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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Zunächst massenhaft Geld bei Investoren einsammeln, dann mit minimalen Kosten ein todsicher zum Scheitern verurteiltes Theaterstück auf die Bühne bringen, sich mit dem Differenzbetrag nach Brasilien absetzen und die Geldgeber leer ausgehen lassen: Mit diesem nicht ganz legalen Plan versuchen der mittlerweile notorisch erfolglose Broadway-Produzent Max Bialystock und der windige Buchprüfer Leo Bloom zu Geld zu kommen. Nachdem mit dem durchgeknallten Drehbuchautor und Altnazi Franz Liebkind, dem als Regisseur völlig überforderten Roger De Bris und dem Hippie und Möchtegernmimen Lorenzo St. DuBois (dessen Initialen L.S.D. kommen nicht von ungefähr) das notwendige Personal gefunden worden ist, scheinen die Voraussetzungen für einen Flop optimal erfüllt zu sein.

Kritik

Nach einer jahrelangen Durststrecke sieht der schmierige und inzwischen extrem abgehalfterte Broadway-Produzent Max Bialystock (Zero Mostel, Der Strohmann) endlich Licht am Ende des Tunnels. Denn der neurotische Buchhalter Leo Bloom (Gene Wilder, Charlie und die Schokoladenfabrik) bringt ihn auf eine schlichte wie brillante Idee, um richtig abzuräumen. Warum versuchen einen großen Bühnenhit zu produzieren, was ihm sowieso nicht mehr zu gelingen scheint und hinterher wollen auch noch die Investoren ausbezahlt werden? Lieber absichtlich einen kolossalen Mega-Flop inszenieren, bei dem niemand sein Geld zurückfordern kann und den Großteil der Kohle direkt in die eigene Tasche statt in das Stück fließen lassen. Lohnt sich natürlich nur richtig, wenn mehr Gewinnbeteiligungen verkauft werden, als im Ernstfall überhaupt vorhanden. Etwa 250 Mal so viel. Damit das Unmögliche – ein Erfolg – niemals zustande kommen kann, muss das mieseste, unglaublichste Mist-Drehbuch überhaupt gefunden werden. Und was könnte mehr zum Scheitern verurteilt sein als Frühling für Hitler, eine Liebeserklärung an den schmerzlich missverstandenen Führer, geschrieben von einem geisteskranken, flüchtigen Exil-Nazi

„Springtime for Hitler and Germany. Winter for Poland and France.“

Direkt mit seinem Erstlingswerk (gleich als Regisseur, Autor und Produzent) beweist Spoof-Großvater Mel Brooks (Spaceballs) eine wahnsinnige Chuzpe. Ein jüdischer Regisseur dreht eine Komödie über einen raffgierigen, hinterlistigen, Witwen-prellenden Juden, der ein Theaterstück über den verkannten Gut-Menschen Adolf Hitler auf die Beine stellt, das von einem Dragqueen-Regisseur zur stockschwulen Nummernrevue gemacht wird („Deutschland is happy and gay“). Das musst du erstmal bringen, erst recht zu dieser Zeit. Sich über den Nationalsozialismus lustig zu machen war sogar zu Kriegszeiten im US-Kino schon kein Tabuthema und sogar Teil von gegensteuernder Propaganda, aber selbst jüdische, negativ behaftete Klischees gleich mit durch den Kakao zu ziehen, dass kann böse nach hinten losgehen. Mel Brooks macht sich daraus einen Riesenspaß, erschafft den mutigsten und cleversten Film seiner gesamten, erst noch folgenden und bis zu einem gewissen Punkt sehr erfolgreichen Karriere. Überdreht und albern ist Frühling für Hitler, jedoch lange nicht so extrem wie in späteren Filmen. Dazu weitaus satirischer, griffiger, intelligenter und noch nicht nur auf ulkige Schenkelklopfer ausgelegt.

Die Grundidee ist famos. Verrückt, trotzdem nicht absurd und dadurch eine befremdlich glaubwürdige Chaos-Theorie über die angeblich kalkulierbare und dennoch unberechenbare (Miss)Erfolgsformel sowie die Eigendynamik von Intention und Wirkung. Normalerweise wird (gerade heutzutage) ein geplanter Hit auf ganz einfache, risikofeie Säulen gestützt. Etwas wagen will niemand, weshalb lieber geschmacksneutraler Einheitsfraß für die breite Masse produziert wird, der einen gewissen Minimal-Erfolg fast garantiert. Hier wird das genau Gegenteil angepeilt: Ein so geschmackloses, unverschämtes und peinliches Stück Dreck auf die Menschheit loszulassen, dass es unmöglich die Uraufführung überstehen kann. Dafür wird wirklich alles getan, jedes eventuelle Qualitätsmerkmal rigoros eliminiert, doch am Ende ist man damit wohl den Schritt zu weit gegangen. Irgendwann kippt komplette Scheiße plötzlich um und wird pures, anarchistisches Gold. Immer wollte man Erfolg, Anerkennung und dicke Umsätze, nie wurde was draus. Jetzt, wo man bewusst alles falsch macht, geht die Rechnung plötzlich auf, was den geplanten Betrug zunichtemacht und für ein handfestes Problem sorgt. Als Zuschauer ahnt man es eigentlich schon früh und sieht genüsslich dabei zu, wie Mel Brooks seine schlitzohrigen und dabei doch ganz sympathischen Figuren ins offene Messer laufen lässt…was sie selbstverständlich nicht besser verdient haben.

Neben dieser schallenden Ohrfeige für das Schubladendenken von rein auf den Profit schielenden, an der Kunst und letztlich dem Publikum gänzlich desinteressierten Halunken-Pack funktioniert Frühling für Hitler vor allem wegen dem sagenhaften Timing, das sowohl Brooks mit seiner Regie und das komödiantisch ideal harmonisierende Duo Zero Mostel/Gene Wilder exakt auf den Punkt bringen. Die beiden Hauptdarsteller – allen voran Mostel mit seinen notdürftig über die blanke Platte geklebten Resthaar – verkörpern ihre Figuren mit einer spitzbubigen Spielfreude und diesem gewissen Etwas, das man nicht lernen kann. Große Komiker sind zum Teil dazu geboren, harte Arbeit kann das nur verbessern. Selten waren gewissenlose Betrüger charmanter als hier, auch weil sie so verdammt engagiert und gleichzeitig so unfähig sind. Frühling für Hitler ist eine zeitlos schlaue, enorm unterhaltsame Gaudi geworden, die nicht zufällig fast 35 Jahre später tatsächlich zu einem extrem erfolgreichen Broadway-Musical adaptiert wurde. Aufgemotzt mit zahlreichen Gesangsnummern, die einzige in diesem Film ist gleichzeitig das unvergessliche Filetstück. Ein gay-brauner Ohrwurm-Blitzkrieg mit Hakenkreuz-Choreographie. Allein das sollte man mal zwingen gesehen haben.

Fazit

Herrlich. Der Karrierestart von Mel Brooks hätte kaum besser ausfallen können. Ein Sammelbecken kurioser Einfälle, von denen realistisch betrachtet keiner undenkbar erscheint. Heute noch mehr als damals. Das sollte einem zu denken geben, aber darüber lachen macht dann doch mehr Spaß. In dem Sinne: „I was born in Düsseldorf, that‘s why they call me Rolf.“

Kritik: Jacko Kunze

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