Inhalt
Sommer 1979: Nach dem tragischen Tod seiner Mutter, bricht für den 13-jährigen Joe Lamb (Joel Courtney) eine Welt zusammen. Während sich sein Vater (Kyle Chandler) jedoch zurückzieht und sich auf seine Arbeit als Deputy konzentriert, steckt Joe seine komplette Energie in das kleine Filmprojekt seines besten Freundes Charles (Riley Griffiths). Eines Tages gilt es für den Film eine Schlüssel-Szene einzufangen, die mit der Super-8-Kamera auf einem verwahrlosten Bahnhof festgehalten werden soll. Zusammen mit den Kumpels Cary (Ryan Lee), Preston (Zach Mills) und Martin (Gabriel Basso), erhält so der blutige Zombiestreifen den letzten Schliff. Um die Szene dabei interessanter zu gestalten, spielt auch die beliebte Alice (Elle Fanning) eine kleine Rolle, die sich schnell mit Joe anfreundet. Nachdem Make-Up aufgetragen wurde, die letzten Dialoge angepasst werden sowie die Kamera steht, passiert allerdings das undenkbare: Fast unkontrolliert kollidiert ein Air-Force-Zug mit einem Pickup auf der Zugstrecke und Entgleist. Unverletzt und irritiert, klettern die Freunde aus den Schuttbergen und blicken auf eine völlig zerstörte Landschaft. Die Kamera hat jedoch das komplette Geschehen auf Zelluloid gebannt, was besonders für den Film ein großer Gewinn ist. Doch schon kurz nach der Katastrophe, riegelt das Militär das komplette Gebiet ab. Was folgt sind eine Reihe merkwürdiger Ereignisse, die erst den Auftakt zu einem gewaltigen Abenteuer darstellen…
Kritik
Es gab eine Zeit in den 70ern und 80ern, die eine scheinbar kreative Aufbruchszeit darstellte, in der viele heutige Star-Regisseure ihre ersten Gehversuche unternahmen. Eine Super-8-Kamera in der Hand, den Kopf voller Ideen sowie mit einem kaum vorhandenen Budget, entstanden so Projekte, die den Zauber des Filmemachens perfekt einfingen. Einer dieser Regisseure war Steven Spielberg, der wie kaum ein anderer zuvor, die Filmwelt maßgeblich beeinflusste sowie sie nachhaltig vorantrieb. Mit seinen Filmen bewegte er eine ganze Generation und konnte durch Werke wie Unheimliche Begegnung der dritten Art oder E.T. – Der Außerirdische eine unbeschreibliche Magie auf die Leinwand bringen, die sich selbst heute noch bestaunen lässt. Besonders die kindlich leicht naiven Abenteuer, wurden so Meilensteine des Kinos, die gerne zitiert werden und vermutlich auch jeder kennt. Auch Filme wie Die Goonies, Das Geheimnis des verborgenen Tempels sowie Stand By Me, konnten dieses Gefühl verbreiten. Dinge wie Freundschaft, das Unbekannte oder das überwinden von jeglichen Gefahren standen im Vordergrund. Es war die Zeit der Jugendfilme, der Unschuld und der Filmexperimente. Eine Mischung, welche heute längst aus den Kinosälen verbannt wurde.
Nun kehrt jedoch Regisseur J.J. Abrams genau mit diesen Zutaten auf die große Leinwand zurück. Ein großes Risiko, das wohl kaum ein Regisseur eingegangen wäre. Immerhin wird heute eher auf Fortsetzungen, Reboots, oder gar Remakes gesetzt. Super 8″ geht hierbei allerdings einen völlig anderen Weg, einen gar klassischen, den es so im Blockbuster-Format kaum noch gibt. Dass jedoch Abrams sein Handwerk versteht sowie als mittlerweile großer seines Faches gilt, bewies er schon unzählige Male. So erschuf er nicht nur Serien wie Alias – Die Agentin, Lost oder Fringe, sondern konnte auch nebenher gekonnt Star Trek zu neuem Ruhm verhelfen. Mit seinem neuen Film, welcher auch aus seiner Feder stammt, kreiert er nun eine Hommage an die berühmte Aufbruchszeit und somit an Steven Spielberg selbst, der nebenher auch als Produzent auftritt. Genügend Spannung konnte Abrams zudem durch seine ungewöhnliche Marketing-Kampagne aufbauen. Bereits letztes Jahr sah man bestürzt einen Pickup auf einen Zug zurasen, der daraufhin spektakulär in seine Einzelteile zerlegt wurde. Was folgte war das Bild eines vermutlich großen Monsters, das aus seinem Gefängnis zu fliehen versuchte. Worum dreht sich die Geschichte? Was für ein Monster ist es? Wird es gewalttätig sein? All dies schürte schon vorab die Vorfreude, die durch mehr und mehr Material ins unermessliche stieg. Die gute Nachricht ist, dass der Trailer nur ansatzweise das preisgibt, was letztendlich im Film passiert. So spielt das Monster ironischerweise nur eine Nebenrolle, denn der Fokus liegt auf den sechs Freunden, die gemeinsam ihr Abenteuer beschreiten, sich ihren Ängsten stellen und so letztendlich ein Stück Magie auf die Leinwand zurückbringen.
