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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Es gibt eine Reihe von Filmen, die man (ein wenig abschätzig) als „Gutmenschenkino“ oder „Idealistenkino“ bzw. (etwas wertneutraler) als „Message-Movies“ bezeichnen kann. Gemeint sind damit filmische Werke, die zu unterhalten beabsichtigen, aber zugleich eine Botschaft vermitteln wollen. Zu den möglichen Themen, die solch ein ehrenwertes Werk behandeln kann, gehören die Missstände im Bildungssystem. Im US-amerikanischen Kino widmeten sich bereits einige (mit renommierten Schauspielern besetzte) Filme jenen Missständen – u.a. „Dangerous Minds“ (mit Michelle Pfeiffer) und „Freedom Writers“ (mit Hilary Swank). Auch „Um Klassen besser“ (OT: „Won’t Back Down“) von Daniel Barnz kann zu den Filmen dieser Art gezählt werden.

Kritik

Jamie Fitzpatrick (Maggie Gyllenhaal) lebt mit ihrer Tochter Malia (Emily Alyn Lind) in Pittsburgh, Pennsylvania. Das Mädchen besucht eine öffentliche Grundschule – und leidet an Legasthenie. Da die Klassenlehrerin Deborah (Nancy Bach) in keiner Weise auf Malias Probleme eingeht, versucht Jamie, einen Schul- oder zumindest einen Klassenwechsel ihres Kindes zu erwirken. Nachdem jedoch all ihre Bemühungen gescheitert sind – weil Jamie etwa das Geld (für eine bessere Bildungsstätte) fehlt bzw. weil es den Verantwortlichen an Malias Schule an einer Bereitschaft zu handeln mangelt –, will die energisch-entschlossene junge Frau von einem Gesetz Gebrauch machen, das es Eltern (im Falle eines Scheiterns der bisherigen Verwaltung) ermöglicht, mit Lehrern eine Schule zu übernehmen. Es gelingt Jamie, Nona Alberts (Viola Davis) – eine Lehrerin an Malias Schule und ebenfalls die Mutter eines Grundschulkindes – für ihr Vorhaben zu gewinnen. Auf dem Weg zur angestrebten Übernahme sehen sich die beiden aber mit schwer überschaubarer Bürokratie, mit wenig aufgeschlossenen Lehrern und Eltern sowie mit der aufgebrachten Gewerkschaft konfrontiert… Ein Message-Movie kann funktionieren, wenn es inszenatorisch auf plakative und kitschige Bilder verzichtet, wenn ferner das Drehbuch nicht in eine allzu konventionelle Hollywood-Dramaturgie verfällt und es über differenziert gestaltete Figuren verfügt – und wenn besagte Figuren von überzeugenden Akteuren verkörpert werden. Die Einstiegssequenz von „Um Klassen besser“ ist hingegen leider ein Musterbeispiel an plakativer Inszenierung: Während die Lehrerin ihre Aufmerksamkeit auf ihr Mobiltelefon richtet (und im Hintergrund gar ein Computerbildschirm zu sehen ist, auf dem die Seite eines Schuh-Shopping-Portals geöffnet wurde!), müht sich die kleine Malia vergeblich, einen Satz an der Tafel zu lesen. Einige ihrer Mitschüler verspotten Malia, andere beschäftigen sich mit Computerspielen, hören Musik oder befinden sich im Halbschlaf. Sound Design und Kameraführung erinnern derweil an die US-Remakes japanischer Horrorwerke. Das ist wenig subtil. An späteren Stellen – sowohl in den melodramatischen Passagen als auch in Feel-Good-Momenten – erlaubt sich der Film so manches Klischee: z.B. aufdringliche Musik zur pathetischen Rede oder einen Gruppentanz, der „Um Klassen besser“ nahe an die Grenze zum Sozialkitsch bringt. Ärgerlich ist, dass das Drehbuch von Brin Hill und Daniel Barnz teilweise äußerst unterkomplexe Figuren zeichnet, um die „Guten“ und die „Bösen“ eindeutig zu unterscheiden. Neben „Bad Teacher“ Deborah und dem Schuldirektor (Bill Nunn) werden etwa die Leute der Gewerkschaft geradezu lächerlich eindimensional dargestellt. Dies vermag auch die berechenbare, doch kaum glaubhafte Wandlung von einem der vielen Antagonisten keineswegs aufzuwiegen. Darüber hinaus mutet es ziemlich unnötig und forciert an, dass ein Love Interest für Jamie geschaffen wird. Michael (gespielt von Oscar Isaac, bekannt aus „Robin Hood“ und „W.E.