn mit Seilen absichern müssen. Wieso sollte man auch nicht sein Leben einfach Menschen anvertrauen, von deren Kletterkünsten man nicht einmal an einer einfachen Boulderwand überzeugt war?
Es ist verständlich, dass der Film darauf hinaus will, dass Bergsteiger durch die Sponsoren immer mehr unter Druck gesetzt werden und immer gefährlichere Stunts vollbringen möchten, aber man sollte trotzdem nicht so weit gehen und die Kletterer als komplette Vollidioten darstellen. Im Grunde tut der Film nichts anderes. Er zeigt ständig Kletterversagen, Leichtsinnigkeit und Selbstüberschätzung. Sicherlich wird es das alles tatsächlich geben, aber nicht in einem solchen Ausmaß. Wer schon mal Kletterdokus gesehen hat, wie beispielsweise Free Solo weiß genau, wie ernst die Kletterer die Aufstiege nehmen und wie lange sie davor üben. Es wird nicht einfach so nach Lust und Laune, mit beliebigen Menschen bei schlechtem Wetter zusammen geklettert und es ist vollkommen normal, dass man bei einem Unwetter den Aufstieg verschiebt.
Das Nachdenken wird den Figuren in Summit Fever selten gestattet und wenn sie doch nachdenken, dann treffen sie stets die falschen Entscheidungen und irgendwo zwischen den ganzen Kletterpartien, Steinschlägen, Lawinen und Schneestürmen verliert der Film seinen Flow und zieht sich unnötig in die Länge. Dabei hätte es ein ordentlicher Film werden können, weil die Bergkulisse an sich wunderschön ist und die Kletterszenen auch nicht schlecht sind, aber die ganze Geschichte ist im Hinblick auf die wenigen spannenden Szenen einfach zu lang und die Klettererfiguren dienen nur der Abschreckung potenzieller Bergsteiger. Auch die Liebesbeziehung zwischen Michael (Freddie Throp, Fate:The Winx Saga) und Isabelle (Mathilde Warnier,The Wild Boys) bleibt leider nichts mehr als nur eine Randnotiz. Insgesamt schöpft Summit Fever sein Potenzial bedauerlicherweise nicht vollständig aus und ist nur aufgrund der Naturaufnahmen und des Kletterns an sich sehenswert. Die Handlung kann man getrost vergessen.
Fazit
Ein eher enttäuschender Film über Kletterer, der hinter den Erwartungen zurückbleibt und ziemlich dämliche Figuren zeichnet, die alles tun, um so schnell wie möglich abzustürzen. „Summit Fever“ überzeugt nur mit seinen wunderschönen Naturaufnahmen und Kletterpartien, die man jedoch völlig losgelöst von der bescheidenen und unnötig in die Länge gezogenen Handlung, betrachten sollte.
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