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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Als Swanson das Anwesen seines Vaters erbt, eröffnen sich dadurch unendliche Möglichkeiten für ihn. Zusammen mit seinen Freunden, die mit ihm auf einer Wellenlänge sind, verbringt der Hipster in Brooklyn die Zeit damit, seine Mitmenschen durch Pseudo-Aufrichtigkeit zu provozieren. Dabei geht er immer radikaler vor und versucht, die Grenzen des noch zu ertragenden Verhaltens auszutesten. Einer Bekanntschaft versucht er zu erklären, warum er Hitler verteidigt und imitiert einen Südstaatler beim Umgang mit seinen Sklaven. Swanson schwingt peinliche Reden in einer afro-amerikanischen Nachbarschaft, nimmt einen Job als Tellerwäscher für 7,50 Dollar in der Stunde an und bietet einem Taxifahrer 400 Dollar, wenn er das Steuer übernehmen darf. All diese Aktionen enden in Peinlichkeiten und Chaos.

Kritik

Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Wer jedoch bei der Sichtung von The Comedy in regelrechte Lachkaskaden verfällt, der sollte sich wohl stärker denn je mit der Frage auseinandersetzen, wo und unter welchen Bedingungen seiner Meinung nach Humor eigentlich beginnt? Dass der Mensch sich über verschiedene Dinge zu amüsieren weiß, vom zaghaften Schmunzeln bis zum mit lärmenden Brüllen, lässt sich letztlich über individuelle Assoziationen erläutern, die die individuelle Vorstellungskraft stimulieren und je nach Prägung in ein vollmundiges Prusten oder in das genaue Gegenteil, das klägliche Schweigen, übersetzt. The Comedy ist angesichts dieser Uneinigkeit von Wahrnehmungsformen eine wunderbare Teststrecke, um die Grenzen des eigenen Humorbewusstseins nicht nur bis aufs Äußerste auszuloten, sondern sie auch mit voller Breitseite zu sprengen: Dieser Film ist nicht lustig, auch wenn quasi alles darin darauf hinausläuft, lustig zu sein.

Gerade diese tonale Dissonanz ist es, die The Comedy letztlich so wertvoll macht, gewinnt Regisseur Rick Alverson (Entertainment) aus diesem Aspekt doch eine durch und durch beißende Ambivalenz, die seine dritte Regiearbeit nach The Builder und New Jerusalem oftmals zur wahren Grenzerfahrung. Im Mittelpunkt diese nahezu anti-dramaturgischen Werks steht der Mitdreißiger Swanson (Tim Heidecker, Brautalarm). Durch das Geld seines hochgradig pflegebedürftigen Vaters kann sich der Hipster ein grelles Leben im New Yorker Trendviertel Williamsburg erlauben. Die Situationen, in die Rick Alverson seinen Hauptakteur in The Comedy manövriert, muten auf dem Papier wie einzelne, oftmals improvisatorischen Episoden aus dem Bausatz einer anarchistisch angehauchten Komödie an: Swanson diskutiert auf Partys über Adolf Hitler und huldigt seinem visionären Geist, er warnt afroamerikanische Jugendliche aus der Nachbarschaft vor der sich anbahnenden Gentrifizierung und erkauft sich eine kuriose Taxifahrt von 20 Minuten für 400 Dollar.

In der Umsetzung aber verstummt das Lachen nicht nur, es zerschellt einem scherbengleich in der Kehle. Alverson erkundet die Schnittstellen zwischen Provokation, Fremdscham und Abneigung. Und es bedarf schon einiges an Mut, ein derart misanthropisches Ekelpaket wie Swanson zum Dreh- und Angelpunkt der „Geschichte“ zu erklären, fordert seine soziopathische Abgebrühtheit den Zuschauer doch nicht nicht nur heraus, sie macht es ihm auch auf jede erdenkliche Art und Weise schwer, den weiteren Verlauf seines exzessiv-selbstzerstörerichen (Lebens-)Weges zu ertragen. Dass Rick Alverson Swanson nicht verdammt, sondern die permanenten Herabwürdigungen und Machtdemonstrationen, die Swanson seinem Umfeld zumutet, nutzt, um ein zuweilen äußerst feingliedriges Psychogramm anzufertigen, bewahrt den Charakter vor karikaturesken Zügen. Über jeder seiner Taten und Worte thront eine existenzielle Traurigkeit, seine Menschenverachtung scheint das Ventil, um das eigene, gescheiterte, jenseits von Zielen und Idealen angesiedelte Dasein im Niemandsland zu überstehen.

Fazit

"The Comedy" ist eine echte Herausforderung. Mit dem erstklassig von Tim Heidecker gespielten Swanson erwartet den Zuschauer eines der größten Ekelpakete des 21. Jahrhundert. Rick Alverson aber labt sich nicht an den herabwürdigenden Zynismen, die sein Hauptdarsteller in die Welt hinausposaunt, sondern nutzt ihn, um ein durchaus bedachtsames Psychogramm zu entwerfen: Was bleibt, ist die alles zermürbende Traurigkeit eines Menschen, der sein eigenes Leben nicht mehr erträgt.

Kritik: Pascal Reis

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