0.5

MB-Kritik

Wrongful Death 2023

Mystery, Horror, Thriller

0.5

Isabella Brenza
Michael Paré
Alexander Man
Raquel Montes
Eric Roberts
Vjekoslav Katusin
Hubertus Geller
Monique Bartnik
Jenny Paris
Alona Hertha
Alessio Medas
Alen Borbas
Svetlana Gavrilovich
Kristijan Glavas
Michael Hämmerli
Nebojsa Lukic

Inhalt

Ein Mann und eine Frau erwachen ohne Erinnerung in einem Raum, versehen mit verschiedenen Rätseln und überwacht von einem mysteriösen Fremden. Nur, indem sie sich an ihre Sünden erinnern und durch sadistische Spiele Buße tun, haben sie eine Chance zu überleben.

Kritik

Allgemein wird ja oft und gerne gejammert, dass aus Deutschland kaum Genrefilme kommen, aber eigentlich stimmt das so nicht. Seit Jahrzehnten kommt speziell im Horrorgenre so einiges auf den Markt, leider oftmals komplett unter dem Radar, aber – so ehrlich muss man sein – aus gutem Grund. Der deutsche Horrorfilm findet überwiegend komplett im Selfmade-, Independent- und Amateur/No Budget-Bereich statt und ist damit qualitativ im internationalen Vergleich praktisch nicht konkurrenzfähig. Da steckt sicherlich viel Passion drin, im Gegenzug aber meistens auch wenig echtes Knowhow und praktisch keine nennenswerten Mittel. Auf Wrongful Death trifft dies im Grunde genommen nur teilweise zu, denn eine deutsche Produktion ist dies eigentlich nicht.

Der Regisseur, Co-Autor und auch hier als Nebendarsteller aktive Vjekoslav Katusin ist gebürtiger Mainzer und auch hierzulande aufgewachsen, aber kroatischer Staatsbürger. Seine Sporen im professionellen Filmgeschäft verdiente er sich u.a. als Nebendarsteller in Werken eines gewissen Uwe Boll, wie z.B. BloodRayne: The Third Reich oder Max Schmeling – Eine deutsche Legende. Mit seiner 2015 gegründeten Produktionsfirma Dream Team Pictures ist er seitdem darum bemüht, im osteuropäischen Raum eigene Filme zu realisieren und dreht dabei den Spieß vieler super-günstiger Genrefilme aus der westlichen Welt um. Diese drehen gerne in der Region, um Produktionskosten zu sparen. Für Wrongful Death engagierte Katusin direkt zwei dieser ehemaligen Hollywood-Stars, die sonst auch durch solche Werke geistern und erweckt somit eventuell den Eindruck, es wäre einer jener günstigen US-Filme. In Sachen Produktionsvolumen spielt er damit natürlich noch deutlich unter dem Niveau dieser „Konkurrenz“ und somit ist es immerhin schon ein Teilerfolg, dass der Film überhaupt hierzulande einen allgemeinen Heimkinostart bekommt. Die gesamte Qualität ist leider unabhängig davon so lausig, dass man als zahlender Endverbraucher davon rein gar nichts hat.

Inhaltlich ist das ein sehr unverblümter, leider auch extrem dummdreister Abklatsch der Saw-Reihe. Ein Mann und eine Frau erwachen leicht bekleidet (macht bis auf Schauwerte keinen Sinn) in einem Raum, haben selbst an ihre eigene Identität keinerlei Erinnerung und werden von ihrem mysteriösen Entführer per Lautsprecher mit allerlei hohler Phrasen wie „Wir bekommen alle, was wir verdienen“, „Es ist Zeit, für die Wahrheit“ oder „Sucht in euren Erinnerungen“ vollgedröhnt. Nebenbei werden allerhand sadistische (und erschreckend unkreative) Aufgaben der Selbstverstümmelung- und Kasteiung und „Rätsel“ (nennen wir es mal so) gestellt, die die Protagonist*innen zermürben und gleichzeitig irgendwie doch Bußen tun lassen sollen. Warum man ihnen dafür zunächst ihr Gedächtnis nimmt (wäre es ohne diesen Schritt denn nicht deutlich effektiver?!), nur damit sie es ohne ersichtlichen Grund stückweise und völlig ohne Kontext wieder gewinnen, erschließt sich dem ebenso gequälten Publikum nicht, aber das ist wirklich nur eine Randerscheinung eines an jedweder Logik und Kohärenz radikal vorbeischießendem „Plot“, der in dieser Art und Weise – selbst im Independent-Bereich – seines Gleichen sucht.

