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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Ernsthaft in die Tat umsetzen wird hoffentlich keiner, was Avi Mograbi uns da aus dem Wohnzimmersessel anbietet: eine Kurzanleitung zur militärischen Besatzung. Seine strategischen Betrachtungen haben den unschuldigen Anstrich allgemeiner Überlegungen, wie man ein fremdes Territorium gegen alle Widerstände erfolgreich besetzt. Als Musterbeispiel dient ihm die israelische Besatzung der palästinensischen Gebiete in der Westbank und im Gaza-Streifen.

Kritik

Willkommen zu einer neuen Ausgabe unserer unerschöpflichen Filmreihe Alte weiße Cis-Männer erklären die Welt. Diesmal mit einem Berlinale Festival Special, weil kein Thema so abgegrast ist, dass ein grauhaariger Herr mit gewissem künstlerischen Renommee ihm nicht völlig neue Relevanz geben könnte. Am Start vor und hinter der Kamera: Avi Mograbi (Between Fences). Co-Starring: das Wohnzimmer des israelischen Regisseurs und Drehbuchautors. Dem geht es in seinem kinematischen Pamphlet in erster Linie um den eigenen aktivistischen Nimbus.

Sekundär ist der satirisch als „Handbuch“ titulierte Schwerpunkt seines Vortrags, illustriert von historischen Filmdokumenten und Fotos. Die Annektierung palästinischen Landes durch die israelische Regierung wird ausgehend von der nunmehr über ein halbes Jahrhundert andauernde Besetzung von Westjordanland und Gazastreifen unter politischen, militärischen und strategischen Gesichtspunkten analysiert. Die nüchterne Schlussfolgerung, dass es sich bei der Maßnahme um einen von Menschen- und Völkerrechtsverbrechen begleiteten Terrorakt handelt, ist ebenso unausweichlich wie eindringlich. Mograbis Selbstdarstellungsdrang ist dennoch überaus zwiespältig. 

Hat er mit dem, was er in knapp unter zwei Stunden darlegt, recht? Im Großen und Ganzen schon. Ist irgendeine neue Erkenntnis dabei? Nein, eben nicht. Mehr noch: Die Interviews mit Dutzenden israelischen Soldaten, deren Name und Einsatzgebiet bis auf wenige Ausnahmen eingeblendet sind, wurden nicht von Mograbi zusammengetragen, sondern sind Archivaufnahmen des Projekts „Breaking the Silence“. Wie die Zeitbilder hat Mograbi die in ihrer Kaltblütigkeit schockierenden Zeugnisse lediglich sortiert und montiert. Eine überschaubare Leistung.

Fazit

Mehr als ein gut bestücktes Archiv, einen Fundus an historischen Aufnahmen und eine Standkamera braucht es nicht für einen Festival-Run, der vor allem die Scharfsicht des Filmemachers vermitteln soll. Avi Mograbis filmische Geschichtsstunde über Israels unrechtmäßige Besetzung palästinischen Landes erholt durch das jüngste Aufflammen der Gewalt einen Anstrich politischer Relevanz, den der didaktische Inhalt nur bedingt rechtfertigt. Das Handbuch ist vorrangig eines der Selbstbespiegelung: ein typisches Lockdown-Filmzeugnis von zu viel Zeit allein zuhause.

Kritik: Lida Bach

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