Eigentlich ist alles wie immer. Audrey (Mila Kunis, Black Swan) und Morgan (Kate McKinnon, Ghostbusters) verbringen den Abend in ihrer Stammkneipe. Videospiele, Shots, Schwadronade. Gut, Audrey wird 30, aber ansonsten ist alles beim Alten. Auch der Umstand, dass ihr Freund, Drew (Justin Theroux, Mulholland Drive – Straße der Finsternis), vor allem durch eine Sache glänzt: Abwesenheit. Und wenn die bessere Hälfte nicht einmal zum Geburtstag seiner Liebsten erscheint, dann ist das natürlich ein handfester Nachweis von Desinteresse. Sollte man jedenfalls meinen. Im Falle von Bad Spies muss der treulose Lebensgefährte aber etwas in Schutz genommen werden, denn wie dem Zuschauer im spektakulären Opening aufgezeigt wird, begegnet Drew der Beziehung zu Audrey keinesfalls gleichgültig, sondern riskiert irgendwo in Osteuropa Kopf und Kragen als internationaler Agent.
Wie es die Umstände nun mal so wollen, bleiben die Schusswechsel natürlich nicht im fernen Litauen, sondern werden bis vor die Haustür von Audrey und Morgan getragen, die sich alsbald in der ungewohnten Situation wiederfinden, um ihr Leben fürchten zu müssen: Von der Biomarktangestellten zur Amateur-Spionin braucht es in Bad Spies nur wenige Minuten. Danach macht sich Regisseurin Susanna Fogel, die das Drehbuch zusammen mit Mad Men-Veteran David Iserson geschrieben hat, einen bemüht-ironisierten Spaß daraus, die beiden Frauen quer durch Europa zu scheuchen, um einen mit sensiblen Daten bepackten USB-Stick nicht in die Hände der Bösen geraten zu lassen. Wie es sich für das Agenten-Genre geziemt, sind die offensichtlich Bösen und die eindeutig Guten aber gar nicht so einfach voneinander zu unterscheiden.
Dass Bad Spies als derbe Komödie schlichtweg nicht funktioniert, liegt nicht nur an den beiden Hauptdarstellerinnen, bei denen vor allem Kate McKinnon mit offensiver Penetranz ihren enervierenden Brachialhumor in die Welt plärren darf, sondern vor allem daran, dass Susanna Fogel keinen stimmungsvollen Mittelweg findet, um den Comedy-Anteil mit dem zur geopolitischen Verschwörung aufgebauschten Agenten-Part zu verbinden. Mit überraschend expliziter Härte werden hier Körper durchsiebt, zerstochen und in die Luft gesprengt, um jedem Toten im Anschluss noch einen flotten Spruch mit auf die Reise ins Jenseits zu geben. Dadurch eignet sich Bad Spies einen in Blut gebadeten Zynismus an, der dem eigentlichen Anspruch der Narration, nämlich dem Aushebeln der Parameter einer fast ausschließlich männlich reglementierten Domäne wie dem Spionage-Thriller, ungemein abträglich erscheint.
Eine der wenigen gelungenen Szenen, in denen Bad Spies nicht nur mit dem Finger auf andere zeigt, sondern sich auch mal augenzwinkernd an die eigene Nase fasst, ist jene, in der die Auftragskillerin Nadedja (Ivanna Sakhno, Pacific Rim 2: Uprising) nach Wien geschickt wird, um Audrey und Morgan auszuschalten. Ihr Ziel sollen zwei verblödete Amerikannerinnen sein, und wie Nadedja das Zielfernrohr über das historische Zentrum gleiten lässt, erscheinen in ihrem Fadenkreuz ausschließlich dumme Amerikannerinnen, die die hiesigen Sehenswürdigkeiten heimgesucht haben. Kotzend, quasselnd, fotografierend. Ansonsten aber bleibt diese unentschlossen-fragwürdige Europatour, die mit erzwungenen Haken und Volten jongliert, die Konventionen des Genres aber vielmehr reproduziert, anstatt sie durch den touristisch-unbeholfenen Blick der beiden Frauen zu torpedieren, vor allem der krampfige und gescheiterte Versuch, eine Degenderisierung des Sujets zu vollziehen. Lieber noch einmal Spy – Susan Cooper Undercover schauen.