Inhalt
Als der Brite Eric Lomax 1980 auf einer Bahnfahrt die Krankenschwester Patty trifft, ist es Liebe auf den ersten Blick. In ihrer Gegenwart erkennt der verschlossene Mann, dass es im Leben mehr gibt als das einsame Studieren von Fahrplänen der britischen Eisenbahn und wortkarge Treffen im Veteranenclub. Wenig später heiraten die beiden. Aber Erics Vergangenheit holt ihn immer wieder ein. Es sind die verdrängten Erinnerungen an den Krieg, die ihn nicht zur Ruhe kommen lassen und über die er mit niemandem sprechen will. Aber Patty ist entschlossen, die Mauer des Schweigens zu überwinden. Von Erics Freund Finlay erfährt sie schließlich, wie die beiden Männer in japanische Kriegsgefangenschaft gerieten und als Zwangsarbeiter beim Bau der Eisenbahn von Birma nach Thailand helfen mussten. Es sind Geschichten von unvorstellbaren Qualen. Finlay und Patty bringen Eric langsam dazu, sich seinen Erinnerungen zu stellen. Als Eric jedoch erfährt, dass einer seiner Peiniger, der japanische Offizier Nagase, noch immer am Ort des Geschehens lebt, bricht er voller Zorn nach Thailand auf. Patty muss sich fragen, ob sie das Richtige für Ihren Mann getan hat.
Kritik
„Based on a true Story“ informiert uns „The Railway Man“ gleich zu Beginn und macht so klar dass es hier vermutlich nicht allzu harmlos zugehen wird. Womit er auch Recht hat, denn der deutsche Zusatztitel „Die Liebe seines Lebens“ könnte nicht irreführender sein. Sicher, Liebe spielt eine Rolle, doch in erster Linie, und darauf käme bei diesem Titel wohl niemand, handelt es sich hier um eine grundsolide Rachegeschichte. Grundlage ist die Biografie von Eric Lomax, der Hauptfigur des Films.
Doch auch das Verlangen nach einer Liebesgeschichte wird, zumindest zu Beginn des Films, bedient. Colin Firth und Nicole Kidman haben eine großartige Chemie miteinander und auch Kidman’s eher verschlossene Art wird ihrer Rolle gerecht, denn dass es unter der Fassade brodelt kommuniziert sie vor allem durch die Augen. Firth’s Charakter wirkt ein wenig seltsam, aber man wird genug Zeit haben um hinter seine Fassade zu blicken. Stellan Skarsgårdist ebenfalls mit an Bord und liefert einen notwendigen Rahmen für die weiterführende Handlung, denn die recht präsenten Veteranen lassen schnell klar werden mit welcher Art Hintergrundgeschichte man es zu tun hat, selbst wenn man sich vorher gar nicht über den Film informiert hat. So dauert es dann auch nur 15 Minuten bis die Ausmaße des Traumas, welches die Hauptfigur mit sich herumträgt, allzu deutlich werden.
Ab dort nimmt der Film dann andere Züge an und wir befinden uns mitten im Krieg zwischen Japan und England, pünktlich zu dem Moment in dem die Briten verlieren. Nun vermischen sich die beiden Zeitebenen und wir dürfen Jeremy Irvine als jüngere Version von Colin Firth zusehen. Der schlägt sich auch extrem gut in seiner Rolle. „Railway Man“ nimmt sich Zeit um das Trauma auszuarbeiten, die anfängliche Unwilligkeit und Unfähigkeit von Lomax, sich seiner Vergangenheit zu stellen. Wie auch, wenn man Teil einer Generation ist die nie gelernt hat über das, was passiert ist, zu sprechen? Man behandelt das Thema sensibel, beschönigt allerdings auch rein gar nichts. Welch ein Glück dass man Colin Firth für diese Rolle gewinnen konnte, denn der schafft es mit seinem charismatischen Spiel ohne Probleme den Zuschauer an den Qualen seiner Figur teilhaben zu lassen. Hiroyuki Sanada erweist sich als würdiger Gegenpart für Colin Firth im Finale und verleiht so auch der "anderen" Seite ein Gesicht, eine eigene Geschichte.
Die fehlende Beschönigung sorgt im Verlauf des Films für ein paar wirklich heftige Folterszenen, die ihre emotionale Wucht vor allem daraus beziehen dass sie nicht zusätzlich noch dick auftragen. Vor allem im Angesicht einer FSK12 Einstufung wird hier ordentlich aufgetischt, aber vielleicht hat man nicht so genau hingesehen. Das Ende schlägt dann auf emotionaler Ebene so richtig zu und funktioniert innerhalb des Films auch. Ganz ohne Längen kommt der Film dann doch nicht aus, und auch die teilweise sehr künstliche Beleuchtung, die zur Unterscheidung der Zeitebenen benutzt wird fällt unschön ins Auge, zumal die Unterschiede auch so offensichtlich genug sind. So ganz fühlt man sich in den Film wegen der Zeitsprunge auch nicht ein, vielleicht ist dies aber auch besser so, denn leichtverdaulich ist das Gezeigte auf keinen Fall. Der Gesamtwirkung des Films tut dies allerdings auch keinen Abbruch.Passend zur Geschichte ist die Kameraführung ruhig und unaufgeregt, oft wird nah an den Gesichtern der fähigen Darsteller verharrt, der Soundtrack besticht durch zurückhaltende Eleganz.
Fazit
"Railway Man" entpuppt sich als handfestes und effektives Drama, für das die angepriesene Liebesgeschichte nur das Fundament liefert. Eindringlich geschauspielert entfaltet sich über zwei Zeitebenen hinweg eine packende und emotionale Geschichte, die nicht ganz ohne Längen auskommt, im Finale aber den Zuschauer für diese Längen vollumfänglich entschädigt.