Inhalt
Zur Zeit des Ersten Weltkriegs lebt Theeb mit seinem Bruder Hussein in einem Beduienenstamm, eines Tages bekommen die beiden Besuch von einem englischen Offizier, dem sie dabei helfen sollen, seinen geheimen Zielort zu erreichen. Sie führen den Fremden durch die Wüste und stoßen dabei auf einige Gefahren.
Kritik
Es dürfte wohl keiner ernsthaft widersprechen, wenn man behauptet, dass das jordanische Kino auf der internationalen Bühne so gut wie überhaupt nicht stattfindet. Eine kleine Ausnahme bildet jüngst das Drama „Theeb“, welches nicht nur für einen Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert wurde, sondern dessen Regisseur Naji Abu Nowar („Death of a Boxer“) auch auf den internationalen Filmfestspielen von Venedig im September 2014 eine Trophäe entgegen nehmen durfte. Ein durchaus ambitioniertes Projekt, bei dem der Regisseur auch die Möglichkeit erhält ein Stück weit seiner eigenen Kultur in die große Welt zu tragen, denn in „Theeb“ wandelt er nicht nur in der Geschichte seines eigenen Landes, sondern gibt auch einen Einblick in die Traditionen und Bräuche seiner Heimat.
In „Theeb“ geht es vor allem um die Stämme der Beduinen, durch die Wüste pilgernde Nomaden. Dort wo schon zahlreiche Jahre zuvor David Lean („Die Brücke am Kwai“) Aufnahmen für seinen monumentalen Film „Lawrence von Arabien“gemacht hat, findet sich auch Nowar ein, um eine stimmige Kulisse für sein Werk zu finden. Dort, oder irgendwo in der Nähe, genau kann man das nämlich nicht bestimmen, zu monoton sind die großen Weiten der Wüste und genau das stellt auch schon ein kleines Problem des Films dar. Zwar sind die endlosen Sanddünen herrlich eingefangen und durchaus hübsch anzusehen, aber die komplette erste Hälfte liefert der Film nicht sonderlich mehr als die immer gleichen Eindrücke. Atmosphärisch durchaus gelungen erweckt der Film über weite Strecke dadurch auch einen gewissen Grad an inszenatorischer Ideenlosigkeit.
Die anfängliche Ruhe legt „Theeb“ zur Mitte des zweiten Aktes aber relativ schnell ab, es kommt zu einer Schießerei, die stellenweise auch an einen klassischen Western erinnert. Primitive Ressourcen wie Kamele und Wasser werden bis auf den Tod verteidigt, schlichtweg weil das Überleben ohne sie nicht möglich wäre. Zurück bleiben nach dem Chaos ein kleiner Junge und ein verletzter Mann, beide von unterschiedlichen Seiten des Konflikts. Was dann folgt ist eine typische Annäherungsgeschichte, die zwar narrativ auf altbekannte Muster zurückgreift, emotional aber nicht uneffektiv bleibt. Aus anfänglichem Zweifel wird zunächst ein notdürftiger Zusammenschluss und bald darauf eine echte Beziehung. Würde es der Film schaffen diesen Gedanken konsequent abzuschließen, dann wäre er überaus sehenswert geworden, doch leider verspielt er seine starken Momente indem er gegen Ende lediglich auf einen kurzweiligen Schock setzt und der vorausgegangenen Handlung damit alles andere als gerecht wird.
Fazit
Leider ist auch „Theeb“ nicht der ganz große Wurf und trotz seiner internationalen Präsenz wird der jordanische Film den meisten Zuschauern wohl verwehrt bleiben. Seine langsamen Wüstenaufnahmen sind gleichermaßen schön wie eintönig und sorgen für ein gemächliches Tempo. Die ungleiche Beziehung im Mittelpunkt der Geschichte ist plakativ, aber nicht wirkungslos gestaltet und sorgt für einige gelungene Momente. Lediglich das Ende stößt bitter auf, da es weniger auf einen ordentlichen Abschluss, sondern nur auf einen billigen Schockmoment aus ist.
Autor: Dominic Hochholzer