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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Australien im 19. Jahrhundert schlottert vor der gemeinen Burns-Bande, die gerade erst wieder eine ganze Familie auf einer einsam gelegenen Farm ausrottete. Der ambitionierte Captain Stanley und seine wenig zimperlichen Sicherheitskräfte sinnen auf Rache und greifen sich Mikey, das Nesthäkchen der Burns-Brüder. Der soll grausam zu Tode kommen, wenn nicht Charlie, der humanste der Burns-Brüder, auszieht und gegen eine Begnadigung höchstpersönlich seinen älteren Bruder, den Bandenchef Arthur, zur Strecke bringt.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Es ist keine große Kunst, einen Western in einem für das Genre eher ungewöhnlichen Setting anzuordnen – Man kann bestimmt auch Cowboys um den Harkortsee in Wanne-Eickel reiten lassen, anstatt die Tafelberge des legendäre Monument Valley in den Hintergrund einer jeden Einstellung zu rücken. Ob das am Ende jedoch einen ähnlichen Ertrag bringt, steht in den Sternen. Die Kunst besteht vielmehr darin, die Kulisse einer bestimmten Region, eines Landes oder gar eines ganzen Kontinents mit der (Ur-)Motivik des Genres verknüpfen zu können und sich somit ein fein justiertes Gefühl für die Domäne im Ganzen als auch die ausgewählte Umgebung anzueignen. Wenn sich dieser Gedanke adäquat umsetzen lässt, wie zuletzt zum Beispiel in Andreas Prochaskas „Das finstere Tal“, dann erscheint es auch rein gar nicht verblüffend, einen in die Alpen verlagerten Western zu inszenieren; es ist im Nachhinein eher verwunderlich, dass dies nicht längst als Standard gilt, so reibungslos wie sich das Sujet in ein von steilen Bergwänden umklammertes Hochtal transferieren ließ.

Und wenn dann ein Regisseur um die Ecke kommt und postuliert, einen Western in Ozeanien drehen zu wollen, dann mag das im ersten Moment einen befremdlichen Eindruck mit sich bringen, kann bei der angemessenen Handhabung aber auch wahrhaft Großartiges bedeuten. John Hillcoat („Lawless – Die Gesetzlosen“) hat diesen Schritt, nach einem Drehbuch von Alleskönner Nick Cave, gewagt und siedelte seine kräftezehrende Western-Ballade „The Proposition – Tödliches Angebot“ nicht in den Vereinigten Staaten, sondern tatsächlich im Herzen des gequälten Australiens des 19. Jahrhunderts an. Und was dabei herausgekommen ist, lässt sich ohne Übertreibung als ein erdrückender Brocken von Film bezeichnen, der gnadenlos in all seiner Wucht über den Zuschauer hinweg donnert. „The Proposition – Tödliches Angebot“ macht sich das Western-Genre nämlich dahingehend zu eigen, ein exaktes Zeitgefühl einzufangen und dieses durch allegorische Naturpanoramen wie die auf ihre Weise geschundenen Charaktere auszudrücken. Wer also eine klar eingestellte Gut-Böse-Weiche erwartet, der ist hier falsch.

Für John Hillcoat und Nick Cave besaßen Ambivalenzen höchste Priorität in „The Proposition – Tödliches Angebot. Charlie Burns (Guy Pearce) wird zu Anfang von Captain Morris Stanley (Ray Winstone) vor die Wahl gestellt, seinen gefürchteten Bruder Arthur (Danny Huston) umzubringen, um seinen kleinen Bruder Mike (Richard Wilson) zu retten. Sollte Charlie nicht einwilligen, was er natürlich tut, wird Mike am Weihnachtstag gehängt. Und so hat „The Proposition – Tödliches Angebot“ sein amoralisches Fundament angebracht: Eigentlich ist Stanley im Zuge der Kolonialisierung nach Australien gekommen, um dieses Land mit aufrichtig und verantwortungsvollen Mitteln zu zivilisieren. Doch schon bald sieht er sich, wie seine Landsmänner, dazu gezwungen, der Gewalt Freiheit zu gewähren, um seiner anvisierten Wege gehen zu dürfen. Es hat immer wieder etwas ungemein Wehmütiges, wenn die britischen Besatzer in der australischen Ferne die Lieder ihrer Väter, ihres britischen Landes singen, obwohl sie dieses nur noch als zersplitterte Reminiszenz in ihrer Brust mitschleppen. Die Kolonialisierung Australiens, so versteht es „The Proposition – Tödliches Angebot“ ganz richtig, verläuft ohne jede Verhältnismäßigkeit.

