„Man sagt, wenn du stirbst, spielt sich dein ganzes Leben vor deinen Augen ab... Ich wünschte, es wäre so einfach.“ James Odin (Adrian Glynn McMorran, The Revenent-Der Rückkehrer) verfügt schon seit seiner frühsten Kindheit über hellseherische Fähigkeiten, doch statt etwas Großes damit anzustellen, schleppt er sich nur von einem Tag zum nächsten und kommt geradeso über die Runden. „Dieses abgefuckte Leben hat sich schon mal abgespielt und ich stecke hier drin und sehe mir die Wiederholungen an.“ Volition legt nicht sofort alle Karten auf den Tisch, sondern füttert den Zuschauer nach und nach mit den notwendigen Informationen. Als Erstes fragt man sich, was fängt James mit seiner großartigen Gabe an. Wird er etwa Menschen vor unüberlegten Entscheidungen schützen und ihr Leben zum Besseren verändern?
Eine Antwort darauf bekommt man nicht sofort, sonst würde man zu früh erkennen in welche Richtung sich der Film entwickelt. Stattdessen trifft sich der Held dieser Geschichte mit ein paar Gangstern, um einen Job für sie zu erledigen. Dieses Treffen dient, als der große Aufhänger für die ganze Handlung. Die Gangster wissen von James hellseherischer Gabe und wollen diese für ihre Zwecke nutzen. Warum sie das genau tun wollen und, welche Aufgabe James im Detail zugeschrieben werden soll, erfährt man auch am Ende des Films nicht. Daraus kann man nur schlussfolgern, dass man eine Rahmenhandlung für die ganze Geschichte gebraucht hat. Sonst begreift man einfach nicht, warum die Gangster etwas sehr Wertvolles James überlassen sollten, damit er es jemandem übergibt, wenn seine Visionen ihm verraten, dass der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist.
Trotzdem liefert Volition einen soliden Science-Fiction-Thriller ab, bei dem man sich ständig fragt, was als Nächstes passiert, weil man weder den Film noch die Handlung in ein bestimmtes Schema pressen kann. Wenn man endlich das Rätsel gelöst hat und verstanden hat, auf welchem Prinzip der Film basiert, ist bereits mehr als die Hälfte vorbei und man hat sich bis dahin kein einziges Mal gelangweilt. Das ist gewiss ein gutes Zeichen, vor allem, weil man auch ab dem Zeitpunkt, ab dem man weiß, was vor sich geht, immer noch gespannt ist, wie das Ganze nun ausgehen wird. Im Grunde befasst sich der Film mit der Frage aller Fragen: „Ist unser Schicksal von der Geburt an festgelegt oder haben wir tatsächlich die freie Wahl und können unsere eigenen Entscheidungen treffen und dementsprechend unser Schicksal verändern?“
Wer die Antwort auf diese Frage wissen möchte, sollte sich diesen Film ansehen, denn er schafft es, mit viel Raffinesse und Liebe zum Detail eine Geschichte über eine bekannte, durch viele andere Filme abgegraste, Thematik zu gestalten, ohne den Zuschauer zu langweilen. Der Spannungsaufbau ist gut gelungen und, dass die Gangster-Thematik zu unlogisch in die Handlung eingeflochten wurde, spielt im Endeffekt keine so große Rolle, weil man bei Science-Fiction-Filmen sicher keine großen Erwartungen an Realitätsnähe legt, sonst würde man sich ja stattdessen lieber ein Biopic anschauen.
James, der sein eigenes Leben zu Beginn des Films als „abgefuckt“ bezeichnet, sieht im Laufe des Films selbst immer „abgefuckter“aus, was perfekt zur fortschreitenden Handlung und zu Adrian Glynn McMorrans Schauspiel passt. Mit Angela (Magda Apanowicz, Butterfly Effect) hat er eine gute Unterstützung an seiner Seite, die eine entscheidende Rolle im Laufe der Handlung einnimmt. Bis zum Schuss bleibt es spannend und am Ende ist man ein wenig verwirrt, weil man nicht sofort durchschaut, wie der Film ausgeht. Das ist jedoch mit Sicherheit gewollt, um den Zuschauer ein letztes Mal rätseln zu lassen.