{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Marika, eine verwitwete Schneiderin aus Ungarn, beherbergt während der turbulenten Jahre des Zweiten Weltkriegs und des slowakischen Krieges einen jüdischen Jungen in ihrem Haus an der slowakisch-ungarischen Grenze.

  • Ukyggce8iq1vfwwahhjbz6prezb
  • S5pcb2lnzky7bocic5si3ipx1yi
  • Hvfzesjt0njpny2imckqnrjrfqn
  • Suhv4ovla0aevkouuyglgktrkle
  • Tdrjgvefekyq9crwpoqxheohs9i
  • Fnyyino3efyjrfpqlpr2bvzs3ic
Quelle: themoviedb.org

Kritik

Gesehen beim 31. Jüdischen Filmfestival Berlin Brandenburg

Die Zeiten ändern sich oft rasant. Ein Film, der noch vor einigen Jahren bereitwillig mit staatlicher Unterstützung produziert werden konnte, kann im nächsten Augenblick und nach der nächsten Wahl bereits undenkbar sein. Iveta Grófová (Little Harbour), die Regisseurin von The Hungarian Dressmaker, bewertet die Lage aus heutiger Sicht jedenfalls so und stellt auch klar, dass ihr Film selbst zu Beginn der Produktion keinen leichten Stand hatte. Die Zeit des 2. Weltkrieges ist in der Slowakei bei weitem nicht so aufgearbeitet wie hierzulande, auch weil man in den Jahren dank Hitlers Gnaden erstmals in der Geschichte einen eigenen Nationalstaat hatte. Deshalb will man sich gesellschaftlich mit dieser Thematik eher nicht auseinandersetzen. Das macht einen Film wie The Hungarian Dressmaker besonders wertvoll, zumindest aus slowakischer Sicht. Überhaupt ist dieser Aspekt der Geschichte aber auch in der restlichen Welt wahrscheinlich unbekannt, weshalb der Film insbesondere für Geschichtsinteressierte jede Menge neue Erkenntnisse liefern kann.

Die Slowakei war noch bis in die 40er Jahre ein multikulturell geprägter Staat, der aufgrund der bis zum Ende des 1. Weltkrieges bestehenden Zugehörigkeit zum österreichisch-ungarischen Kaiserreich neben der slowakischen Bevölkerung zugleich bedeutende ungarische und tschechische Minderheiten beherbergte und in dem auch die deutsche Sprache noch weit verbreitet war. Diese Authentizität übernimmt Grófová für ihren Film und lässt alle Sprachen gleichermaßen erklingen. Die eigentliche Handlung von The Hungarian Dressmaker ist hingegen fiktiv und basiert auf dem Roman des slowakischen Autors Peter Krištúfek (Viditelny svet). Grófová hat für ihren Film darüber hinaus zahlreiche sogenannte Situationsberichte der Hlinka-Garde verarbeitet. Die Hlinka-Garde war eine paramilitärische Wehrorganisation der slowakischen Nationalisten und war für zahlreiche Kriegsverbrechen, wie die Deportation der Juden verantwortlich. Den stark nationalistischen Grundton und die offensichtliche Feindlichkeit gegenüber Tschechen und Ungarn fängt der Film gut ein und schafft dadurch eine Atmosphäre des Hasses und des Misstrauens.

Die Hauptfigur, die ungarischstämmige Schneiderin Marika (stark gespielt von Alexandra Borbély, Körper und Seele) gerät quasi zwischen die Fronten und versteckt zudem noch den Sohn (Nico Klimek, Bud chlap!) ihrer früheren jüdischen Arbeitgeberin in der Scheune. Die kleine Gemeinde, in der sie lebt, wird zunehmend von den slowakischen Gardisten unterwandert, die sich sogar noch in den Häusern ihrer eigentlich verhassten Gastgeber einnisten. Marika versucht sich mit der Arbeit als Schneiderin im Dorf über Wasser zu halten und bewirtschaftet zudem ihren Hof. Doch anders als es der internationale Titel weiß machen will, spielt die Tätigkeit als Schneiderin eher eine untergeordnete Rolle und alle diesbezüglich angedeuteten Handlungsstränge werden nicht ernsthaft weiterverfolgt. Das ist auch tatsächlich das größte Problem des Films. Er will einfach zu viel. The Hungarian Dressmaker ist eine Geschichte über den slowakischen Nationalismus, die Ausgrenzung der Ungarn, die Judenverfolgung, über den Verlust des geliebten Mannes im Krieg, über eine Frau, die versucht ihr Leben allein auf dem Bauernhof zu meistern, während ein slowakischer Nationalist ihr Avancen macht und sie auch noch ein jüdisches Kind versteckt, wobei es noch zu zahlreichen Reibereien kommt.

Es sind eine Masse an Themen, die in 129 Minuten angesprochen werden und in denen man irgendwann den Faden verliert, sofern dieser überhaupt da war. Grófová arbeitet dazu noch mit Metaphern, die den Fluss des Films weiter ausbremsen und in die Länge ziehen, ohne dass sie in irgendeiner Weise die Handlung fördern. Man kann dem Film nicht sein ehrenwertes Ziel absprechen für Aufklärung zu sorgen und er liefert eine Menge Stoff, doch um einem Volk seine eigene Geschichte kritisch näherzubringen, taugt der Film nur bedingt. Dafür ist er nicht massentauglich genug. Die geschichtlichen Hintergründe sind indes gut ausgearbeitet und atmosphärisch schafft es der Film immer wieder Spannung zu erzeugen. An Höhepunkten mangelt es dem Film nicht wirklich, denn die Gefahr der Entdeckung oder von Übergriffen besteht durchgängig. Mit dem slowakischen Gardisten Dusan  (Milan Ondrík, Restore Point) hat der Film eine weitere Figur, die sehr ambivalent ist. Einerseits dem nationalistischen Gedanken verschrieben, hegt er anderseits Gefühle für die Ungarin Marika und scheint sogar einen Wandel vom rücksichtslosen, gewaltbereiten Trampel zu einer Art Beschützer durchzumachen. Die Beziehung zwischen Marika und Dusan hätte ohne viel drumherum bereits viel zu bieten gehabt.

Fazit

„The Hungarian Dressmaker“ ist ein sehr ambitioniertes Projekt, dass zu viele Themen in die Handlung hineinpackt und viele Handlungsstränge deshalb nicht auflöst. Trotz eines hervorragenden Schauspiels, eines spannenden und bisher nicht viel beachteten geschichtlichen Hintergrundes und vieler packender und emotionaler Momente, verliert sich der Film zusehendes in der Fülle seiner Themen. Manchmal ist weniger halt mehr.

Kritik: Andy Mieland

Wird geladen...

×