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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Ein Vertreter der ultra-rechten Patrick-Henry-Gesellschaft reißt in das Südstaaten-Provinzstädtchen Caxton, in dem im Zuge des neuen Integrationsgesetzes zehn Farbigen der Besuch einer bis dahin rein weißen Schule genehmigt werden soll. Der gerissene Cramer sorgt mit seinen provokanten Thesen und linkischen Aufstachelungen für eine Eskalation der eh schon angespannten Situation.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

„Weiß. Frei. Amerikanisch!“

Roger Corman (Satanas – Das Schloss der blutigen Bestie) ist eine lebende Legende, der ungekrönte Papst des (immer) billigen und (meistens) liebevollen Unfugs, dem irgendwann zwingend ein eigenes Biopic spendiert werden muss (Dokus gibt es jetzt schon einige, z.B. Ufos, Sex und Monster - Das wilde Kino des Roger Corman). Eifrig wie kein zweiter drehte und produzierte er speziell zwischen den späten 50ern und frühen 80ern einen Film nach dem anderen, manche davon erreichten absoluten Kultstatus und ebneten Weltstars wie Francis Ford Coppola (Der Pate) oder Jack Nicholson (Chinatown) den Weg zu Weltruhm. Das ist nur die Spitze einer endlos langen Liste bekannter Namen, ihr Förderer blieb stets seiner Wohlfühlnische der Ultra-B-Movies treu. Anfang der 60er, mitten in seiner Edgar Allan Poe-Phase, rutschte ihm sein immer noch verblüffendes Meisterstück aus dem Ärmel, das damals wahnsinnig gewagt und heute in Anbetracht der politischen Lage aktueller kaum sein könnte.

Der Anfang erinnert leicht an John SturgesStadt in Angst: Ein Fremder kommt in einer Kleinstadt an, in der es brodelt. Er sticht in ein Wespennest aus Rassismus, diesmal allerdings nicht, um für Gerechtigkeit zu sorgen. Ganz im Gegenteil, denn der smarte, diabolisch-verführerische Adam Cramer (William Shatner; Star Trek: Der Film) will die Lage nicht entschärfen, er will sie zum Überkochen bringen. Kein allzu schwieriges Unterfangen im Südstaaten-Nest Caxton, dessen traditionsbewussten Einwohner nicht viel von der liberalen Vorstellung halten, dass die Neger-Brut die Schulbank gemeinsam mit ihren weißen, anständigen Kindern drücken soll. Perfide schürt Cramer die Furcht vor der „schwarzen Welle“, schwingt rhetorisch geschulte Hetz-Reden über die Unterwanderung der weißen Gesellschaft, wirft Linksliberale, Kommunisten und Farbige in einen Topf und mischt daraus das, was dem ländlich-weißen Proletariat und der Mittelschicht am meisten Angst macht. Schnell hat er das Volk auf seiner Seite, manipuliert die Massen und natürlich dauert es nicht lange, bis die angestaute Panikmache sich in Akten der Gewalt entlädt. Von denen sich der mit allen Wassern gewaschene Cramer offiziell distanziert, sie gleichzeitig aber noch für seine Zwecke zu nutzen weiß: „Unterschätze nie den Wert einer Gefängnisstrafe. Man denke nur an Sokratis, Lenin…Hitler.“

Aus zeitlicher Distanz einen Film über dieses Thema zu drehen ist eine Sache, aber man darf nicht vergessen, dass Weißer Terror genau zu der Zeit erschien, als dies noch Alltag war. Er schildert eine aktuelle Situation, stellt den rechtsorientierten, rassistischen Teil der US-Gesellschaft direkt an den Pranger, reißt ihm seine primitive, heuchlerische Maske herunter. Und installiert mit dem „Abgeordneten“ Cramer eine Art Führerfigur, die dem Mob das gibt, was er hören will. Der junge William Shatner gibt als Scheusal im blütenweißen Leinenanzug eine fantastische Performance ab und Roger Corman versteht es, dessen gefährlichen Charakter im Detail zu entlarven. Wenn es gefordert ist eloquent und charmant, dann aufstachelnd und ein Mann direkter, unverblümter Hassparolen im Stil eines Joseph Goebbels, wenn er in die Ecke getrieben wird feige und windig wie ein Aal, der selbst mit einer geladenen Waffe vor dem Gesicht es noch versteht, sich aus der Situation quatschen zu können. Parallelen zu den Anfangszeiten des Dritten Reichs – aber auch zu den Faktenverdrehern ganz aktueller Bewegungen – sind unübersehbar, denn letztlich funktioniert die gleiche Masche unter den richtigen Rahmenbedingungen immer wieder.

Dass Corman auch bei diesem Film natürlich nicht tief in die Tasche greifen konnte spielt überhaupt keine Rolle, schließlich konnte man mit vorhandenen Ressourcen arbeiten. Es wurden keine großartigen Requisiten, Nachbauten, Masken oder Spezialeffekte benötigt, mit denen man am ehesten in die Low-Budget-Falle tappt. Im Gegensatz zu seinen sonstigen Arbeiten will er mit Weißer Terror auch keine schlichte Unterhaltung bieten. Ungeschönt-direkt, aber nie exploitativ-reißerisch liefert er einen aufgeladenen, demaskierenden Beitrag zu einem zeitlich brandheißen Thema ab, der sicherlich bei einigen Schichten der US-Gesellschaft nicht sonderlich gut angekommen ist. Schließlich wird ihnen und ihrer primitive Weltanschauung ohne falsche Zurückhaltung der Spiegel vorgehalten. Dafür benötigt man keine großen Stars oder fette Studio-Budgets, was Corman hier eindrucksvoll unter Beweis stellt. Lediglich am Ende macht er es sich zu einfach, wenn der vorher wie ein Werkzeug instrumentalisierte Pöbel sich plötzlich mit einem Appell an die Vernunft überzeugen lässt. Etwas zu versöhnlich und aus dem vorher gezeigten Kontext nicht wirklich plausibel.

Fazit

Ein starkes Stück vom oftmals belächelten Roger Corman, der sich hier mal in der ungewöhnlichen Rolle des seriösen Filmemachers zeigt. Unmissverständlich und frontal ist sein "Weißer Terror" dabei wie gewohnt, ohne sein Thema dabei nicht ernst zu nehmen oder als plumpen Reißer zu verhökern. Extrem Mutig, wichtig und tatsächlich nicht schlechter als z.B. die Oscar-prämierte Bestsellerverfilmung "Wer die Nachtigall stört" aus dem selben Jahr. Anders, aber nicht schlechter.

Kritik: Jacko Kunze

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