Dass Arthur, der von den Aborigines zur mythischen Bestie stilisiert wird, gewiss nicht das einzige Monstrum ist, steht spätestens nach der Einführung von Eden Fletcher (David Wenham) fest, die verrohte Personifikation des Wahnsinns der der Kolonialisierung. Wenngleich er seine Hände nicht beschmutzen lässt, sondern nur Befehle erteilt, so ist sein Antlitz moralisch noch viel verzerrter, als es das von Arthur jemals sein wird. Und wenn Charlie und Arthur aufeinandertreffen, formiert sich der stetig in Elegie schwelgende „The Proposition – Tödliches Angebot“ noch als eindringliches Porträt zweier Brüder. Der eine, Charlie, will nicht mehr als Bandit durch die Tristesse Australiens streifen, während der andere, Arthur, nicht fähig ist, etwas anderes zu tun. Das verkrustete Blut fremder Männer klebt in ihren Gesichter, doch erst wenn Charlie das seines Bruders an seinen Händen trägt, kann der Schrecken womöglich (wenigstens) für ihn ein Ende finden. Dabei wummert und krächzt sich Nick Caves famoser Soundtrack hinab bis ins Delirium, während der Himmel in satt-gleißendem Rot erglüht, als hätte die Hölle jenen Platz eingenommen und würde nur darauf lauern, endlich auf all die Menschen hinabzustürzen.

„The Proposition – Tödliches Angebot“, dieser kinematografische Fiebertraum, ist auch eine beeindruckende Reflexion über Gewalt. Dieser eine Blick in die Leere/Ewigkeit, die einen zu verschlingen und nicht mehr herzugeben droht, muss sich erkämpft werden. Sie alle sind gezeichnet von einem Land, über das Besitz ergriffen werden soll, doch sich stetig gegen seine gierigen Besatzer zur Wehr setzt. Nicht umsonst geht eine ungemein archaische Kraft von „The Proposition – Tödliches Angebot“ aus, und wenn sich die Briten in eloquenter Manier zuerkennen geben, in der Drastik ihrer Mittel allerdings nicht im Ansatz besser sind als die von ihnen so verabscheuten Wilden, dann wird deutlich: Ein jeder hier ist von der Wirkung der Gewalt infiziert. Gläubige treffen auf einen gottverlassenen Ort und wie John Hurt es als intellektuell-verdatterter Kopfgeldjäger gut ausdrückt: Der Gott in ihnen evaporisiert. Nur ein weißer Gartenzaun, der das Anwesen der Stanleys einkreist, um einen gewissen Teil Heimat zu bewahren, erinnert an eine andere Welt. Hinter dem gestrichenem Holzbretter möchte man die Gräueltaten abschüttelt und sie nicht mit in die gute Stube hineintragen. Zwecklos. Gewalt folgt einem fatalistischen Gestus und die Sehnsucht nach Erlösung wächst mit jedem Peitschenhieb.

Fazit

John Hillcoat inszeniert einen wahren Kraftakt. Sein Outback-Western ist von einer beeindruckend und ebenso zermürbenden Poetik in den Aufnahmen signiert, während Nick Cave (auch Drehbuch) einen Soundtrack beisteuerte, der „The Proposition – Tödliches Angebot“ zu einem wahren Fiebertraum erklärt. Dem Gefühl einer zerrissenen Zeit wird auf den Zahn gefühlt und in eine erschreckend intensive Reflexion über Gewalt und Moral gehüllt. So geht vielfältiges Genre-Kino.

Kritik: Pascal Reis

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