MB-Kritik

Yellow 2024

Drama

Ben Becker
Birgit Minichmayr

Inhalt

Ein kontroverses Porträt eines der Mythen der Kunstgeschichte. Ein überraschender Blick auf den berüchtigten Vincent Van Gogh. Basierend auf den Briefen Vincent van Goghs an seinen Bruder Theo schildert der Film das Problem des Künstlers, Models zu engagieren, und sein schwieriges Verhältnis zu ihnen. Einige „Probleme“, die heute als etwas anderes angesehen würden.

Kritik

Man muss schon genau hinsehen bei Oliver Hirschbiegels (Diana) süffisanter Mischung aus Biopic und Briefroman, nicht nur, um die Gemeinsamkeiten zu erkennen, sondern auch die Unterschiede. So ähnlich scheint das knappe Künstlerporträt, das in Tallinn auf dem Black Nights Film Festival seine Premiere feiert, auf den ersten Blick seinem 2021 erschienenem Künstler-Kunstporträt Der Maler. Dessen Schlüsselcharakter Albert Oehlen schrieb erneut mit Hirschbiegel das Drehbuch und teilte sich diesmal mit ihm auch den Regiestuhl. Womöglich als Trostpreis.

Zumindest dreht sich dessen historische Handlung um einen weit berühmteren Maler. Sein Werk hat einen solchen Erkennungswert, dass selbst die von dem erneut die Hauptrolle einnehmenden Ben Becker (Boom Boom Bruno) mit manischer Energie hingeworfenen Kopien nach wenigen Strichen das Original erkennen lassen: Ein gelber Wirbel, blaue Wellenlinien, ein grüner Fleck: Tata, Sternennacht. Ähnliches erhofft sich der Regisseur offenbar von den biografischen Bezugspunkten Vincent van Goghs. Dessen an den jüngeren Bruder Theo verfasste Briefe inspirierten die karge Handlung.

Jene ist weniger geschlossene Geschichte als filmischer Hintergrund eines Lesevortrags. Darin sagt Becker/ Vincent einmal über die Malerei: „Viel darüber reden, wenig darüber redend, das ist für mich ein und dasselbe.“ Geredet wird allerdings viel, quasi dauernd, wobei der psychologische, künstlerische und stilistische Mehrwert sich in Grenzen hält. „Ein Selbstporträt ist immer wieder genau dasselbe und doch immer etwas anderes.“ - „Er sagt sich, dass die Arbeit gar keinen Zweck hat. Aber er arbeitet.“ Immerhin.

Fazit

Es ist eine Kunst, sich der Kunst hinzugeben, heißt es nicht uneitel in Oliver Hirschbiegels und Albert Oehlens abstraktem Schaffensbild. Das überträgt den eigenwilligen Ansatz beider letzter Kino-Kollaboration auf das Werk und Wesen Vincent van Goghs, selbstfokussiert verkörpert von Ben Becker. Der Anachronismus der gegenwärtigen Settings wirkt budgetbedingt, die Aktionen der Figuren so beliebig wie die ausgewählten Briefpassagen. Aber manchmal passen sie doch: „Gehen Sie doch am besten nach Hause“ oder auch: „Was soll der Quatsch?“

Autor: Lida Bach
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