“) ist ein klassischer Nice Guy, der die anderen Figuren zum Singen und Tanzen animiert – und der hin und wieder einen kleinen Beitrag zur Haupthandlung leisten darf. Man könnte seinen Part als ironischen Kommentar werten: auf die vielen Frauenfiguren der Kinogeschichte (in Werken mit männlichen Hauptcharakteren), denen es obliegt, hold herumzustehen und gelegentlich eine Alibifunktion in der Erzählung zu übernehmen, damit ihre gänzliche Irrelevanz ein wenig kaschiert wird. Aber das wäre wohl eine Überinterpretation der Michael-Figur; wahrscheinlicher ist, dass der Jamie/Michael-Subplot tatsächlich nur dazu dient, den Film etwas aufzulockern und massenkompatibler zu machen. Nicht gut! Trotz alledem gibt es Gründe, die für ein Anschauen des Films sprechen: Zum einen die Protagonistinnen, die den Zuschauer für sich einnehmen, weil sie nicht ohne Fehl und Tadel sind; zum anderen die begabten Interpretinnen dieser Figuren. Die Jamie-Darstellerin Maggie Gyllenhaal konnte ihr Talent schon viele Male beweisen: In „Secretary“ verlieh sie – gemeinsam mit James Spader – dem BDSM (lange vor dem „Fifty Shades of Grey“-Hype!) eine gehörige Portion Romantik, und selbst der undankbaren Damsel-in-Distress-Rolle in „The Dark Knight“ vermochte sie etwas Reizvolles abzuringen. Gyllenhaal gehört zu jenem Typ Schauspieler, der jede Rolle irgendwie glaubhaft verkörpern kann – ob nun die Rolle einer bezaubernden, anarchistischen Konditorin (in „Schräger als Fiktion“/„Stranger than Fiction“) oder die eines unerträglichen Eso­te­rik-Freaks (in „Away We Go“). Jene Fähigkeit kommt „Um Klassen besser“ fraglos zugute: Gibt ein Hollywood-Star den „everyday man“ bzw. die „everyday woman“, wirkt das oft sehr gewollt; Gyllenhaal hingegen glaubt man den Working-Class-Habitus ohne zu zögern – was für den emotionalen Mitvollzug des Films von großer Bedeutung ist. Jamie wird als Chaosmutter mit unorthodoxer Haushaltsführung etabliert. Die Eile bzw. das Zu-spät-Sein ist ihr Grundzustand. Sie hetzt durch ihr Leben, hat zwei Jobs zu bewältigen – am Tage in einem Autohaus, des Nachts in einer Bar –, und sie wird dabei stets von der Angst angetrieben, ihre Tochter zu enttäuschen; der Vater von Malia „ist weg“, wie Jamie an einer Stelle des Films mitteilt. Gyllenhaal spielt das alles mit Verve. Wie ihre Figur mit festem Blick sowie mit Wut und Wucht zur Heldin reift, ist durchaus sehenswert. Ihren einprägsamsten Schauspielmoment hat Gyllenhaal aber relativ zu Beginn, als Jamie eine Niederlage hinnehmen muss: Da sitzt sie wie schockgefroren neben ihrer Tochter und droht von Verzweiflung gepackt zu werden (ehe sie damit fortfährt, ihre ganze Kraft aufzubieten). Der Ausdruck in Gyllenhaals Augen in diesem Moment ist wirklich unvergesslich! Positiv anzumerken ist zudem, dass die von Emily Alyn Lind eindrucksvoll dargestellte Malia kein typisches, niedlich-handzahmes Filmkind ist: Sie ist launisch und verhält sich ihrer Mutter gegenüber ab und zu ungerecht, gar verletzend – wie sich ein junger Mensch eben zuweilen im Leben (seltener jedoch im US-amerikanischen Mainstreamfilm) verhält. Umso rührender ist es dann, wenn Jamie dennoch das macht, was Eltern (im Leben und im Film) meistens machen: Sie kämpft für ihr Kind – auch wenn das Kind selbst dies im entsprechenden Moment gar nicht recht zu schätzen weiß. An Gyllenhaals Seite begeistert Viola Davis („Glaubensfrage“/„Doubt“, „The Help“) als Nona. Sie gibt der Lehrerin eine tief betrübte Gestalt: Mit ihren traurigen Augen und ihrem schwerfälligen Gang steht sie im interessanten Kontrast zu Jamie. Erst im letzten Drittel des Films erfährt man, dass die Desillusion über das Bildungssystem nicht der einzige Grund für Nonas Betrübnis ist, sondern dass sie eine dunkle Vorgeschichte im Herzen verbirgt. Einerseits bietet sich durch das späte Geständnis zwar eine Szene zum Brillieren für Davis; andererseits wäre es jedoch für den Identifikationsprozess von Vorteil gewesen, wenn das Drehbuch den Zuschauer früher eingeweiht hätte.

Fazit

Buch und Regie gehören zum Hollywood-Durchschnitt; das Anliegen des Films ist indes durchaus wichtig. Die Heldinnen sind ausnehmend sympathisch und werden von zwei großen Schauspielkünstlerinnen sowie einem beachtenswerten Nachwuchstalent verkörpert. Die drei können so manche Schwäche des Werks überspielen.

Kritik: Andreas Köhnemann

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