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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Tammy hat eine Pechsträhne: Sie fährt nicht nur ihre Schrottkarre endgültig zu Bruch, sondern verliert auch noch ihren miesen Job im schmierigen Burger-Restaurant - nur um dann ihren Mann zu Hause mit der Nachbarin zu erwischen.Was bleibt frau anderes übrig als den Ghettoblaster aufzudrehen und das Weite zu suchen? Leider ist Tammy völlig abgebrannt, und ihr Auto fährt keinen Meter mehr. Schlimmer noch: Helfen kann ihr nur Oma Pearl, denn die hat einen Wagen, Kohle, und sie wollte immer schon mal die Niagara-Fälle sehen. Die liegen nicht unbedingt auf Tammys Fluchtroute. Doch sie brettert los - mit Oma im Schlepptau. Und bald merkt Tammy, dass dieser Trip genau ihre Kragenweite hat.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Seitdem die stämmige Dame aus dem mittleren Westen der Vereinigten Staaten für ihre turbulente Darstellung der Megan in „Brautalarm“ sogar eine Oscar-Nominierung einheimsen konnte, zählt Melissa McCarthy zum heißesten Shit der Comedy-Landschaft des kontemporären Kinos: Es war die Geburtsstunde eine schwarzen Zeitrechnung. Schon ihr heftigst auf Plattitüden ausgerichtetes Spiel in Paul Feigs Sommerhit grenzte zuweilen an durch Fremdscham ausgelöste Körperverletzung. Der Erfolg aber generierte, dass McCarthy auf diesem ungestümen Rollentypus hängengeblieben ist und jenen mit ihren Auftritten in der auf das weibliche Geschlecht fokussierten Buddy-Komödie „Taffe Mädels“, dem (ersehnten) Abschluss der„Hangover“-Trilogie oder dem Chaos-Schmu „Voll abgezockt“ bis zum Erbrechen frönte. Zugegeben: McCarthy beherrschte es in allen diesen Vehikel immerzu verdammt gut, die Gemütslage des Zuschauers von der apathischen Teilnahmslosigkeit in die schiere Erschöpfung - aufgrund des penetrant auf Vulgarismen gebürsteten Habitus - kippen zu lassen. Mit „Tammy – Voll abgefahren“ aber erreicht McCarthy nun eine neue Dimension der Radikalität.

Zusammen mit ihrem Ehemann Ben Falcone, der auch für die Sitcom „New Girl“ mit Zooey Deschnael tätig ist und „Tammy – Voll abgefahren“ inszenierte, verfasste Melissa McCarthy das Drehbuch. Es steht ja nicht zur Debatte, dass ihre Filme die Kinokassen recht ansehnlich klingeln lassen, und solange sich das World Wide Web das Maul über ihre Person zerreißt, wird es diese Art von McCarthy-Streifen weiterhin geben: Schlechte Werbung ist halt auch Werbung. Erschreckend ist nur, wie freimütig und mit jeder Selbstverständlichkeit im Schlepptau sich Frau McCarthy diffamieren lässt – oder eben durch eigene Hand komplett herabwürdigt. Ohne Rücksicht auf das eigene Selbstwertgefühl respektive das Bild, was dadurch in der Öffentlichkeit von ihr entstehen wird, brechen über die von ihr gespielte Tammy Kaskaden des Unheils ein. Erst gibt ihre Rostlaube den Geist auf, dann verliert sie ihren Job in einer lokalen Fast-Food-Kette, um anschließend auch noch ihren Mann beim Tête-à-Tête mit einer anderen Frau zu ertappen. Und das ist dann auch der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt und sie zurück in den Schoß der Familie zwingt. Das klingt nun ja erst mal nicht wirklich „schlimm“, doch anders als diese recht verhaltene Synopsis kennt „Tammy – Voll abgefahren“ eben nicht nur keine Gnade mit seiner Protagonistin, sondern auch nicht mit dem Publikum.

Gleich zu Anfang, bevor die Verkettung misslicher Vorfälle in Gang tritt, kommt es zu einer Szene, die repräsentativen Charakter für den gesamten Filmes besitzt: Wir sehen Tammy in ihrem Auto, wie sie sich wie die letzte Wildsau Kartoffelchips in den Rachen schiebt und den Text vom 80er Jahre Hit „Your Love“ schmatzend-keuchend mitjault. „Tammy – Voll abgefahren“ nämlich stellt sein Humorverständnis in Relation mit gesellschaftlichen Stigmata, was McCarthys Figur zur ungepflegten Versagerin erklärt und sich in dumpfen Witzchen über ihren adipösen Körperbau erschöpft – Neben dem entsetzlichen, ohne jedes Gespür für Timing präsentierten Pennälerhumor, versteht sich. Wenn sich Tammy dann zusammen mit ihrer alkoholisierten Großmutter Pearl (gespielt von Susan Sarandon) auf den Trip zu den Niagara Fällen macht, nimmt der Sadismus gegen Tammy stetig zu. Das Universum hat sich offensichtlich gegen diese Frau gerichtet, nach Herzenslust würgt ihr das Drehbuch Tiefschläge rein und labt sich voyeuristisch an ihnen. Da ist es klar, dass nicht nur McCarthys - durchaus vorhandenes – komödiantisches Improvisationstalent zur reinsten Tortour wird. „Tammy – Voll abgefahren“ ist ohne Zweifel eines der unangenehmsten Machwerke der letzten Jahre; eine Brachialkomödie, die vielmehr brachial vor die Wand gedonnert wurde denn brachial gut unterhält. Wie soll man sich also mit einer Hauptfigur anfreunden, wenn sie doch eh so abgrundtief verachtet wird?

Das Leben mischt Tammy mit Wonne ständig den schwarzen Peter zu, ihre Oma behandelt sie gerne mal wie Dreck und sperrt sie sogar – um ein kleines Schäferstündchen zu halten – aus dem Hotelzimmer aus, damit sie die Ehre hat, wie ein Penner vor der Tür zu nächtigen. „Tammy – Voll abgefahren“ aber will Tammy nicht nur gepflegt in die Pfanne hauen, nein, auf einer Independence-Day-Party, die von den lesbischen Freundinnen (ein hochnotpeinlicher Wink mit dem feministischen Zaunpfahl) Pearls gegeben wird, muss sich Tammy, und jetzt wird es wirklich paradox, vor versammelter Mannschaft für ihr Dasein als Nichtsnutz entschuldigen. Als würde sie Schuld daran tragen, dass sich Alles und Jeder gegen sie gerichtet hat. Wenn „Tammy – Voll abgefahren“ also versucht haben sollte, eine feministische Marschroute einzuschlagen, so darf man felsenfest postulieren, dass dieses Vorhaben mal so richtig schön in die Hose gegangen ist. Ben Falcone bettet das heuchlerische Szenario in ein grässlich konventionelles Narrativ (der R-Rating-Flatschen entstand durch das übliche Schimpfwortarsenal), das sich doch kein Stück um den Wert weiblicher Autarkie schert, stattdessen integriert er einen spießigen Love Interest im Holzfällerhemd (Mark Duplass), der den Film schlussendlich vollständig zur verabscheuungswürdigen, von einer das Nervenkostüm malträtierenden Proll-Kolportage angeführten Farce macht.

Fazit

Unausstehliches Comedy-Vehikel, das seinen vermeintlich feministischen Kern schnell einem widerlich heuchlerischen Gestus unterordnet und seinen prolligen Star im Sumpf der sadistischen Humorlosigkeit versinken lässt.

Kritik: Pascal Reis

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