3.3

MB-Kritik

The Dark Below 2016

Sci-Fi, Horror

3.3

Inhalt

Meeresbiologin Olive Crown wird bei einem Tiefseetauchgang von einem Wesen angegriffen. Sie überlebt die Attacke und bringt ein Ei mit an die Oberfläche, dass geheim in ihrem Keller schlüpft. Die geborene Kreatur übt eine sonderbare Faszination auf sie aus. Statt den Fund zu melden, verteidigt sie es und ist bereit, über Leichen zu gehen.

Kritik

„Man sollte nie ein Kind von seiner Mutter trennen!“

Es ist wirklich bedauerlich – und das muss auch so drastisch ausformuliert werden -, wie beschissen The Dark Below umgesetzt ist, denn aus der grundsätzlichen Idee ließe sich absolut etwas Brauchbares machen. Auch mit wenig bis gar keinem Budget, was dieser Film wahrscheinlich immer als Persilschein aus dem Ärmel zaubern kann, wenn mit ihm jemand harsch ins Gericht gehen will. Low-Budget hin oder her, es ist immer eine Frage bzw. Wage von ersichtlichem Talent und mangelnder Mittel und da bleibt das Langfilmdebüt von Stewart Sparke, außer den klar definierten Inspirationsquellen, jeden Gnadenerlass schuldig.

Von einem Tauchgang in bisher nicht erforschte Tiefen bringt die junge Meeresbiologin Olive (Anna Dawson, The Black Prince) einen blinden Passagier oder genauer genommen ein monströses Kuckucksei mit. Statt (wie es auch nur halbwegs seriöse Wissenschaftler es wohl in der Regel praktizieren) den Fund sofort zu melden und sich im Ruhm der neuartigen Entdeckung zu sonnen, versteckt sie das geschlüpfte, bizarre Tentakel-Wesen lieber im heimischen Keller-Aquarium, was ihr treudoofer Freund nicht blickt, da er eher Augen für ihre zu Besuch gekommene Schwester hat. Auch ihr später eingeweihter Kollege klopft lieber wie ein Kleinkind auf Klassenfahrt im Seal Life an die Scheibe (da wird das allgemein verboten, aber die hier haben den Shit schließlich studiert) und gibt kluge Tipps wie „Du musst es füttern“, ohne auch nur den geringsten, logischen Handschlag zu unternehmen. Wie auch immer, bald schon erwacht der Mutterinstinkt von Olive, die ihren Saugnapf-Säugling mit Frischfleisch versorgt, bis eines das andere ergibt. Was, mal abgesehen von den üblichen B-Movie-Unzulänglichkeiten, nach einem Old-School-Body-Horror- und Creature-Film klingt und dadurch durchaus Interesse erwecken kann, ist ein oftmals unschaubarer Haufen Rotz, der sicher in wenigen Wochen schon seine Free-TV-Premiere auf Tele 5 feiern dürfte. Ohne Ironie, abwarten…

Natürlich bezieht sich der Film theoretisch auf große Vorbilder. Von den bizarren, geistigen Creature-Vorlagen eines H.P. Lovecraft (Der Re-Animator), dem sexualisierten, triebhaften Body-Horror der frühen Cronenberg-Werke (Rabid) bis zu schlichten, aber immer noch präsenten 70er und 80er B-Movies wie z.B. Basket Case…die auch nicht mehr gekostet haben können als dieser Film, der – auch bei gestiegenen Betriebskosten – einfach unverschämt schrecklich inszeniert wurde. Bis auf die Grundidee ist hier alles eine reine Zumutung, lediglich die handgemachten Effekte mag man noch beschützend schonen, denn das ist nun wirklich mit wenig Geld wohl nicht besser zu machen und so gesehen völlig okay. Der Rest - von den unterirdischen Darstellern, den Dialogen und der Discounter-Optik auf Scripted-Reality-Niveau, der lieblosen Verschwendung eines ganz reizvollen Gedankens -, wird zu Durchhalteparole und der Hoffnung auf diesen kleinen Moment, wenn der Film auch nur geringfügig seinen Idolen gerecht wird. Pustekuchen. Als in der letzten Szene mal ganz kurz eine vernünftige Situation entstehen könnte, wird man prompt mit einem ultra-billigen CGI-Effekt aus dieser Gurke rausgeschmissen, was stellvertretend für das gesamte Werk steht. Theoretisch ganz nett, praktisch katastrophal von vorne bis hinten und einzig am Leben erhalten durch das verzweifelte anbiedern an Klassiker des B-Movie-Horrors, die mit (damals) vergleichbaren Möglichkeiten zu Referenzwerken wurde. Zurück ins Meer damit, taugt nicht mal zum Anfüttern.

Fazit

So lobenswert es ist, das sich heute noch an solchen Filmen versucht wird, diese kümmerlichen C-Movie-Hommagen braucht nun wirklich kein Mensch. Mit fähigen Leuten von Anfang bis Ende eventuell, vielleicht und möglicherweise hätte dies ein interessanter Film werden können. Es lebe der Konjunktiv.

Autor: Jacko Kunze