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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Sakura möchte mittels Rap-Musik aus der tristen Realität ihres Heimatortes Yamato entfliehen. Teile dessen gehören noch heute als Überreste des Zweiten Weltkrieges zu den Vereinigten Staaten. Der Amerikanische Traum wäre also nicht weit, wenn das Gebiet nicht hermetisch abgeriegelt wäre.

Kritik

Eine Texttafel klärt zu Beginn auf: Yamato ist ein Ort in Japan, etwa zwanzig Kilometer von Tokyo entfernt. Mitten in Yamato ist eine US-amerikanische Militärbasis, die noch heute betrieben wird und rechtlich als Territorium von Kalifornien gezählt wird. Die Menschen der Stadt leben nur einen Steinwurf vom Amerikanischen Traum entfernt, werden jedoch durch einen Zaun jäh von ihm ferngehalten. Nur für Staatsbürger. Der Regisseur Miyazaki Daisuke (End of the Night), der seine Filme Spike Lee-ähnlich als „Joint“ bezeichnet, zeigt in seinem Werk einen verlorenen Ort, eine verlorene Jugend. Dazu zählt die Möchtegern-Rapperin Sakura (Nina Endo, Chronicle of the After-School Wars). Sie geht nicht zur Schule, kann weder das Essen zuhause genießen, noch sonderlich gut rappen. Aber sie kann anderen Mädels in der Einkaufspassage durchs Gesicht grätschen. „Teilzeitjob, du Arschloch.“ So spricht sie.

Es ist ein Film voller Probleme, die noch im Keim stecken mögen oder schon vollends ausgewachsen sind. Manchmal gar Probleme, die zu retten mittlerweile unmöglich erscheint; zu fortgeschritten sind sie in ihrem Stadium. Es wird eine Realität porträtiert, die man sonst eher aus amerikanischen Sozialdramen kennt. Aus Japan ist das hingegen eine gern gesehene Abwechslung. Abseits der überdrehten Animes und vorigen Horrorfilme zeigt sich hier stattdessen eine Jogginghosen- und Armuts-Realität, die in dem hochtechnologisierten Japan eigentlich nicht existieren sollte. Das Haus der Familie ist für eine solche ungeeignet. Nur ein kleiner Vorhang trennt Sakuras Zimmer vom Wohnzimmer. Ein anderer trennt ihr Zimmer von dem ihres Bruders. Privatsphäre nicht gegeben. Internet nicht gegeben. Zukunft. 404.

Sakura möchte Rapperin werden. Nicht für Geld, Ruhm und dergleichen, sondern aus einem inneren Bedürfnis heraus. Sie will in der Nachwelt existieren. Irgendwie. Jetzt aber ist sie hauptsächlich wütend. Auf ihren Bruder, ihre Mutter, ihren Stiefvater, auf ihre neue Halbschwester sowieso, auf den Militärstützpunkt, alle anderen Möchtegern-Rapper, auf die Regierung und ihre Lebensumstände. Es ist einfach, die Schuld auf alles zu schieben, wenn man in die Unterschicht geboren wird. Ihre Mutter hat zwei Jobs. Reichen tut das hinten und vorne nicht. Vor allem aber ist sie sauer auf Amerika. Die donnernden Militärflugzeuge krachen omnipräsent über die Köpfe der Einwohner hinweg. Sie sind Schuld, ganz sicher. Die blöden Amis, aber Cola und amerikanischer HipHop sind gerngesehene Gäste. Unter den Filmtitel legt der Regisseur die japanische Flagge. An Stelle der aufgehenden Sonne sind die Stars and Stripes Amerikas zu sehen.

Verteufelt wird hier niemand, kritisiert so ziemlich jeder. Radioaktive Bedrohung ist ebenfalls ein Thema; Schuld sind aber nicht die Amerikaner(!) sondern Fukushima. Immer noch tritt gefährliche Strahlung aus, die Regierung scheint das ignorieren zu wollen. Die Folge: Auch das Haus der Familie wird metaphorisch zur Müllhalde, in der Erfolg ausgeschlossen zu sein scheint. Generell ist die Sicht des Films auf Japan eine interessante. Er verbittet sich jeglichen Tourismus. Die Mädels gehen einmal kurz zu einem Schrein; die Touristin beschwert sich aber. Sie möchte den Alltag kennenlernen. Und den kennt Miyazaki Daisuke, das merkt man. Er erzählt von seinem eigenen Wohnort, kennt jeden Winkel und weiß, wo die richtigen Orte für feinfühlige Abenteuer zu finden sind. Hierdurch generieren sich die stärksten Momente eines ab und zu zerstreuten Films. Wenn die Mädels durch die Nacht streifen, wenn sie sich annähern und mögen lernen. Wenn sie ihre Schutzpanzer herunter und das Fremde in ihr Leben einziehen lassen.

Fazit

Mit „Yamato (California)“ hat der Regisseur Miyazaki Daisuke einen herzlichen Film über eine bittere Jugend. Mal bindet er gesellschaftskritische Elemente äußerst geschickt ein, dann wieder wirken sie etwas verfahren. Der gelungene Fokus jedoch liegt deutlich auf der Beziehung von Sakura und ihrer Halbschwester. Erzählt wird dabei die Entwicklung von Träumen. Diese sind für Sakura zu Beginn stets negativ: Stress, Enttäuschung, Gefahr. Irgendwann offenbaren sie ihr jedoch eine Wahrheit, die sie in all dem Müll, Staub und Uran schnell übersehen konnte.

Kritik: Levin Günther

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