Inhalt
Mama Morticia und Papa Gomez verstehen die Welt nicht mehr: Ihre pubertierenden Kinder erscheinen kaum noch zum gemeinsamen Essen und hängen endlos vor der Glotze. Um den Familienzusammenhalt zu stärken, verfrachten die Eltern Tochter Wednesday, Sohn Pugsley, Onkel Fester und die Crew schließlich in ihr Wohnmobil und starten in einen letzten schrägen gemeinsamen Urlaub. Was könnte da schon schiefgehen?
Kritik
2019 feierte die Familie Addams im Animationsfilm Die Addams Family ihr Leinwandcomeback. Nachdem die Kinofilme aus den 90ern recht erfolgreich gewesen sind, war die Erwartung der vielen Fans der kultigen Familie groß. Bei den Kritikern ist die Neuauflage weitestgehend durchgefallen und beim Publikum gab es gemischte Gefühle, dennoch spielte der Film bei einem Budget von 24 Millionen Dollar weltweit rund 203 Millionen Dollar ein. Da war es nur logisch, dass es auch eine Fortsetzung geben muss. Regie führten abermals Greg Tiernan (Hero of the Rails) und Conrad Vernon (Monsters vs. Aliens). Das Drehbuch stammte diesmal von Dan Hernandez (Pokémon - Meisterdetektiv Pikachu), Benji Samit, Ben Queen (Cars 2) und Susanna Fogel (Booksmart), die für die Fortsetzung nicht wirklich auf den ersten Teil aufbauten, sondern eine eigene Geschichte entwickelten, die auch ohne Kenntnis des Vorgängers verständlich bleibt.
Die Handlung ist nicht wirklich neu und originell, aber vermag dennoch zu unterhalten. Die Addams Family geht auf die große Reise und macht einen Roadtrip durch die USA mit dem großen Ziel Kalifornien. Natürlich geht auf der Reise so einiges schief, aber irgendwie meistern sie alle Hindernisse. Den verrückten Familienroadtrip kennt man schon von den Griswolds, die bereits in den 80ern in Die schrillen Vier auf Achse das Land unsicher machten. Diesmal sind es die Addams, die auf ihre spezielle Art Urlaub machen und da stehen dann eher schaurige Orte auf der Liste oder man macht es sich auf seine eigene Art gemütlich und liegt am Strand unter einer Regenwolke. Mit von der Partie sind auch das eiskalte Händchen, das den Wagen steuert und der treue Butler Lurch.
Inhaltlich ist die Handlung jedoch noch nicht ausgeschöpft. Auch wenn die Addams keine ganz normale Familie sind, so haben sie doch ganz normale Probleme. Die Kinder werden langsam erwachsen und stecken mitten in der Pubertät. Während Pugsley sich plötzlich für das weibliche Geschlecht interessiert und erfolglos die Dating-Tipps von Onkel Fester versucht umzusetzen, steckt Wednesday in einer Identitätskrise. Sie will sich selbst finden und weiß nicht, wer sie ist. Hinzu kommt noch, die Unklarheit über die familiäre Zugehörigkeit von Wednesday, denn es besteht die Möglichkeit, dass sie nach der Geburt vertauscht wurde. Der Film wirft dadurch unweigerlich die Frage auf, was eigentlich eine Familie ausmacht und wann man zu dieser gehört. Ist es allein die Geburt oder doch das Gefühl sich mit anderen verbunden zu fühlen? Auch ein böser Gegenspieler im Stile eines James Bond Bösewichts mit einem Steve Jobs Gedächtnisrollkragenpulli darf nicht fehlen.
Die Addams Family 2 hat das Rad nicht neu erfunden, aber es ist dennoch eine ganz ordentliche und unterhaltsame Umsetzung mit eingängigem Soundtrack, mit Pop- und Hip Hop-Titeln und zahlreichen popkulturellen Anspielungen auf Film, Musik und Internet. Gerade im Original punktet der Film auch mit einem starken Synchronsprechercast zu dem u.a. Oscar Isaac (Dune), Charlize Theron (Tully), Chloë Grace Moretz (Tom & Jerry) und Bill Hader (Es - Kapitel 2) gehören und denen man sogar Freiraum zum Improvisieren gab. Die Animation der Figuren ist ganz ansehnlich, auch wenn klar ist, dass man mit den Meistern von Pixar und Dreamworks nicht mithalten kann. Das schadet aber dem Gesamterlebnis nicht, da die Figuren an sich stimmig sind und auch ansonsten eine auf die Figuren abgestimmte Welt erschaffen wurde. Fans der Spielfilme aus den 90ern werden vielleicht die morbide, schwarzhumorige Art der Inszenierung von Barry Sonnenfeld vermissen, aber losgelöst davon hat auch der zweite animierte Film typische Addams Family Elemente – Wednesday quält Pugsley noch immer mit Vorliebe - nur entschärfter und familientauglicher, was auch bereits die FSK 6 Freigabe vermuten lässt.
Fazit
Vieles ist vorhersehbar und nicht wirklich neu und auch der morbide Charme ist etwas verloren gegangen, aber dennoch kann die deutlich familientauglichere Umsetzung der Addams Family gut unterhalten und dank der entschärften Gangart eignet sich „Die Addams Family 2“ auch für ein deutlich jüngeres Publikum.
Autor: Andy Mieland