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Quelle: themoviedb.org
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Verfügbar auf

Mubi

Inhalt

Suliman und drei weitere Mitglieder des Sudanesischen Filmclubs haben sich vorgenommen, ein altes Kino wiederzubeleben. Sie eint nicht nur ihre Liebe zum Kino und der leidenschaftliche Wunsch, alte Filmbestände zu restaurieren und der sudanesischen Filmgeschichte neue Aufmerksamkeit zu verschaffen, sondern auch die Tatsache, dass sie alle im Exil eine Filmausbildung genossen haben. Unermüdlich versuchen sie, die Kinobesitzer auf ihre Seite zu bekommen und das Kino bespielbar zu machen, kämpfen dabei aber immer wieder gegen Widerstände. Zwischendurch sitzen sie zusammen und reden über die Vergangenheit, über Verfolgung als oppositionelle Künstler und über Folter, lesen sich alte Briefe aus dem Exil vor und träumen von einem Sudan, in dem die Kunst und das Denken frei sein können. „Wir sind schlauer als sie, aber nicht so stark“, fassen sie einhellig ihre Situation zusammen. In diesen lakonischen Momenten spürt man Freundschaft, Nähe und ideologische Verbundenheit im Kampf für gemeinsame Ideale. Suhaib Gasmelbari stellt die Geschichte des sudanesischen Kinos ins Zentrum seines Films und wirft dabei zugleich auch ein Licht auf die momentane Situation in dem von Krisen geschüttelten Land.

Kritik

Wartenummern eint eine nationenübergreifende Eigenschaft: die Gezogene ist eine, die zuletzt aufgerufen wird. Suliman Elnour, Eltayeb Mahdi und Ibrahim Shaddad (The Rope) haben Nummer 175 erwischt. Das war vor drei Tagen. Getan hat sich seitdem nichts. Also warten die grauhaarigen Männer weiter und sitzen solange im Dunkeln. Wann es wieder Strom, und damit buchstäblich einen Lichtblick gibt, wissen sie nicht. Einer spekuliert, dass sie inzwischen auf Warteplatz 200 abgerutscht sind. Nicht die Warte-, sondern die Machtposition entscheidet. Das pragmatische Trio im Zentrum von Suhaib Gasmelbaris archivarischer Spurensuche weiß das nur zu gut. Die Eingangsszenen der wehmütigen Dokumentation reflektieren allegorisch die Lebenslage der drei Filmschaffenden.

Sie warten schon eine halbe Ewigkeit; seit 1989. Damals gründeten sie die SFG. Die Sudanese Film Group sollte der Grundstein einer modernen, aufgeschlossenen Kinokultur werden. Stattdessen blieb es ein utopischer Traum, den der Militärputsch wenige Wochen später zerstörte. Sudans frisch erblühendes Kino, das durch Auszeichnungen auf kleineren Festivals bereits auf sich aufmerksam gemacht hatte, wurde unter der Diktatur zerschlagen. In der Gegenwart spricht Suliman in einem Radiointerview von Mord, ausgeführt von einem Verräter. Opfer war nicht nur die Kunstform, sondern Leben und Zukunft ihrer Fürsprecher. Zu ihnen zählen die Protagonisten, die sich im Gespräch auch über Verfolgung, Folter und Unterdrückung austauschen. 

In solchen vertrauten Momenten wird das filmische Epitaph auf ersticktes kreatives Potenzial zur stummen Anklage gegen ungesühnte Verbrechen und fortbestehende Strukturen der Unterdrückung und Zensur. Mit letzteren kämpfen die Jugendfreunde permanent in ihrem Bestreben, ihre frühere Arbeit wieder aufzunehmen und zudem der Bevölkerung des verarmten, krisengeplagten Landes Kino nahezubringen. In den Ruinen archaischer Lichtspielhäuser versuchen sie praktischer, technischer und behördlicher Hindernisse zum Trotz öffentliche Vorführungen zu organisieren. Nebenher träumen sie von der Realisation komplett ausgearbeiteter Filmprojekte, die in maroden Archiven seit Jahrzehnten vermodern. Ein Kampf gegen Windmühlen, angespornt durch den ein oder anderen winzigen Triumph. Filme kann man verbieten - Inspiration nicht. 

***

Programm-Tipp: Ergänzend eröffnet das Berlinale Forum einen Blick auf Kurzfilme aus dem Sudan und sudanesischer Filmemacher. Al Habil (The Rope) und Jamal (A Camel) von Ibrahim Shaddad sowie Al Mahatta (The Station) von Eltayeb Mahdi. Außerdem laufen dort Mahdis in Ägypten entstandener Al Dhareeh (The Tomb) sowie Shaddads in der DDR realisiertes Studentenwerk Jagdpartie.

Fazit

Resignation und Idealismus kollidieren in Suhaib Gasmelbaris Hommage an Sudans unterdrückte Kinokultur. Die prosaische Chronik dreier ihrer Fürstreiter gleicht den Mangel an inszenatorischer Finesse mit spürbarer Hingabe aus. Zugleich erinnert die Doku an die strangulierende Macht, die Zensur und Staatsgewalt in vielen Teilen der Welt über Kunst und Kulturbetrieb haben. Trotz der bedrückenden Thematik blitzt lakonischer Witz in lichten Momenten durch die trüben Aussichten und weckt Hoffnung, dass für Sudans Filmschaffende und Filmlandschaft eine Zukunft gibt.

Kritik: Lida Bach

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