Die Story ist nicht nur in seiner anfänglich skizzierten Prämisse ein einziges Ripp-Off, aber das entpuppt sich tatsächlich als das geringste Problem. Bis dahin ist das schon erschreckend mies geschrieben, schrecklich gespielt und maximal „zweckdienlich“ inszeniert, aber selbst an den vermeidlich garstigen Schauwerten gibt es nichts Nennenswertes zu sehen. Keine saftige Gore- und Splattersause, mit was will man einen denn dann noch abholen? Auf einigen Independent-Festivals wurde der Film offenbar mit Preisen überhäuft, oftmals als „Bester Film“ oder für die darstellerischen Leistungen und da muss man sich – ohne Hohn – einfach die Frage stellen, was da denn sonst so im Programm lief. Speziell das ist ein einziges Armutszeugnis. Das die unbekannten Darsteller*innen nicht weiter der Rede wert sind, mag in so einer Produktion noch akzeptabel sein, richtig weh tun die Auftritte von Michael Paré (Straßen in Flammen) und Eric Roberts (Express in die Hölle), was bei denen aber schon längst die Regel statt die Ausnahme ist. Nicht umsonst haben sie laut IMDB als Darsteller inzwischen stattliche 251 (Paré) bis absurd irrationale 850 (!!!) Einträge (Roberts) und die „verdient“ man sich exakt mit so einer erschütternden Anspruchsverweigerung. Der Part von Michael Paré erscheint zumindest noch irgendwie relevant, was Eric Roberts hier macht ist jenseits von Gut und Böse in jedweder Hinsicht. Seine Rolle (drei Szenen) könnte komplett gestrichen werden und der Film wäre dadurch nicht nur kein Stück schlechter (eher im Gegenteil), sie macht für den hier stattfindenden Plot tatsächlich keinerlei Sinn.

Dazu muss gesagt werden, dass das Sequel bereits abgedreht ist und es Vjekoslav Katusin vermutlich auf ein ganzes Franchise angelegt hat. Dahingehend könnte Roberts Part vielleicht noch etwas Sinn ergeben, für diesen Film an sich gibt es absolut keinen. Außer, dass es den vermutlich dümmsten Dialog aller Zeiten zwischen ihm und seinem Angestellten gibt, der stellvertretend für all das ist, was hier schiefläuft. Achtung, anschnallen:

-„Wie stehen die Chancen, dass sie meine Tochter finden?“

-„Aus professioneller Sicht würde ich sagen: 50:50.“

-„Und Sie sind sich da wirklich ganz sicher?“

-„Ja, Sir. Ich garantiere, ich werde sie finde.!“

Okay - so was muss man erstmal sacken lassen. Nicht nur aus professioneller Sicht könnte man sagen: maximal schizophren, aber selbst so was passt ins Bild. Es gibt übrigens auch noch eine Szene „in Berlin“, in der zwei Damen beim homosexuellen Liebesspiel gezeigt werden und die noch weniger Sinn für die Handlung macht, aber wenigstens waren die mal nackig und sehen gut aus. Genialer Move, aber bestimmt auch essentiell wichtig für das Sequel. Ist das schon Meta oder kann das weg? Die Zukunft wird es zeigen. Die Krönung ist dann auch noch die „Pointe“, der „Twist“ - wie soll man das Kind bloß nennen? -, der dem ganzen Unsinn letztendlich die Komplett-Deppen-Krone aufsetzt. Das soll vermutlich alles noch mal auf eine andere Ebene hieven und eben die Tür für weitere Teile weit aufstoßen. Wer darauf ernsthaft Bock hat, dem sei viel Spaß gegönnt, dass dürfte noch wild werden. Alle anderen haben bis dahin wahrscheinlich eh schon abgeschaltet oder werfen spätestens jetzt die Disc unter Applaus aus dem Fenster.

Fazit

Es ist wirklich nicht das Anliegen dieser Kritik, auf leidenschaftlichen Independent-Genre-Filme rumzuhacken, aber welche lobenden Worte soll man denn ernsthaft über so ein abstruses Machwerk verlieren? Nichts ergibt Sinn, wirkt clever, kreativ oder durchdacht und ist handwerklich auch nur auf unterstem Niveau für einen Film, der professionell auf dem allgemeinen Heimkinomarkt veröffentlicht wird. Das ist ja keine Amateur-Garagen-Produktion, die nur per Einzelbestellung auf Scheibe gepresst wird. Und selbst unter den trashigsten Bedingungen macht es niemals auch nur ansatzweise Spaß. Viel Erfolg beim Franchise, aber ich persönlich bin da komplett raus.

Autor: Jacko Kunze
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