Natürlich bedient sich hier J.J. Abrams bei bekannten Motiven des Genres, die leider auch so einige Klischees beinhalten. Die Familienbeziehungen von Joe, aber auch von Alice sind regelrecht klassischer Natur und somit stets ein Identifizierungspunkt. Die Familie bleibt so der Kern und schlussendlich auch die Vergebung sowie Versöhnung. Ebenfalls finden auch alte Horror-Elemente aus den 80ern ihren Weg in Super 8″. So ist das Militär verschlossen, geheimnisvoll sowie die alles umfassende Macht, die die Situation nur verschlimmert anstatt sie zu verbessern. Letztendlich müssen sich die Menschen selbst helfen, weil jede Maßnahme des Militär-Apparats in der Luft verpufft. Auch einen Verweis auf den alten Ost-West-Konflikt gibt es, wenn die Stadtbewohner den Kommunisten die Schuld für die seltsamen Vorfälle geben wollen. Das Monster indes, bleibt lange im Verborgenen. Es ist eine Nebenfigur, das für deutliche Gruselmomente sorgt und erst im Finale sein wahres Gesicht offenbart. Zwar ist es hier schade, dass auf viel CGI gesetzt wird, doch die Effekte passen sich gut der Szenerie an. Was bleibt sind aber die sechs Jungendlichen, die klar im Fokus der Geschichte stehen. Besonders durch eine charmante Charakterzeichnung, entsteht so eine harmonische Truppe, welcher man gerne die Daumen drückt und hofft, dass sich alles zum Guten wenden wird. Hierbei darf indes der Humor nicht fehlen, der durch die vielen gelungenen Dialoge transportiert wird. Wie schon in Die Goonies aus dem Jahre 1985, lacht, weint und fiebert man gerne mit, wenn sich die Freunde einer neuen Gefahr stellen. Der produzierte Kurzfilm der sechs ist dabei lange Dreh- und Angelpunkt. Und wenn spätestens im Abspann selbiger über die Leinwand flimmert, dann ist dies Kino-Präsentation in Perfektion.
Neben dem Abenteuer der sechs Freunde und dem Mysterium des Monsters, sind es auch die wahrlich hervorragenden Schauspieler, die dem Film eine ganz spezielle Atmosphäre verleihen. Die Kinderdarsteller leisten einen fabelhaften Job, welcher für eine Reihe von fantastischen Szenen sorgt. Besonders Elle Fanning kann durch ihr natürliches Schauspiel überzeugen und lässt den Zuschauer oft mit einem staunenden Gesicht zurück. Selbst als lebloser Zombie, für den kleinen Kurzfilm, präsentiert sie so eine Mimik, die definitiv Oscar-reif ist. Doch auch Joel Courtney als leicht zurückhaltender Joe Lamb überzeugt durch ein exzellentes Spiel. Zwischen Fanning und Courtney reichen meist kleine Gesten, um Dialoge überflüssig zu machen und Emotionen gekonnt zu übertragen. Dahingehend können die erwachsenen Schauspieler, auch aufgrund ihrer teils stereotypischen Rollen, nicht viel entgegensetzen. Sie leisten so einen soliden Job, werden durch die Jungstars aber der Reihe nach an die Wand gespielt.
Während die Effekte von Super 8″, trotz des geringen Budgets von gerade mal 50 Millionen US-Dollar, vollends überzeugen, kann auch die Atmosphäre punkten. Durch eine grandiose Musikuntermalung sowie einer gute 80er Jahre Stimmung, wird die altmodische Art um ein vielfaches verstärkt. Weniger gelungen sind indes die typischen Lense-Flare-Effekte von Regisseur Abrams. Diese hellen Blendeffekte fielen zwar in Star Trek wegen dem Sci-Fi-Szenario nicht so sehr ins Gewicht, wirken hier aufgrund des klassischen Settings allerdings deutlich fehl am Platz. Dafür setzt Abrams trotz ruhiger Spielart auf bombastische Effekte. Schon die Zug-Szene zu Beginn des Films, drückt einen regelrecht in den Kinosessel. Was dann spätestens im Finale jedoch aufgefahren wird, lässt selbst für kurze Zeit einen Transformers 3″ mit seinem riesen Budget alt aussehen.
Fazit
"Super 8" ist ein Film fürs Kino. Ein Werk, das gekonnt die Magie einer Zeit zurückbringt, die schon längst in Vergessenheit geraten scheint. Eine gelungene Hommage an Steven Spielberg und ein grandioses Coming-of-Age-Abenteuerkino, das durch seine nostalgische Art, aber auch durch die vielen eigenen Ideen, ein stimmiges Gesamtkonzept ergibt. Regisseur J.J. Abrams ist es so gelungen, trotz einiger Klischees und Schwächen, ein Werk zu erschaffen, das Jung wie Alt zu begeistern weiß. Wer das Kino liebt, sollte dieses gewagte aber ebenso gelungene Abenteuer keineswegs verpassen.
Autor: Thomas Repenning