Während der Regisseur Alejo und die Tänzerin Luciana in der Pandemie verzweifelt versuchen, Alltag und Arbeit aufrechtzuerhalten, entdeckt ihre Tochter Cleo neben Beckett auch die Kraft des Marktes. Eine Lockdown-Komödie über die Absurdität der Lage.
Kritik
Wenn eines Tages spätere Generationen zurückblicken, welche Relikte die zahllosen Infektionsschutzmaßnahmen hinterlassen haben - Abstandsmarkierungen, Medizinmüllberge aus Masken, Plastikhandschuhen und Desinfektionsmittel - dann sind die wohl Peinlichsten vermutlich Filme wie dieser Familienbeitrag zum Berlinale Forum. Falls von ähnlichen inhalts- und geistlosen Werken einmal genug zusammengefasst werden, dass es für ein Subgenre reicht, wäre ein passender Name „Lockdown Movies“. Gedreht unter denkbar ungeeigneten Bedingungen ohne Crew, Ausrüstung, Schauspielensemble, Drehbuch oder überhaupt nur einer Idee außer: machen wir einen Film!
Das haben Alejo Moguillansky und Luciana Acuña (La Flor) getan. Wobei die Bezeichnung Film nur im weiteren Sinne zutrifft. Tatsächlich sind die anderthalb Stunden Material mit dem völlig willkürlichen Titel ein zusammengeschnittenes Heimvideo. Die Art Heimvideo typisch für wohlhabende, halbwegs prominente (oder sich dafür haltende) Leute, die meinen, banale Alltagshandlungen erhielten Tiefsinn, Witz und Dramatik, sobald sie diese ausführen. So sieht man Luciana Acuña, Alejo Moguillansky und beider Tochter Cleo beim Essen, Chatten und Online-Arbeiten zu.
Die Mutter trainiert wie verrückt, der Vater rezitiert Gedichte, Cleo verscherbelt stückweise den Hausrat an einen Motorradkurier, um sich von den Einkünften ein Teleskop zu kaufen. Scheindokumentarische Langweile verdrängt eine ebenso langweilige, unverhohlen fiktive Pseudo-Parodie. Im Rahmen dieser gibt das Regie-Duo und private Pärchen vor, sich selbst auf die Schippe zu nehmen. Tatsächlich suhlen die Filmemacher sich in blasierter, privilegierter Selbstpräsentation. Warum so etwas auf einem Filmfestival, ist rätselhaft. Vielleicht als abschreckendes Beispiel?
Fazit
Lockdown-Langweile entschuldigt vieles. Aber nicht alles. In zweite Kategorie fällt der amateurhafte Mix aus Fake-Doku, Familienkomödie und Farce, mit dem sich Luciana Acuña und Alejo Moguillansky die Zeit vertrieben. Die Aussage ihres buchstäblichen Heim-Videos ist die übliche elitäre Verharmlosung seitens derer, die von sozialen Notlagen unendlich weit weg sind. Zwischendurch werden Haustiere oder Nachwuchs vor die Kamera gesetzt, damit das Publikum vor „Oh, wie niedlich!“ abgründige Produktionswerte, gräuliches Schauspiel und Kreativitätsmangel übersieht.
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