Inhalt
Die Straßen seiner Berliner Nachbarschaft als Filmkulisse nutzend, setzt sich ein Regisseur aus Belarus mit der Systematik russischer und belarussischer Kriegsverbrechen in der Ukraine auseinander und fragt nach seiner eigenen Verantwortung für diesen Krieg.
Kritik
Spielplätze seien am schlimmsten, bemerkt eine der erzählenden Stimmen zu Beginn der knapp halbstündigen Kriegs-Konstruktion. Auf den Spielplätzen wurden viele Leichen begraben. Der weiche Sandboden bietet sich dafür an. Die verstörende Anekdote ist nur eine der Gräuel, die mit sachlicher Nüchternheit in dem minimalistischen Memorandum im Programm der Berlinale Shorts berichtet werden, aber länger im Gedächtnis bleibt als die übrigen.
Womöglich, weil Pavel Mozhar die vor der Kamera in Form eines dezidiert rationalisierten Registers nachgestellten Verbrechen des russischen Überfalls der Ukraine selbst in teils spielerische Szenarien kleidet. Plastikplanen, Spielzeugmenschen, Miniaturhäuser und Straßen gezogen auf dem weichen Sandboden, der sich dafür anbietet. Irgendeine Art von Katharsis, Kritik oder Kunstfacette erschließt sich daraus nicht. Stattdessen forciert die egozentrische Schlussenthüllung das selbstzweckhafte Air.
Fazit
„Human empathy is probably the most important quality that is lost. When you see that stuff every day, your emotions become numb.“ Dieses fatalistische Fazit manifestiert sich nicht nur auf der optischen Ebene Pavel Mozhars halbdokumentarischer Rekonstruktion. Die inszenatorische Ziellosigkeit und Selbstzentrierung der pseudo-philosophischen Perspektive wirken geprägt von eben jenem Mangel an Mitgefühl, der in den dialogischen Dokumenten beklagt wird.
Autor: Lida Bach