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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Nahezu jeder, der nach 2008 noch Schüler auf einer Allgemeinen Schule war, wurde mindestens einmal durch diesen Film geschleust, meißt kurz vor den Ferien und durch uninspiririertes Lehrpersonal. Die Rede ist von Dennis Gansel's "Die Welle" mit Jürgen Vogel. Der Film und seine Figuren sollen realistisch wirken, mit Charakteren, die Klassenkameraden sein könnten und einem Lehrer, wie man ihn sich nur wünscht. Diesem in Deutschland äußerst erfolgreichen Film liegt ein Buch zugrunde, diesem Buch wiederum ein Film.

Und diesem Film ein Experiment, stattgefunden 1967 an einer kalifornischen High-School. Es ging seinerzeit darum, die Hintergründe der bedingslosen Gefolgschaft der deutschen Bevölkerung zu Hitler und seinen Schergen auszuleuchten. Das Experiment verselbstständigte sich schnell und wurde Jahre nach dem Abbruch durch den Lehrer Ron Jones in einem Buch festgehalten. Diesem Buch liegt der 1981 gedrehte US-amerikanische Fernsehfilm zugrunde, das Original, wenn es um die Experiment-Verfilmungen geht. Dabei handelt es sich keineswegs um eine aufwendige Produktion, warum der Film dennoch sehenswert ist, sollen die folgenden Zeilen erklären.

"How could the Germans sit back while the Nazis slaughtered people all around them and say they didn't know anything about it? How could they do that, how could they say that?" Um diese zentrale Frage dreht sich die Gedankenwelt von Lehrer Ben Ross (Bruce Davison), seit eine Schülerin ihm die Frage gestellt hat. Diese Frage lässt sich auch wahrlich nicht einfach beantworten, in einem Satz schon gar nicht. Der Lehrer entwickelt also, mehr aus einer fixen Idee heraus, ein Konzept aus Disziplin und Gehorsam, und wird von der Aufnahmebereit und Begeisterung seiner Schüler überrumpelt. Im Gegensatz zur Neuverfilmung steht die Aufklärung und Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus im Fokus der Geschichte, in der deutschen Version baut man lieber aus einer (angeblich) allgemeinen Nazi-Müdigkeit heraus die Geschichte auf. Doch das Ergebnis ist in beiden Filmen identisch. Ein klassenübergreifender, Kritik intloleranter Mob beherrscht schnell das Bild der Schule. Leider kommt im One-Hour-Drama mit einer Laufzeit von nur 42 Minuten (+Werbung) die Charakterzeichnung der vielen unterschiedlichen Klassenmitglieder etwas zu kurz. Auf der anderen Seite kann man aber auch eine Herunterbrechung auf den wesentlichen Inhalt anmerken.

Dem Film merkt man aber stark seine Herkunft von der Siegerseite des zweiten Weltkriegs an. Alle Charaktere wirken unbeteiligt, dabei muss aber spätestens die Großelterngeneration der Schüler unmittelbar vom Krieg betroffen gewesen sein. Da ist die vollkommene Unwissenweit der Schüler gegenüber dem Nationalsozialismus fast schon naiv. Umso schwerwiegender sitzt der Schock, als die unbedarften Schüler am Ende des Films mit ihrem eigenen Verhalten konfrontiert werden. Ein wirklich starkes Ende, das auch über etwaige Unstimmigkeiten hinweg faszinieren kann.

Fazit

Trotz der Tatsache, dass es sich hier formal um einen 45-minütigen Fernsehfilm aus den USA handelt, ist die Botschaft zeitlos. Vielleicht sollten Lehrkräfte "Die Welle" von 1981 auch in den Fondus aus drei Filmen aufnehmen, die abwechselnd im Unterricht gezeigt werden und als Lehrmaterialien zum Ausliehen bereit liegen.

Kritik: Magnus Knoll

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