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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

In einer laborartigen Situation betrachtet Maia, eine jüdisch-amerikanische Studentin, Videos aus der Westbank. Es sind Bilder, die ihre Weltsicht herausfordern. Nahostkonflikt, Medienzeitalter und Selbstwahrnehmung stoßen frontal zusammen.

Kritik

Regisseur Ra`anan Alexandrowicz (The Law In These Parts) erklärt zu Beginn seiner Doku The Viewing Booth relativ simpel das grundlegende Konzept seines Filmes: In einer, mit Kamera und Bildschirm installierten, Kammer zeigte er sieben US-Amerikanischen StudentInnen Handyaufnahmen und virale Videos, welche Szenen der Unruhe des Israel/Palästina-Konflikts zeigen. Er war gespannt auf die Reaktionen, doch letztendlich fand er nur eine Person interessant genug, um sie in seinen Film aufzunehmen: Die nordamerikanische Studentin mit israelischem Familienhintergrund Maia Levi, welche er gleich mehrfach einlud. The Viewing Booth dokumentiert sachlich das Aufeinandertreffen von Regisseur und Studentin und besteht fast nur aus Großaufnahmen von Levis Gesicht, welche sich die Aufnahmen sachlich und kommentiert ansieht. Das Ergebnis des Experiments ist ein Diskurs über die Darstellbarkeit von Ereignissen und die Präsenz Nicht-fiktionaler Bilder in der heutigen Gegenwart.

Das erste Video, welches Alexandrowicz Levi präsentiert, zeigt die Hausdurchsuchung von Soldaten in einem israelischen Familienhaus. Levi interpretiert die filmische Sprache des Videos und fragt nach einer möglichen Botschaft die hinter der Verbreitung derartiger Szenen stecken könnte. Immer wieder betont sie, dass die Videos kontextlos wirken und zweifelt stellenweise deren Authentizität an. Stellenweise sieht sie in ihnen eine reine Methode der Meinungsmache. Diskutiert wird so die Rolle, welche authentischen Videoaufnahmen im allgemeinen Verständnis von globalen politischen Thematiken spielen: Inwiefern wird durch die bewusste Teilung von viralen Videos, in denen beispielsweise aggressive israelische Jugendliche mit Steinen ein Haus bewerfen, das kollektive Verständnis gelenkt? Alexandrowicz setzt Levi in Kenntnis, dass die Videos zur einen Hälfte von Right-Wing Fraktionen, zur anderen Hälfte von Human Rights-Organisationen geteilt wurden, verrät ihr aber nicht welche. Es beginnt eine präzise Analyse von medialer Repräsentation. 

Doch The Viewing Booth denkt dieses Konzept in seiner zweiten Hälfte noch weiter und hebt es auf einen Meta-Ansatz. Alexandrowicz kreiert so eine spannende Diskussion, voller offener Fragestellung über den Wert und die Bedeutung von Authentizität in der heutigen, digitalen Vernetzung. Da sich der Regisseur über weite Strecken des Filmes zurücknimmt und die Bühne entweder den Videos oder den Reaktionen von Levi überlässt, gestaltet sich sein Film fast schon interaktiv, da so das Publikum selbst mit den Aufnahmen einer fernen und dennoch präsenten Realität konfrontiert. Eine der profundesten Fragen, zu welchen der Film schließlich gelangt, ist die, ob der Akt des Filmens selbst bereits eine Barriere erschafft, da der/die ZuschauerIn sich oftmals mehr mit dem Akt selbst statt mit dem Gefilmten identifiziert. Alexandrowicz verhandelt so nicht nur den Israel-Palästina-Konflikt, sondern dekonstruiert auch den Diskurs um selbigen.

Fazit

„The Viewing Booth“ ist ein zutiefst sehenswertes Experiment, welches auf kleinem Raum moderne mediale Repräsentation anzweifelt und die richtigen Fragen zu stellen vermag.

Kritik: Jakob Jurisch

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