Die Serie, oder der Dokumentarfilm (man weiß nicht genau, wie man es nennen soll) – eine dokumentarische Serie über die Geschichte des Films, geht fünfzehn Stunden. Man könnte denken, dass es genug Zeit ist, die Geschichte darzustellen, aber damit liegt man weit daneben. Denn schon anfangs macht Mark Cousins klar: Seine Geschichte des Films ist eine facettenreiche, eine globale Geschichte, die immer auch vernetzt ist und rote Fäden hat, die sich immer wieder hindurch ziehen. Dabei lässt er große Figuren des Kinos zu Worte kommen, nicht nur die großen Hollywood Regisseure, sondern auch wichtige Gestalten der afrikanischen Kinogeschichte, Drehbuchschreiber, Kameramänner und Schauspieler/innen, nur um ein paar Beispiele zu nennen. Dabei erzählt der gebürtige Ire fast hypnotisch (seine Erzählweise ist wirklich herausragend) seine Sichtweise auf die Dinge und präsentiert uns somit seine Liebe zum Film.
Ganz natürlich entsteht so eine sehr subjektive Geschichte. Filme wie „Starship Troopers“ oder das „Psycho“-Remake von Gus van Sant hätten bei vielen anderen nicht so eine prominente Rolle eingenommen, aber es gibt immer einen Sinn und eine Logik hinter diesen Entscheidungen. Er durchzieht den Film nämlich mit dem Thema der Innovation. Das macht durchaus Sinn, wenn man die Geschichte des Films betrachtet. So startet alles mit den Lumiere Brüdern, aber schon bald werden die kleinsten Innovationen im Film porträtiert, die natürlich ab und zu aus der großen Hollywood Schmiede kommen, aber viele haben ihren Ursprung auch in Europa, Asien oder in anderen Teilen der Welt.
Man kann daher fast nicht genug betonen, wie viel man über Film lernt, wenn man sich „The Story of Film“ ansieht. Fast möchte man noch einmal von vorne anfangen, wenn man den ersten Durchlauf geschafft hat. Einfach weil es so viel zu entdecken gibt. All die kleinen Perlen der Filmgeschichte aus Asien, aus Afrika und aus Südamerika, über die man beim Sehen gestolpert ist und von denen man bis dahin noch nicht viel gehört hat, möchte man notieren, anschließend gucken, nur um sich dann die Zusammenhänge zu erschließen. Getragen wird das Ganze von Cousins großem Enthusiasmus und vor allem auch seinem enormen Filmwissen. Auch seine Kameraeinstellungen, die der Dokumentation oft eine Pause geben, so wie es Ozu im klassischen japanischen Kino bei seinen Filmen gemacht hat, verhelfen dem Film zu seiner Kraft und zu seiner Schönheit. Von allen Filmen, über die er spricht, sind Ausschnitte zu sehen, die teilweise auch bearbeitet werden, um deutlich zu machen welchen Einfluss sie hatten. Sehr schön ist zum Beispiel der Splitscreen, der zeigt, dass R2D2 und C-3PO, genau wie die Laserschwertkämpfe aus „Star Wars“, wohl auf die Filme von Akira Kurosawa zurückzuführen sind. Diese Art von Erkenntnis gibt es zuhauf in „The Story of Film“.
Das Thema, wie oben schon erwähnt, ist die Innovation. Aber diese ist auch manchmal nicht so positiv. Zumindest zeigt Cousins alle Facetten der Innovation. Seine eigene Meinung kommt ein wenig hindurch, ist aber nie zu offensiv präsentiert. Gerade die neueste Entwicklung hin zum digitalen Kino wird ausführlich besprochen. Auch die Rebellen der Filmgeschichte kommen hier, wie auch in den Jahrzehnten davor, nicht zu kurz. So werden nicht nur die Filmemacher und Filme gezeigt, die im Mainstream mit geschwommen sind, sondern auch die, die sich dagegen gewährt haben, die sich gesträubt haben und somit ganz neue Wege gefunden haben, Film besonderer und schöner zu machen.