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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Takashi Takamoto ist durch die Serie Top Knot Detective zur nationalen Ikone gereift. Als Ronin Sheimasu Tantai konnte er sich eine internationale Fanbase schaffen und hat sich so eine Plattform zu eigen gemacht, um seine Egomanie auszuleben. Doch wer war Takashi Takamoto wirklich? Was verbirgt sich hinter dem Menschen, der sich selbst am meisten liebte und damit japanische Fernsehgeschichte schreiben konnte.

Kritik

Vergesst Tommy Wiseau (The Room), vergesst Ulli Lommel (Daniel – Der Zauberer), vergesst Uwe Boll (Far Cry) und macht euch bereit für Takashi Takamoto (Toshi Okuzaki), den japanischen Ed Wood. Wie? Ihr habt noch nie etwas von Takashi Takamoto gehört? Hauptdarsteller, Regisseur, Editor, Produzenten und Drehbuchautoren der legendären Samurai-Serie Top Knot Detective, die bis in die frühen 1990er Jahre beachtliche Erfolge feiern konnte, Takamoto zur nationalen Ikone avancieren ließ und einen Kult entfesselte, der bis heute anhält. Na gut, sind wir mal ehrlich: Takashi Takamoto hat es nie gegeben, genauso wenig wie jenes titelgebende Fernseh-Format, die den Dreh- und Angelpunkt der Mockumentary Top Knot Detective von Aaron McCann und Dominic Pearce bilden. In seinen besten Momenten allerdings vermag es das Regieduo tatsächlich den ein oder anderen Zweifel dahingehend heraufzubeschwören, welcher fiktionale Wert den Bildern nun wirklich einlagert.

Nukleus der Unterhaltung sind natürlich die mit größter Leidenschaft produzierten Ausschnitte aus der Serie Top Knot Detective, die, würde es sie wirklich geben respektive gegeben haben, jedem internationalen Popkultur-Begeistertem ein Begriff wäre. Der hiesige Protagonist Sheimasu Tantai (eben jener Takashi Takamoto) metzelt sich als übermenschlicher Ronin durch ein feudales Japan. Seine Gegner? Ninja, Roboter und ein Penismonster. Seine Mission? Rache. Seine Gebären? Egomanisch, sexistisch, narzisstisch, gewaltgeil. Was Aaron McCann und Dominic Pearce in diesen Einspielern abziehen, ist übelster Anarcho-Trash, der sich jenseits von Gut und Böse lokalisiert. Da rollen Köpfe, Blutfontänen stoßen schwallartig aus dem Torso, Kinder werden halbiert – und wenn es sein muss, schickt Sheimasu seine Gegner auch mal in die Prähistorie und lässt sie von einem Dinosaurier zerstampfen. Und das alles sieht dermaßen dilettantisch aus, dass es einem glatt die Schuhe auszieht.

Beachtlich an Top Knot Detective, der Fake-Dokumentation, ist, mit welchem Aufwand Aaron McCann und Dominic Pearce es vollbracht haben, einen organischen Mythos zu kreieren, bei dem der Zuschauer sich immer mal wieder ins Gedächtnis rufen muss, dass es sich hierbei keinesfalls um authentische Quellen handelt. Die Regisseure, die hier indes ihr Langfilmdebüt abliefern, begehen nicht den Fehler, sich im überkandidelten Irrsinn zu erschöpfen, sondern wirken den unechten Serien-Passagen (sowie einigen sagenhaft bekloppten Werbespots, denen Takamoto ebenfalls sein Gesicht verliehen hat) mit einer geerdeten Aufbereitung des Personenkults um Takamoto entgegen. In Interview-Sequenzen, Talkshow-Ausschnitten und authentisch verfälschtem Archivmaterial beschäftigt sich Top Knot Detective nicht einfach nur damit, Posse mit seinem fiktiven Hauptakteur zu treiben, sondern nutzt den extremen Kontrast zwischen Over-the-Top-Wahnsinn und ernsthaften Einschüben, um gleichwohl eine Abhandlung über die japanische Unterhaltungsindustrie zu forcieren.

Sicherlich, Top Knot Detective offenbart etwas zu viel juvenilen Spaß daran, sich dem parodistischen Splatter-Nonsense hinzugeben, was vor allem dann deutlich wird, wenn ein emotionaler Moment im direkten Anschluss von einer entsprechenden Blödelei quittiert wird. Als reflektierte Auseinandersetzung mit der Macht der Medien, die Legenden erschaffen und ebenso schnell dekonstruieren können, mit der omnipräsenten Selbstverherrlichung von Stars und den ideologischen Verklärungen innerhalb der japanischen Film- respektive Serienlandschaft (gerade der Sexismus ist hier besonders prägnant), versteht es Top Knot Detective, das Portrait eines Menschen nachzuzeichnen, der von seiner eigenen Sagengestalt nach und nach verschlungen wurde. Es lohnt sich jedenfalls, dem Spielfilmeinstieg von Aaron McCann und Dominic Pearce eine Chance zu geben, gestaltet sich das Werk letztlich doch deutlich durchdachter als man es zu Anfang noch erwartet hätte.

Fazit

Besonders beeindruckend an der Mockumentary "Top Knot Detective" ist der Aufwand, den die beiden Regisseure Aaron McCann und Dominic Pearce betrieben haben, um einen Mythos zu erschaffen, den es nie gegeben hat. Allerdings lassen die Spielfilmdebütanten nicht nur den Splatter-Trash ihres fiktiven Fernseh-Formats hochleben, sondern forcieren auch eine durchaus ernsthafte Reflexion über die japanische Unterhaltungskultur. Top Knot Detective ist sehenswert, auch wenn er seinen tonalen Kontrast nicht konsequent genug ausbalanciert.

Kritik: Pascal Reis

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