Inhalt
Ein wohlhabender Hobbyjäger lädt einige Bekannte auf sein abgelegenes Anwesen ein. Neben dem Werwolf-Experten Dr. Lundgren sind es, in den Augen des Hausherren, potenzielle Wolfsmenschen. Das Gelände ist mit Kameras und Mikrofonen komplett überwacht und er ist sich sicher, innerhalb der nächsten Nächte als erster erfolgreicher Werwolf-Jäger in die Geschichte einzugehen.
Kritik
„Wer ist der Werwolf?“
Diese Frage stellt sich nicht nur im Kopf des Zuschauers, damit wird er direkt konfrontiert. Das Konzept von dem kaum bekannten Unikum „Mondblut“(„The Beast Must Die“,schöner Titel übrigens) ist so eigenwillig wie putzig. Direkt zu Beginn wie kurz vor Schluss (dann sogar mit einer 30-Sekunden-Bedenkzeit nebst eingeblendeter Uhr) wird das Publikum frontal zum miträtseln aufgefordert, womit der Film einen vorgegaukelt-interaktiven Anstrich bekommt (natürlich ohne Auswirkungen, DAS wäre wirklich mal was, aber wir sind hier ja nicht bei William Castle, "13 Ghost").
Lykaner-Cluedo (war es XY mit dem silbernen Kerzenständer im Speisesaal?), das zu keiner Sekunde Genre-typisch schaurig daherkommt, im besten Falle aufgrund seiner ungewöhnlichen Vorgehensweise interessant, eher artfremd mit schmissigem 70er-Funk unterlegt, wozu der optisch leicht an den Roundtree-„Shaft“ erinnernde Protagonist (Calvin Lockhart, „Der Prinz aus Zamunda“) dann ja schon wieder fast passt. Dieser empfängt als exzentrischer Jungmillionär und passionierter Fabelwesen-Jäger eine illustre Runde alter Bekannter, deren vergangene Wege von genug rätselhaften Leichen unter noch rätselhafteren Umständen gepflastert wurden (woher kennt man ausgerechnet so viele zwielichtige Gestalten, was läuft denn da schief?). Für ihn klar wie Kloßbrühe: Einer (mindestens) ist ein Werwolf und er wird ihn zur Strecke bringen. Sein gesamtes Anwesen in bester Big-Brother-Manier mit modernster Überwachungstechnik geschmückt, sollte ihm eine mögliche Transformation von Mensch zu Wolf nicht verborgen bleiben. Diese wird natürlich gezielt versucht zu provozieren, an sämtliche Details wurde gedacht und für die letzten, eventuellen Bildungslücken noch Fachmann Dr. Lundgren (Genre-Legende Peter Cushing, „Dracula“) mit ins Boot geholt. Mit Eisenhut und Silberkugeln wird alles daran gesetzt, das Tier im Mann bzw. der Frau zu entfesseln, was selbstverständlich nicht ohne Folgen bleibt und der Kreis der Verdächtigen mit der Zeit zwangsläufig (leicht) schrumpft.
Ein zugegeben drolliges Konzept, diese Whodunit-Mixtur aus Agatha Christie-Krimi und Werwolf-Horror mit Zeitkolorit, die neben seiner konkreten Ansprache an das Publikum leider nicht viel Ansprechendes zu bieten hat. Zu lange schleppt sich das Geschehen arg gedrosselt dahin, es passiert viel zu wenig und man ist sich irgendwann schon gar nicht mehr sicher, ob überhaupt nochmal ein Werwolf auftaucht. Mag Teil des erwünschten Spannungsbogens sein, der in seiner Behäbigkeit gehörig überspannt wird, ohne durch nennenswerte Einfälle weiter bei der Stange zu halten. Nur auf seine recht originelle Grundidee gestützt schlafen schneller als erwartet die Füße ein, bis kurz vor Schluss ist wenig los auf beim tranigen Krimi-Diner. Peter Cushing bringt mit seinem einzigartigen Charisma etwas B-Movie-Glanz in die schmucklose Hütte, kann den Film mit seiner Nebenrollen trotzdem weder großartig tragen noch entscheidend aufwerten. „Mondblut“ ist erstaunlich brav, zahnlos und trotz der individuellen Note bald schon bieder. Werwolf-Fans müssen einiges an Geduld mitbringen und bekommen dann noch als Belohnung eine der lumpigsten „Verwandlungsszenen“ vorgesetzt, die sich überhaupt vorstellen lässt (Schnitt, fertig. Super!).
Selbst der Überraschungseffekt, der bei einer derartigen Konzeption noch als Joker dienen könnte, hält sich in Grenzen. Zwar ist bis zum Finale nicht eindeutig klar, wer der „Auserwählte“ ist, wenn die Person schließlich enttarnt wird, bringt es allerdings auch keinen großen Aha-Effekt mit sich. Eigentlich ist es wie beim Auswürfeln oder Kartenziehen, Ausgang so willkürlich wie letztlich belanglos. Am Ende hat man einen sicherlich ungewöhnlichen, im Gegenzug nur auch nicht ernsthaft gelungenen Film gesehen.
Fazit
„Mondblut“ ist immerhin ein etwas anderer Werwolf-Film, der von seinen Voraussetzungen ganz interessant klingt. Die Umsetzung ist dabei nicht der Rede wert und rechtfertigt das Ansehen dadurch kaum. Als Mondjünger, auch aufgrund des vergleichsweise sehr stiefmütterlich behandelten Themas innerhalb des Genres, eventuell mal zu registrieren, ohne irgendwelche gehobenen Erwartungen zu stellen. Bedauerlich, da war mehr drin, deutlich mehr.
Autor: Jacko Kunze