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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

In der Villa einer großbürgerlichen Familie taucht ein seltsamer Gast, der den Vater, die Mutter, die Tochter, den Sohn und die Magd verführt. Nachdem er mit dem Fremden geschlafen hat, entdeckt der Sohn seine Berufung zum Künstler. Der Vater seinerseits verschenkt die Fabrik, die Magd wird Wunderheilerin.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Pier Paolo Pasolini (1922-1975) kann man wohl mit Fug und Recht als einen der filmschaffenden Künstler titulieren, die nicht nur einfach einer Arbeit, einer Aufgabe, einem Job nachgegangen sind, sondern mit einem immensen Herzblut diesem Privileg huldigten, um den Menschen vor den Leinwänden und Mattscheiben in ihrer Sicht auf die Dinge zu formen. Pasolini war ein Dichter und Denker; einer, der dem kleingeistigen Bürgertum immer schon ein Dorn im Auge war, weil er näher an der Praxis als an der Theorie war, was bedeuten soll: Pasolini kannte das Leben und konnte dementsprechend natürlich nur für rigorose Entrüstung sorgen, wenn er mit seiner Lebensklugheit direkt und ohne Umschweife ins Herz der sich selbst betrügenden Gesellschaft vorgestoßen ist.

Selbstredend wurde damals auch versucht, den Werken von Pasolini einen massiven juristischen Riegel vorzuschieben und diese durch Verbote gnadenlos von der Bildfläche zu verbannen. So auch bei „Teorema – Geometrie der Liebe“ geschehen, der sich unter dem äußerst schwammigen Stigma der „Obszönität“ geradewegs in der italienischen Zensurpolitik wiederfand. Unweigerlich muss man sich aber nach der Sichtung des Filmes die Frage stellen, wo verschrieene Obszönität denn zu finden wenn – und selbst wenn sie gegeben wäre, warum überhaupt rechtfertigt ein, wenn überhaupt Off-Screen stattfindender, Ausbruch in pikantere Gefilde ein Verbot? Natürlich ist an „Teorema – Geometrie der Liebe“ überhaupt rein gar nichts obszön oder ordinär, Pier Paolo Pasolini bricht vielmehr mit Wahrheiten durch die Tür, die die Bourgeoisie im Film als auch in der Realität gnadenlos aus ihrem mechanischen Selbstverständnis reißt.

Eine mailändische Familie unter dem patriarchalen Kommando des gutsituierten Industriellen Paolo (Massimo Girotti) gerät in Kontakt mit der Inkarnation des Messias (Terence Stamp). Die soziale Impotenz, die das familiäre Geflecht unlängst infiziert hat, wird durch den mysteriösen Fremden für kurze Zeit kuriert – und das letztlich schlichtweg durch die Kraft aufrechter Liebe. Tatsächlich aber ist die Liebe hier nicht nur die Erlösung vor der zwischenmenschlichen Abschottung, dem Aneinandervorbeileben. Die gutbürgerliche Festung hinter dem verstärkten Schmiedeeisenzaun ist ein Hort der Einsamkeit, in dem die Zärtlichkeit des Fremden schnell destruktive Ausmaße annimmt: Wenn sich die Liebe selbst schon nur noch als Abzweigung der Norm verstehen lässt, ist es ohnedem bereits zu spät, der Irrealität der herrschenden Klasse mit einem ordentlichen Hieb an Wahrhaftigkeit vor den Bug zu schießen. Das System muss zerbrechen, die Wirklichkeit lässt sich nicht mathematisch auflösen.

Fazit

„Teorema – Geometrie der Liebe“ trägt bereits im Namen die harschen Gegensätze, mit denen die skandalumwitterte Persönlichkeit Pier Paolo Pasolini sein Theorem grundiert: Die Liebe kann nicht nur Erlösung bieten, sie kann im Umkehrschluss auch zerstören. Pasolinis Offensive auf das Selbstverständnis der Bourgeoisie ist sicherlich Kunstkino, dem man sich mit der angemessen Stimmung annähern muss, aber wer sich auf Pasolinis Gedankengänge einlässt, wird durchaus erhellende 98 Minuten erfahren.

Kritik: Pascal Reis

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