Inhalt
Spätestens seit 9/11 ist der große Feind der gesamten westlichen Welt der subtile Terrorismus. Dass auch hinter all den Vertuschungen und der Korruption der Feind in den Reihen des eigenen Staates lauern kann, hat uns Jason Bourne bereits zwei Mal eindrucksvoll bewiesen – und nebenher das Genre des Spionage-Thrillers vorbildlich an das gegenwärtige Zeitgefühl angepasst. Nachdem Regisseur Paul Greengrass mit „Die Bourne Verschwörung“ Doug Limans „Die Bourne Identität“ in allen Punkten sinnvoll erweiterte, legt er mit dem Ende der Trilogie erneut Einen drauf und wechselt merkbar auf die Action-Schiene.
Kritik
Jason Bourne (Matt Damon) wird immer noch von diesem Problem geplagt: Seine Erinnerungen wollen einfach nicht zurückkehren. Nach dem Tod von Marie macht ihm sein Bruder (Daniel Brühl) auch noch Vorwürfe. Dennoch entscheidet er sich, endgültig seine Vergangenheit aufzudecken und sucht den Journalisten Simon Ross (Paddie Considine) auf, der ebenfalls über das inzwischen beendete Attentäter-Ausbildungs-Programm „Treadstone“ recherchiert, welches inzwischen wieder aufgegriffen und in „Blackbriar“ umbenannt wurde. Und wieder einmal zeigt sich, dass Politik-Journalisten quasi mit einer Waffe an der Schläfe leben, die losgeht, sobald man zu viel herausfindet. Denn Noah Vosen (David Strathairn), seines Zeichens CIA-Abteilungsleiter und Verantwortlicher von „Blackbriar“, setzt sein Killerkommando auf ihn aus und will alle Spuren vernichten. Doch selbstverständlich ist Super-Agent Bourne den bösen Männern immer einen Schritt voraus. Nur in der Agentin Nicky Parsons (Julia Stiles) und Pamela Landy (Joan Allen) findet Jason Bourne zwei Verbündete, während die wichtigen Köpfe der CIA ihn tot sehen wollen.
Im Gegensatz zu den Vorgängern von 2002 und 2004, die noch einen relativ gemächlichen, aber sehr spannenden Fluss hatten, offenbart sich „Das Bourne Ultimatum“ fast schon als extreme Achterbahn durch ein dutzend Städte auf der Welt. Verschnaufen darf man nur noch kurz zwischendurch, während man in Teil 1 und 2 kaum ins Schwitzen geriet. Die Spannung bestand in diesen Filmen noch stark aus einer Kombination aus Handlung, Dialog, Charakterentwicklung und der subtilen Action, während „Das Bourne Ultimatum“ seine Spannung aus den zahlreichen aneinandergereihten Action-Szenen bezieht. Da man die wichtigsten Charaktere schon kennt, verschwendet Greengrass keine Zeit damit, diese erneut einzuführen, sondern gibt diesmal ordentlich Vollgas. Gerade dadurch wird der Dialog-Anteil stark zurückgefahren, aber ohne dass die Story auch nur ein bisschen an Qualität und Übersichtlichkeit verliert. Eher im Gegenteil. Die Handlung entpuppt sich sogar als die Stärkste der Trilogie, die Suche nach der unumstößlichen und endgültigen Wahrheit ist stets spannend und grandios inszeniert.
Auch zeigt sich hierbei erneut, wie korrupt die Regierung doch sein kann, wie blutig und gnadenlos die Geheimniskrämerei, die dadurch entsteht, letzten Endes ist. Der Originalromanvorlage von Robert Ludlum, angesiedelt im kalten Krieg, kommt der Film erstaunlich nahe, trotz der Versetzung in die Gegenwart. Ein paranoides Verwirrspiel, in dem Freund und Feind nie klar definiert sind, mit überraschenden Wendungen und hervorragender Action, bekommt man hier zu sehen.
Paul Greengrass legt immer noch großen Wert auf eine starke Authentizität und achtet stark darauf, dass der Film nicht den Bezug zur Realität verliert. Die ganze Action, die im Film zu sehen ist, ist haargenau darauf abgestimmt, sodass man kaum eine Verschnaufpause hat, der Film aber dennoch seinen Realismus wahrt, während der ältere Genrekollege James Bond immer mit seinen Bösewichtern die Wirklichkeitsflucht antritt.
Die Darstellung des Jason Bourne absolviert Matt Damon („Departed“, „Good Will Hunting“) nicht nur mit Bravour, sondern ist überzeugender als je zuvor. Nach der jahrelangen Flucht, all den Verlusten und Morden, scheint Jason Bourne einfach die Schnauze voll zu haben. Und diese Wut, die dadurch zu entstehen scheint, bringt Matt Damon fantastisch auf die Leinwand. Die schmerzhaften und fast schon unerträglichen Nahkampfszenen tun ihr Übriges. Bis auf Joan Allen („Death Race“, „Hachiko“), die teils doch stark blass bleibt, machen alle eine tolle Arbeit. Auch Julia Stiles („Hamlet“, „Dexter“), die im Vorgänger noch eine zwielichtige Rolle spielte, überzeugt auf voller Linie.
Nachdem Matt Damon einen vierten Teil ausgeschlossen hatte, dann seine Mitwirkung an einem weiteren Film an die Mitarbeit von Regisseur Paul Greengrass band und nach dessen Absage durch Jeremy Renner ersetzt wurde, wird nun „The Bourne Legacy“ 2012 über die Leinwand flimmern. Auf dem Regiestuhl wird diesmal Tony Gilroy Platz nehmen, der für alle drei Teile das Drehbuch schrieb und sich somit schon perfekt in dem Bourne-Universum auskennt. Schon für seinen ersten Thriller „Michael Clayton“ wurde Gilroy mit einer Oscar-Nominierung geehrt, was durchaus von seiner Kompetenz zeugt. Obwohl das Ende von „Das Bourne Ultimatum“ als Abschluss der Reihe eigentlich „perfekt“ war, dürfte man sich wohl über die „neue“ Reihe freuen.
Fazit
Paul Greengrass serviert hier einen Big-Budget-Thriller, der mit seiner perfekt-dezenten Musik, seiner tollen Kameraführung und seinem Schnitt, seinem super-coolen Protagonisten, seiner smarten und wendungsreichen Handlung und nicht zuletzt seiner fantastischen Realo-Action den Zuschauer fast schon nervenzerreißend-spannend in den Sessel drückt. Als dritter Teil und Abschluss der Trilogie ist dieser Film untypischerweise der beste Teil der Reihe. Einer der besten Spionage-Thriller der letzten Jahre ebenfalls.
Autor: Kadir Güngör