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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Yoshiro ist ein Auserwählter. Er wird während der Selbstbefriedigung von kosmischer Strahlung getroffen und entwickelt somit Superkräfte. Alsbald wird er als Jugendlicher mit besonderer Gabe identifiziert und in ein Team zur Rettung der Stadt eingezogen. Natürlich muss er parallel versuchen, seine grenzenlose Geilheit unter Kontrolle zu behalten.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Ob Sion Sono beim Filmemachen masturbiert? Wenn sich ein Schlag von Mensch, wie der Japaner einer ist, etwas in den Kopf setzt, dann zieht er das unerbittlich durch. Halbe Sachen gibt es nicht, höchstens halbe Körperteile, die wild durch die Gegend fliegen. Höchstens halbe Kleidungsstücke, die mehr freilassen als verdecken. Ganz oder gar nicht heißt das Mantra, welchem sich der Filmemacher verschrieben hat. So dürfte es nicht überraschen (darf es natürlich doch!), dass der Coming-of-Age-Jugendromanze-Superheldenfilm-Hybrid vor allem eines behandelt: Die Adoleszenz der Hauptfigur. Das, wofür Kickass sich seinerzeit so anarchisch gehalten hat (Aaron Taylor-Johnson masturbiert auf schwarze Frauen!), wird hier auf knapp zwei Stunden gestreckt. Nur ohne Lockenkopf und schwarze Frauen, dafür mit einem Jugendlichen, der durch Selbstbefriedigung und kosmische Strahlung Superkräfte bekommt, während ein Krieg der sexuellen Revolution auszubrechen droht.

Viele knappe Höschen, viele überdimensionale Erektionen, viele Taschentücher (dieser Film ist nicht traurig…) und natürlich die große Liebe des Lebens. Das Team der jungfräulichen Psychos, im besten Sinne der Bezeichnung, kämpft gegen unbekannte Kräfte, die Menschen klonen und zu (Sex-)Sklaven werden lassen, die in Unterwäsche durch die Straßen rennen und entweder in Sexpuppen verwandelt werden oder ein starkes Aphrodisiakum einatmen. Irgendwie ein Traum für Yoshiro (Shota Sometani, Parasyte), der eigentlich immer mit gepresster Stimme spricht, als könne er seinen Pimmel nicht im Zaum halten und sich eigentlich den ganzen Tag lang in die Hose greifen. Zu Beginn objektiviert er alle Frauen um sich herum, er sieht ihre leicht bekleideten Körper und stellt sie sich unbedeckt vor, er lernt die Sexualität von sich selbst (zu Genüge) und die von den Mädchen (ein bisschen) kennen.

Vielerorts wird The Virgin Psychics die übermäßige Sexualisierung vorgeworfen, scheinbar ungeachtet einiger Tatsachen. Denn obgleich diese hier wirklich den Rahmen sprengt, ist sie niemals explizit gesehen. Primäre und sekundäre Geschlechtsteile bleiben verdeckt. Der einzige Mensch, der komplett nackt ist, ein Schulkollege von Yoshiro, bekommt ein Verbotsschild über sein Gemächt geschnitten - ganz nach der Vorstellung des notgeilen heterosexuellen Jungen eben. Zudem ist die Sexualität hier wichtigster Bestandteil des Films, Sono erzählt von ihr als Bestandteil des Älterwerdens. Teilweise entfernt sie sich von der Entwicklung der Liebe, sprunghaft, seltsam, unvorhersehbar, gleicht sich ihr aber im Laufe des Films immer weiter an. Ein Film, der sich mit überzogenem Humor der Adoleszenz widmet, sich aber nicht als Außenstehender über die notgeilen Jungs lustig macht, sondern ihnen Empathie zugesteht und eher als Spaß über das frühere Selbst versteht. Schließlich waren alle, die hier lachen, früher einmal genau so.

Die größte Stärke von The Virgin Psychics - abseits des treffenden Humors und der völlig abstrusen Inhalte - liegt jedoch überraschenderweise in den Lehren, die Sono (Antiporno) zieht. Letztlich erzählt der Film seinem (jungen/Jungen-)Publikum, dass ihm jede Tür offen steht, das Schicksal Bedeutung vorgaukelt aber auch nur das ist, was man daraus macht und dass das Leben nur genutzt werden kann, wenn man ehrlich zu sich selbst ist. Mancherorts verläuft der Regisseur sich dabei etwas, zum Beispiel wenn er für drei Sekunden auf die stete Bedrohung durch einen Kernreaktor-Unfall zu sprechen kommt. Die Intention ist deutlich, jedoch für die Geschichte und das Publikum nicht wirklich mit großem Mehrwert. Hinzu kommt (wahrscheinlich wenig überraschend), dass es ein bis zwei Momente gibt, in denen die sexuelle Freiheit ohne genügend Nährwert exerziert wird. Die Wirkung ist jedoch nie verfehlt: Sono spricht der jungen Generation Mut zu; ihr seid normal. Lasst euch nicht verunsichern, hört auf euer Herz.

Fazit

Mit „The Virgin Psychics“ hat Sion Sono eine Coming-of-Age-Jugendromanze-Science-Fiction-Superheldengeschichte auf die Beine gestellt, die sich als ermutigendes Plädoyer an alle Pubertierenden richtet. Sono ist der perfekte Regisseur, um einen Film zu inszenieren, der wie die sprunghaften, ver(w)irrten und vollends abstrusen Gedanken eines Teenager-Hirnes bebildert ist. Dennoch sind der stärkste Anker dieses Films die Augenblicke, die sich auf die Träume der Figuren konzentrieren. Da erwärmt einem das Herz. Ein stets humorvoller, aber nie blöd klamaukiger Film, über Jugendliche, die ihre Sexualität entdecken und Superkräfte bekommen.

Kritik: Levin Günther

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