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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Mit intimen Chroniken des Kriegs, der den Südlibanon anderthalb Jahre lang erschütterte, zeichnet dieser Film den Alltag jener nach, die mitten im Sturm ausharren mussten. In den Stimmen von Familien, Freund/innen und Nachbar/innen wird Zeugnis abgelegt von Verlust und Vertreibung – und von den fragilen Versuchen, zu heilen, neu aufzubauen und trotz all der Zerstörung die Würde zu bewahren.

Kritik

Zwischen den Trümmern von Gebäuden, Existenzen und Erinnerungen entfaltet sich  s (Tales of the Purple House) dokumentarischer Beitrag zum Wettbewerb von Locarno als filmisches Zeichen unbeugsamen Widerstandsgeistes. Mit leiser Erschütterung, aber unmissverständlicher Dringlichkeit zeichnet der irakisch-französische Filmemacher eine nicht-lineare Chronik zerstörter Dörfer, ausgelöschter Biografien und verdrängter Realitäten im kriegsversehrten Südlibanon. Die Struktur des Films verweigert sich bewusst der konventionellen Erklärung: In einer Abfolge fragmentarischer Vignetten, durchzogen von schmerzlicher Poesie, rekonstruiert Fahdel keine eindeutige Erzählung, sondern ein Mosaik aus Augenblicken, in denen das Alltägliche unter dem Druck militärischer Gewalt zu einem politischen Statement wird.

Die politische Brisanz des Werkes liegt auch in seiner impliziten Anklage: Der Südlibanon, seit Jahrzehnten gezeichnet von israelischen Luftschlägen, internen libanesischen Spannungen und der geopolitischen Stellvertreterlogik des Nahen Ostens, verschwindet im medialen Schatten neuerer Krisenherde. Fahdel verleiht dieser Marginalisierung eine kondensierte Form, die sich intellektueller Abstrahierung verweigert. Seine Handkamera gleitet mit wachem Blick über verkohlte Felder, verlassene Häuser und die stoische Präsenz jener, die entlegenen aller Widrigkeiten geblieben sind, um zu überleben, sondern um inmitten der Ruinen trotzig an den fragilen Fäden von Gemeinschaft und Neuanfang zu weben.

Lange, ungbrochene Einstellungen und statische Bildkompositionen verleihen der verwüsteten Topographie eine autonome Präsenz. Knappe Kapitel, unterbrochen von auf schwarzer Leinwand eingeblendeten poetischen Versen, rhythmisieren den Film wie Atemzüge zwischen Schock und Kontemplation. Eine langgezogene Luftaufnahme eines Beerdigungszugs, der sich unaufhörlich vergrößert, endet an einem Friedhof. Dort spielt, über den Grabplatten hüpfend, die kleine Tochter einer jungen Anwohnerin, die immer wieder den Blick in die Kamera sucht. In ihrer unbefangenen Bewegung verdichtet sich die doppelte Symbolik des Films: Hoffnung und Neubeginn, und zugleich die bedrückende Vorahnung einer Zukunft, die von politischer Dauerkrise überschattet ist.

Fazit

Auf historische Exposition, Ortsmarkierungen und erklärende Interviews verzichtet Abbas Fahdels beklemmende Observation fast vollständig. Radikale Reduktion gibt kollektivem Schmerz, Trauer und Ungewissheit der Menschen eine universelle Dimension, die über den konkreten Schauplatz hinausweist. Mit einer Laufzeit von fast zwei Stunden verbindet das dringliche Protokoll gemeinschaftlichen Zusammenhalts seine humanistische Perspektive mit politischer Tiefenschärfe und lyrischer Emblematik. Er ist Protokoll und Gedicht zugleich, ein filmischer Frontbericht, der wie das Land selbst wirkt: erodiert, zersplittert, und dennoch hartnäckig präsent.

Kritik: Lida Bach

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