Inhalt
Die Bronx wird von einem Großkonzern brutal geräumt, um Platz für neue Bauten zu schaffen. Angeblich sollen die Bewohner des zum Slum verkommenen Gang-Gebiets „umgesiedelt“ werden, in Wahrheit werden sie abgefackelt. Der ehemalige Gang-Leader Trash stellt sich den Obrigkeiten entgegen und plant eine waghalsige Entführung…
Kritik
„Niemand wird auf einem Klo kacken, das mit Dynamit vollgestopft ist!“
Sollte man annehmen. Im Umkehrschluss sollte man aber auch annehmen, das niemand einen Film wie The Riffs - Die Gewalt sind wir in die Tat umsetzt und das dieser räudige Italo-Ripp-Off-Schund doch tatsächlich so sympathisch und erfolgreich war, das prompt The Riffs II – Flucht aus der Bronx hinterher geschoben wurde. Von daher: Bloß nicht spülen, die Scheiße fliegt einem gleich eh um die Ohren.
Das sind wir wieder, in der Bronx. Also der Bronx, wie sie sich der italienische Genre-Tausendsassa Enzo G. Castellari (Tote Zeugen singen nicht) ein Jahr zuvor in seinem wüsten Die Klapperschlange und Die Warriors Plagiat The Riffs – Die Gewalt sind wir zusammenspann. Ein aus einer Handvoll Kamerawinkeln immer wieder „neu“ abgelichtet Baustelle aus Schutt und Ruinen – praktisch New York. Im Erstling lernte wir schon den gut-gelockten, hauptsächlich brustfrei tragenden Ghetto-Indianer-Häuptling mit dem klanghaften Namen Trash (hat inzwischen eindeutig laufen gelernt, deshalb etwas weniger lustig: Mark Gregory) kennen. Der geht nicht gerne Treppen, deswegen fährt er auch dort Motorrad, aber nun geht es auch ihm an den Kragen. Großreinemachen in der Bronx. Wie Knut bei IKEA, nur fliegt hier statt Tannenbäumen oder überflüssigem Mobiliar der gammeligen Penner-Pöbel aus dem Fenster, bevor mit dem Flammenwerfer grundgereinigt wird. Leider ist Papa Trash so trotzig und will seine gammelige Crack-Bude auf keinen Fall aufgeben (#Homesweethome), das er und Mama Trash lebendig flambiert werden. Das kann der Bronx-Winnetou natürlich nicht auf sich sitzen lassen, verbündet sich mit einer hysterischen Reporterin und einem merkwürdigen Gulli-Partisanen und seinem Sprengstoff-affinen Knirbs und holt zur großen Gegenoffensive aus.
Ist der Film gut? Nein. War es der Vorgänger? Auch nicht. Aber der war schon ulkig. Billig, dreist, aber in gewisser Weise schon erinnerungswürdig. Und immer wieder mit so absurden Momenten veredelt, in der richtigen Stimmung mit kaum abzustreitenden Qualitäten versehen. Dieser Funke bescheuerter Kreativität geht dem direkten Sequel leider etwas ab. Grundsätzlich ist das nicht messbar besser oder schlechter. Erneut zieht Enzo G. Castellari alle nicht vorhandenen Register und rotzt einen billigen Spaghetti-Heuler hin, der sich ausgiebig bei erfolgreichen US-Filmen bedient und das alles eben eine deutliche Schippe schäbiger verwurstet. Da wird exzessiv gestorben - Salto bevorzugt - und gerne auch mit einem saumäßigen Härtegrat, allerdings so primitv inszeniert das man den groben Puppen-Splatter kaum nicht mit einem sportlichen Schmunzeln anderweitig wahrnimmt. In Sachen Action sogar noch eine Spur heftiger, der kuriose Unfug des Originals muss dafür leicht zurückstecken.
Dieser war unterm Strich der große Pluspunkt, aber auch The Riffs II – Flucht aus der Bronx ist in seiner Ausgewogenheit aus doof, rasant und enthusiastisch noch ausreichend genug, dass man diesen Schmarn unmöglich nicht irgendwie liebhaben kann. Das Ass – oder eher der Joker - im Ärmel ist natürlich B-Movie-Allround-Schurke Henry Silva (Megaforce), der in den frühen 80ern um keine exotische Schandtat verlegen war und hier (beinah) wieder fast vergessen macht, dass er 20 Jahre vorher auch in Hollywood gerne gebucht war. Nicht nur am Ende der Karriere schmecken Spaghetti eben besser als trocken Brot, muss man auch mal so betrachten.
Fazit
Wer den ersten, groben Wüstling mochte, dürfte auch mit „The Riffs II – Flucht aus der Bronx“ seinen Spaß haben. Ein Qualitätsanstieg ist aber aus keiner Perspektive zu erwarten. Sogar deutlich schlichter, weniger „einfallsreich“ (= kurios), dafür immerhin sack-hart und komplett kompromissbefreit. Schlechter Geschmack, absolut ehrlich und ungefiltert.
Autor: Jacko Kunze