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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Der armlose Messerwerfer Alonzo beiarbeitet in einem schmierigen Zirkus und ist in Nanon, die Tochter des Besitzers, verliebt. Da Nanon sich vor Männerarmen ekelt, fühlt sie sich nur in seiner Nähe wohl. Das missversteht Alonzo als Zuneigung und lässt sich zu einem brutalen Entschluss verleiten. Um seine mörderische wahre Identität zu verbergen und mit Nanon zusammensein zu können, lässt er die Täuschung Realität werden und sich beide Arme amputieren. Als er seine Verblendung erkennt, plant er grausame Rache.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Das Meisterwerk der Stummfilmära ist die vielleicht kongenialste Zusammenarbeit von Tod Browning und Lon Chaney. Und das besagt einiges. Der Regisseur und der Schauspieler drehten gemeinsam eine Vielzahl von Filmen und sie waren besessen von physischer Deformität. Ihre Obsession spricht aus Chaneys Transformationen in The Penalty, The Hunchback of Notre Dame oder The Phantom of the Opera und Brownings abgründigen Menschenbildern in The Unholy Three, West of Zanzibar und Freaks. Ihre Faszination für die Kohärenz äußerer Deformation und seelischer Verformung machte sie zu idealen Filmpartnern. Chaney katalysierte in seinen unnachahmlichen Darstellungen den verheerenden Effekt von Leid auf die menschliche Psyche. Seine Monster sind grauenerregend, weil sie menschlich sind. Die Leidensfähigkeit bringt die empathischen Züge in Protagonisten hervor, deren dämonische Erscheinung direkt einem Albtraum entsprungen sein könnte. Die Empathie mit den Charakteren, die zwar nicht immer Hauptfiguren, aber die einprägsamsten der Story sind, macht das Böse umso grauenvoller, weil es nachvollziehbar wird.

Nicht selten sind es die vermeintlich Guten, die gesellschaftlich Akzeptierten und Schönen, die der Auslöser der negativen Entwicklung sind. Für Browning markierte Freaks den Höhe- und Endpunkt dieser Entwicklung. Der doppeldeutige Titel bezieht sich auf die physisch verunstalteten Side-Show-Darsteller, die Anteilnahme zeigen, und die charakterlich verworfenen Zirkusstars, deren Schönheit tatsächlich eine karikatureske Übersteigerung von männlichen und weiblichen Idealbildern ist. In der schäbigen Varieté-Welt von The Unknown ist dieses brutale Fazit noch ein paar Schritte entfernt, aber es lauert, gerade so noch außerhalb des Blickfelds der Kamera. Es versteckt sich in der Schmierigkeit Gewaltausbrüchen des sadistischen Zirkusdirektors Antonio Zanzi (Nick De Ruiz). Seine Tochter Nanon (eine brillante Joan Crawford in ihrer ersten großen Rolle) hat eine Aversion gegen männliche Berührungen entwickelt und die Inszenierung verweist für den Stummfilm typisch eindeutig/ uneindeutig auf inzestuöse Gewalt als Ursache.

Alonzo, der Armlose! Die Sensation der Sensationen!“, stellt der im Carnival-Metier erfahrene Regisseur Chaneys Figur vor. Die Fähigkeiten des Messerwerfers sind echt, doch seine Arme versteckt er unter einer Zwangsjacke, die er nur unbeobachtet abnimmt. In einer grotesken Doppelenthüllung ist der falsche Freak doch ein echter. An einer Hand hat er zwei Daumen, wodurch die Polizei ihn identifizieren könnte. Denn Alonzo, der jeden Abend in der Mange Messer auf seine heimlichen Liebe Nanon wirft, ist ein gesuchter Verbrecher. Sein Tötungstrieb scheint gezügelt wie seine Arme. Einzig sein kleinwüchsiger Gehilfe Cojo (John George, aus Outside the Law) kennt Alonzos Geheimnis und ölt mit einem miesen (richtig, richtig miesen) Rat die perverse Maschinerie des Plots. Rund 15 Minuten des lange Zeit vermissten Films fehlen. Der Rest reicht aus, um das Publikum nachhaltig zu verstören – heutige noch mehr als vor fast 100 Jahren, als Kuriositätenkabinette und Side Shows nicht nur ein Relikt auf ein paar flackernden Kamerabildern waren.

Fazit

Das makabere Milieu, das Tod Browning wie kein anderer auf die Leinwand bannt, wird in doppeltem Sinne zur perfekten Bühne für ein Ensemble pathologischer Charaktere, deren größte Darbietung die Maske notdürftiger Normalität ist. Solange der sagenumwobene London After Midnight verschollen ist, bleibt der Körper-Psycho-Horror der Browning-Chaney-Film.

Kritik: Lida Bach

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