Inhalt
Nachdem ihr Versteck im Bermuda-Dreieck aufflog, wurden die dort lebenden Vampire ausgerottet. Nur einer überlebte: Maximilian. Per Schiff begibt er sich nach New York, um den letzten noch lebenden Stammesnachfahren zu finden. Als Assistenten engagiert der Fürst der Dunkelheit einen ausgeflippten Kriminellen. Bald stossen sie auf die Gesuchte: Polizistin Rita ahnt jedoch nicht, daß sie halb Mensch, halb Vampir ist - und daß Maximilian sie zur Vollblut-Untoten machen will, damit sie seine Kinder austrägt.
Kritik
Reflexartig möchte man erst einmal behaupten, dass die 1990er Jahre nicht sonderlich gut zu Wes Craven (Die Schlange im Regenbogen) gewesen sind, nur um sich wenige Augenblicke später bereits ins Bewusstsein zu rufen, dass Craven in diesem Jahrzehnt das Horror-Genre mit Scream quasi aus der Versenkung gerettet hat, einen hervorragenden Franchise-Abschluss mit New Nightmare in Szene setzte und mit Das Haus der Vergessenen ein bis heute hochgradig launiges Grusel-Potpourri verantwortet. Am Box Office mag es nicht immer geknallt haben, künstlerisch allerdings konnte Wes Craven in jeder Dekade mehrfach überzeugen. Der ein oder andere Ausfall aber bestätigt natürlich die Regel - und im Falle von Craven war es in den 1990er Jahren natürlich Vampire in Brooklyn, mit dem der 2015 verstorbene Filmemacher womöglich seinen Schaffenstiefpunkt erreichen sollte.
Dabei ist es ja erst einmal eine überaus erfreuliche Sache, dass Wes Craven im Jahre 1995 noch ein Motiv des Horrorfilms erschließen wollte, mit dem er sich bis dato nicht befasst hat: Den Vampirismus. Vampire in Brooklyn ist auch bemüht darum, sich von der klassischen Bram Stoker-Geschichte zu lösen und zitiert höchstens gelegentlich den literarischen Klassiker (genauso wie F.W. Murnaus Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens). Im Zentrum hier steht der Blutsauger Maximilian (Eddie Murphy, Der Prinz aus Zamunda), der sich nicht, wie der Großteil der anderen Eckzähne, in die Berge von Transsilvanien begeben hat, sondern sich auf eine Insel im Bermuda-Dreieck zurückzog, um sich hier am Blut der Reisenden zu weiden. Sicher vor Vampirjägern allerdings waren die Nachtgeschöpfe auch hier nicht - und kurze Zeit darauf sollte Maximilian zum letzten “Überlebenden” werden.
Warum es Maximilian nun nach Brooklyn verschlägt, ist natürlich erst einmal Humbug, aber für einen Genre-Film in Sachen Funktionalität durchaus akzeptabel. Das rigorose und zusehends jedes Sehvergnügen verleidende Problem an Vampire in Brooklyn ist, dass er in seiner kruden Mischung aus Comedy und Horror überhaupt keinen kohärenten Mittelweg findet, der beide Aspekte halbwegs harmonisch miteinander vereint. Dadurch erscheint das Komödiantische, für das sich Eddie Murphy auch wieder in verschiedene Rollen werfen darf, gnadenlos deplatziert und die Horror-Elemente, die zumeist Maximilians bestialische Natur unter Beweis stellen, furchtbar ineffektiv. Vampire in Brooklyn besitzt keine einnehmende Stimmung, keine brauchbare Vision, keinen Sinn für Parodie oder Hommage - und er schafft es auch zu keiner Zeit, sich selbst zu entfesseln, um einem Blacula die Ehre zu machen. Das ist nicht einmal Edeltrash, der ist einfach nur schlecht.
Fazit
Einer der größten Fehltritte im Schaffen des Wes Craven. "Vampire in Brooklyn" funktioniert weder als Parodie, noch als Hommage oder brauchbare, eigenständige Vision. Die krude Kombination aus Komödie und Horror verebbt zusehends in gnadenlos deplatzierten Kalauern (Eddie Murphy darf sich in weiteren Rollen schminken und rumbrüllen, aha) oder drögem Grusel-Einerlei. Nicht einmal launigen Edeltrash bekommt man hier geboten. Eddie Murphy überzeugt jedoch zuweilen durchaus, wenn er als sinistrer Fürst der Finsternis Gebrauch von seiner Leinwandpräsenz macht.
Autor: Pascal Reis