6.1

MB-Kritik

Nachts, wenn das Skelett erwacht 1973

Sci-Fi, Horror – UK

6.1

Christopher Lee
Peter Cushing
Lorna Heilbron
George Benson
Kenneth J. Warren
Duncan Lamont
Harry Locke
Hedger Wallace
Michael Ripper
Catherine Finn
Robert Swann
David Bailie
Maurice Bush
Tony Wright
Marianne Stone
Alexandra Dane

Inhalt

Der Wissenschaftler Emmanuel Hilden und sein Halbbruder James, Direktor einer Irrenanstalt, sind auf der Suche nach einem Serum, welches das Böse im Menschen bekämpft. Von einer Forschungsreise aus Neuguinea bringt Hilden ein riesiges Skelett mit, welches von einer menschenähnlichen Urzeitkreatur zu stammen scheint, Wenn es mit Wasser in Berührung kommt, bildet es wieder lebendes Gewebe. Aus dem Blut extrahiert Hilden ein Serum, doch unterschätzt dessen Gefahr...

Kritik

Der britische Horrorfilm war seit Ende der 50er Jahre fest in der Hand der legendären HAMMER-Studios, bis finanzielle Flops und der sich wendende Publikumsgeschmack sie langsam aber sicher in den Ruin trieben. In den 70ern ging es steil bergab, die Filme wurden immer billiger und gleichzeitig blutiger, um die Zuschauer doch noch in die Kinos zu locken, der Erfolg blieb aus. Ein Film wie „Nachts, wenn das Skelett erwacht“ erinnert an die guten Tage von HAMMER…nur, dass er nicht von ihnen stammt! COLUMBIA drehte ihn zu der Zeit, als mit der Kult-Schmiede schon kaum noch etwas los war und verpflichtete gleich drei ihrer bekanntesten Zugpferde. Die Regie übernahm Freddie Francis („Frankensteins Ungeheuer“), die Hauptrollen das Traumpaar schlechthin, Peter Cushing („Frankensteins Fluch“) und Christopher Lee („Dracula“), die etliche Male gemeinsam vor der Kamera standen und diese Ära des Horrorfilms wie keine anderen geprägt hatten. Zwangsläufig kommt da das alte HAMMER-Feeling auf, besonders bei einem solchen positiven Gesamtprodukt.

Peter Cushing variiert als Dr. Emmanuel Hildern praktisch seine berühmteste Rolle des Dr. Victor Frankenstein, der eigentlich nichts Böses im Schilde führt, im Namen der Wissenschaft jedoch die Grenzen der Ethik überschreitet und das Unheil heraufbeschwört, wobei diesmal noch deutlich edlere Motive im Vordergrund stehen. Mit dem Fund eines übermenschlich großen Skeletts in Neuguinea erschließt sich ihm die einmalige Chance, das Böse in der Welt für immer auszulöschen. Glaubt er zumindest. Bei Kontakt mit Wasser bilden die Knochen neues, lebendes Gewebe. In einer entnommenen Blutprobe meint er, das pure Böse in Form eines Erregers isoliert zu haben. Ungeahnte Möglichkeiten: Wenn das Böse eine Art ansteckende Krankheit ist und nicht als unabdingbare Teil in der menschlichen Psyche verankert, dann könnte man einen Impfstoff entwickeln. Das Paradies auf Erden schaffen. Klingt zu schön um wahr zu sein und natürlich ist die Sache bei weitem nicht so einfach, wie er es sich in seiner Euphorie erhofft. Schließlich verleiten ihn blinder Ehrgeiz und ein dunkles Geheimnis aus seiner Vergangenheit zu einem schwerwiegenden Fehler, in dem auch seine Tochter Penelope und sein Halbbruder James (Lee), der Leiter der örtlichen Irrenanstalt, eine gewichtige Rolle spielen.

Wer sich auf einen klassischen Monsterfilm einstellt, dürfte wahrscheinlich etwas dumm aus der Wäsche gucken, denn davon bietet „Nachts, wenn das Skelett erwacht“ nur sehr wenig. Tatsächlich erwacht das olle Gerippe erst ziemlich spät und wird dann auch nur sehr spärlich präsentiert. Creature-Fans machen da eventuell ein langes Gesicht, für die Qualität des Films macht das allerdings kaum bis gar nichts aus, wenn man sich nicht stoisch an die Vorstellung eines wütenden Riesenskeletts klammert. Die dargebotene Geschichte ist verhältnismäßig originell, auch wenn sie sich natürlich bei bereits erwähnten Motiven bedient, und ist somit nicht zu arg vorhersehbar. Freddie Francis inszeniert nach bewährten HAMMER-Mustern und seine Stars müssen gar nicht so viel leisten, die überzeugen allein durch ihr göttliches Charisma und ihre strahlende Leinwandpräsenz. Eine zwar simple, dafür gut konstruierte Story, die vom Ablauf deutlich kreativer und eigenständiger als viele vergleichbare Produktionen dieser Zeit ist, wenige, dafür liebevoll gemachte Effekte, die gewohnt tolle Stimmung und besonders das für damalige Gepflogenheiten überraschende, clevere und doppeldeutige Ende sorgen für enorm kurzweilige 88 Minuten

Fazit

Peter Cushing, Christopher Lee, Freddie Francis. Drei Namen, mit denen man zumindest in der Kombination relativ wenig falsch machen kann. Für Fans des britischen Old-School-Horrors eine Pflichtveranstaltung, auch wenn ausnahmsweise mal nicht HAMMER draufsteht. Erschrecken oder wirklich gruseln wird sich da heute keiner mehr, doch das müssen diese Filme auch nicht (mehr), die haben ihren ganz eigenen Reiz.

Autor: Jacko Kunze
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