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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Cam Brady (Will Ferrell) und Marty Huggins (Zach Galifianakis) spielen in Die Qual der Wahl zwei rivalisierende Politiker in North Carolina, die sich Hoffnungen auf eine Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten machen. Während Cam Brady ein alter Hase im Politikgeschäft ist und bereits zum fünften Mal für einen Sitz im Kongress kandidiert, gibt es nun ausnahmsweise mal einen aussichtsreichen Gegenkandidaten. Der Außenseiter und Familienmensch Marty Huggins könnte dem erfahrenen Politiker mit seiner bodenständigen Art doch tatsächlich den Rang ablaufen. Cam Brady muss sich nun ganz schön ins Zeug legen, um die wertvollen Wählerstimmen von Farmern, Bänkern, Frauen, Veteranen und philippinischen Karussellbremsern gewinnen zu können. Macht euch bereit für einen schmutzigen Wahlkampf zwischen den US-Comedy-Größen Will Ferrell und Zach Galifianakis. Sie kämpfen mit harten Bandagen und greifen tief in die Trickkiste, um ihren Gegner am Erfolg zu hindern.

Kritik

„Ich bin nur einem verpflichtet, nämlich dem größten Amerikaner aller Zeiten: Jesus Christus!“

Wenn uns die Realität nicht schon oft genug und ganz speziell natürlich bei der letzten Präsidentschaftswahl (und deren immer noch aktuellen Konsequenzen) vor Augen geführt hätte, müsste jeder geistig gesunde Mitteleuropäer den durchschnittlichen, US-amerikanischen Wahlkampf normalerweise als Produkt übermotovierter Satiriker betrachten. Der Zirkus der dort veranstaltet wird ist mit unserem üblichen Gewäsch aus wenig konkreten Halbaussagen und unverbindlichen Pseudo-Versprechen bei zumindest halbwegs seriösen, öffentlichkeitswirksamen Auftritten nicht mal ansatzweise zu vergleichen. Viel Show, viel künstlich aufgeplustertes Drama, noch mehr Unsinn der unter diesen besonderen Umständen plötzlich unter einer Art Intelligenz-Artenschutz steht, weil so halt das Spiel funktioniert. Fast wie Wrestling, nur ohne körperliche Betätigung. Das parodieren zu wollen klingt so gesehen verdammt schwer, aber gerade weil jede noch so abstruse Satire schneller von der Wirklichkeit eingeholt werden kann (siehe Wag the Dog von 1997, der schon zwischen Fertigstellung und Release viel authentischer wurde als er es wohl jemals geträumt hätte), eigentlich ein unendlich fruchtbarer Boden, bei dem sich zahlreiche Gags praktisch von selbst schreiben.

Nun sind Will Ferrell (Die etwas anderen Cops) und Regisseur Jay Roach (Meine Braut, ihr Vater und ich) nicht unbedingt die Fein-Kabarettisten vom Dienst, besonders Ferrell spaltet seit jeher Publikum und Kritiker. Ewig schon ganz vorne in der Liste der am wenig lukrativsten Filmstars genießt der Mann dennoch bei nicht wenigen Menschen nahezu Kultstatus, in den USA noch deutlich mehr als hier. Er besitzt unbestreitbar ein ganz großes Talent: Sich selbst mit voller Absicht und einer trotzdem von Selbstbewusstsein nur so strotzenden, gespielten Überheblichkeit ungeschützt der Lächerlichkeit preiszugeben, das ist Gold wert. Nahezu jeder seiner Filme – die durchaus von sehr schwankender Gesamtqualität sind – werden allein durch ihn leicht bis enorm besser, auch Die Qual der Wahl wäre ohne ihn nur die Hälfte wert. Als seit Jahren konkurrenzloser und dementsprechend siegessicherer Kongress-Kandidat Cam Brandy, der aus dem Nichts von dem farblosen, pummeligen,  herzensguten wie heillose naiven Marty Huggins (Zach Galifianakis, Hangover) herausgefordert wird und unvorbereitet tatsächlich ganz tief in die unterste Wahlkampfschublade greifen muss. Womit sie sich auf Augenhöhe begegnen, denn der sonst so knuffige und harmoniebedürftige Huggins ist nur eine Marionette der allmächtigen Motch-Brüder (Dan Aykroyd & John Lithgow), die sich einen dankbaren Ja-Sager und Unterschriften-Bimbo für ihre Industrie-Schweinerein backen möchten. Und der mit allen moralischen Abwasser gewaschenen Berater Wattley (Dylan McDermott, American Horror Story) füllt dieses unbedarft-hohle Gefäß in rekordverdächtiger Windeseile mit allem, was das Schlammschlacht-Lehrbuch so hergibt.  

Feingeistig ist der Film ganz sicher nicht, der Humor-Stil wird schon nach wenigen Minuten ganz tief unter die Gürtellinie verlagert und direkt durch den Hosenschlitz geblasen. Ferkelige Zoten am laufenden Band, die aber in der gewohnten Will-Ferrell-Manier (man denke nur an Anchorman – Die Legende von Ron Burgundy) fast schon wieder charmant daherkommen. Eigentlich ekelhaft Anti-charmant hoch zehn, aber trotzdem total drollig. Das kann irgendwie nur Farrell. Etliche Gags verhungern dafür auch auf halbem Wege, besonders so namenhafte Nebendarsteller wie Aykroyd, Lithgow oder auch Brian Cox (The Autopsy of Jane Doe) tauchen in ihren wenigen Szenen nur auf um ganz schnell wieder vergessen zu werden, der Film verschleudert im wahrsten Sinne des Wortes seine Möglichkeiten wie Cam Brady seinen Mannessaft bei jeder sich bietenden oder noch lieber jeder unmöglichen Gelegenheit…was wiederum für einige der besseren Lacher des Films sorgt. Als Politsatire zwar durchaus mal nah dran am Absurditätenkabinett seines Entstehungslandes (manchmal sogar bald 1:1, aber wie gesagt, da ist der US-Wahlkampf ein wehrloses Opfer), insgesamt aber keinesfalls richtig daran interessiert oder auf höherem Niveau wettbewerbsfähig. Hier geht es um schnelle, platte Lattenkracher, bei denen es mal einschlägt und mal Richtung Eckfahne, noch zusätzlich belastet durch ein sehr schales, moralinsaures Finale, das so gar nicht zum angepeilt dreckigen Ton passen will. Schade, besonders diese leichte Feigheit zum Schluss, denn so richtig und vor allem durchgehen neben der Spur, wer weiß…

Fazit

Wer grundsätzlich mit Will Ferrell und dem oft typischen Tieflader-Humor seiner Filme nichts anfangen kann, der sollte sich erst recht nicht an „Die Qual der Wahl“ versuchen. Auch Fans müssen den nicht zwingend sehen, dafür verschenkt der eindeutig zu viel und es gibt ausreichend bessere Alternativen, aber ganz ehrlich: Wer hier nicht ab und zu mal schmunzelt (auch mal öfter oder heftiger) macht das allgemein nicht gerne. Oder? Zum 1 ½ Mal gucken. Einmal ganz und dann nur nebenbei, die guten Stellen einfach merken. Überschaubar, aber die lohnen.

Kritik: Jacko Kunze

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