Die von Melanie Griffith (Celebrity – Schön. Reich. Berühmt) gespielte Linda Voss wird niemals müde zu erwähnen, wie sehr sie den damaligen Ikonen des Kinos, einem James Stewart (Vertigo – Aus dem Reich des Toten) oder einem Cary Grant (Die große Liebe meines Lebens), doch verfallen ist, damit Regisseur und Drehbuchautor David Seltzer (Punchline – Der Knalleffekt) auch idiotensicher zum Ausdruck bringen kann, dass Wie ein Licht in dunkler Nacht gerne als eine Hommage an das klassische Hollywoodkino der goldenen Ära verstanden werden darf. Nein, verstanden werden muss! Ein Versprechen, welches der Film abseits vom namentlichen Aufzählen renommierter Klassiker allerdings kaum zu rechtfertigen vermag, ist Wie ein Licht in dunkler Nacht doch genau das abhandengekommen, was einen echten Evergreen nun mal als solchen auszeichnet: Der Sinn, eine gute Geschichte zu erzählen.
David Seltzer, der einst das Drehbuch zum Horrorklassiker Das Omen von RichardDonner aus dem Jahre 1976 verfasste, bemüht sich in erster Linie darum, massenwirksame und eingängige Tropen aufzubringen, mit denen sich jeder Zuschauer in gewisser Weise verbinden darf, eben weil sie so klar und häufig auf der Leinwand aufbereitet wurden: Wir haben eine Liebesgeschichte, wir haben bitteren Verrat und wir haben die Drohkulisse eines historischen Hintergrunds. Wie ein Licht in dunkler Nacht jedoch wirkt wie ein Film, der darauf spekuliert, dass sein Publikum nur ganz entfernt etwas von dem Ereignis gehört hat, welches sich zweiter Weltkrieg schimpft, so uneinheitlich und fernab jedweder Plausibilität artikuliert sich das Geschehen, welches die bilinguale Linda als spionierende Halbjüdin in das Berlin des Jahres 1941 schickt, um an die Pläne eines Bombenbaus der Nazis zu gelangen.
Informationen hinter feindlichen Linien sammeln also, war doch schon immer spannend, wird also auch in diesem Fall spannend sein. Nun ja, eher nicht, gelingt es der Narration von Wie ein Licht in dunkler Nacht eben nicht, eine innere Glaubwürdigkeit zu erschaffen, was der Immersion und Kohärenz der Geschichte fortwährend einen Strich durch die Rechnung macht. Das beginnt allein damit, dass Linda angeblich ihr ganzes Leben deutsch gesprochen haben soll, mit Melanie Griffith aber eine Darstellerin besitzt, die kaum in der Lage ist, die Dialoge, die sie auf deutsch zu bewerkstelligen hat (maximal eine Handvoll auf), halbwegs verständlich herauszuwürgen. Man muss David Seltzers Film eher als aufwändig produziertes Rührstück akzeptieren, anstatt einen bedrückenden Thriller in Erwartung zu stellen, in dem eine Frau beruflich wie privat zu jeder Zeit kompromittiert werden könnte.
Gelungen ist Wie ein Licht in dunkler Nacht dann immer noch nicht, aber er funktioniert wenigstens partiell, weil er sich großen Gesten mit dramatischem Inbrunst verschreibt und der Schmonzette, die er im Kern darstellt, mit adäquater Theatralik begegnet. Jenseits surrealer Bildwelten, in denen beispielsweise ein Zebra durch die Trümmer eines vom Bombenhagel getroffenen Berlins irrt, ist Wie ein Licht in dunkler Nacht ein immerzu naiver, größtenteils krampfig aufgeschäumter Groschenroman, dessen größter Gewinn es ist, einen Schauspieler der Güteklasse Michael Douglas (Der Geist und die Dunkelheit) immerhin in einer Nebenrolle zu wissen. Douglas besitzt den Charme, die Präsenz und die Grandezza, um mit den vielzitierten Stars von damals mithalten zu können. Durch ihn wird sogar dieses vollkommen überzogene Finale mitreißend. Da scheinen sich Ansprüche und Umsetzung plötzlich einig zu werden – nur leider viel zu spät.