Inhalt
Während des Bürgerkriegs in Virginia 1864: Der 13-jährige Waisenjunge Will liefert mit seinem Onkel Marcus geflohene Sklaven an den Kopfgeldjäger Burrell aus. Für die schwarzen Söldner ohne Moral zählt nur Geld, doch das ändert sich, als sie Nate ausfindig machen und Will an seiner Tätigkeit zweifelt.
Kritik
Wanderung durch den Bürgerkrieg: Lyrische Gewissensreflexion in einem historischen Indie-Western-Drama, das Aufmerksamkeit verdient: Das Komplement pompöser Historienschinken findet sich in einem Low-Budget-Verbund aus Western, Road Movie und Coming of Age, dessen naturbelassene Art „Meek’s Cutoff“ näher steht als dem Hochglanzpathos eines „Glory“. Chris Eska, der in „August Evening“ auf den Spuren von Terrence Malicks Südstaatenfilmen wandelte, erschafft das Äquivalent einer William-Faulkner-Novelle mit emotionalem Widerhall.
In klaren, scharfen digitalen Herbst- und Winterbildern, die so kinotauglich sind wie die eindringliche Besetzung, widmet sich Eska in stiller Dramatik dem moralischen Erwachen und der Menschwerdung eines jungen entwurzelten Schwarzen, der zwar freigelassen ist, mental aber noch in Ketten lebt und sein eigenes Volk an brutale Weiße verrät. Die Sklaverei hat viele Familien zerrissen; auch er ist das traurige Produkt davon.
Kommt auf leisen Sohlen Seele und Herz näher
Will (Ashton Sanders) findet bei der Wanderung durch die Bürgerkriegsgebiete in Nate (Tishuan Scott, „Computer Chess“) eine Vaterfigur und einen Freund: Sie sinnieren über Fehler, die man begeht und ein Leben lang bedauert, auch wenn sie oft aus Zwangslagen entstehen. Doch man hat immer eine Wahl, was Eska sensibel, lakonisch, melancholisch und unsentimental ohne Historienpastiche, aber akkurat authentisch ausarbeitet.
Wiesen, Wälder und Sümpfe bilden eine idyllische, frugale Landschaft, in der der Blick nicht weiter als der Horizont der Protagonisten reicht, in der das Morbide und die Gefahr hinter dem nächsten Baum lauern, mitunter in Form eines Scharmützels.
Dies ist ein Gastbeitrag von Thorsten Krüger und kommsieh.de
Fazit
Das nie verurteilende Judas-Drama kommt auf leisen Sohlen Seele und Herz näher, als spukhafte Geschichte eine unprätentiöse, bescheidene Alternative zu „Der Butler“ und „12 Years a Slave“.