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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Die jugendliche Fanny genießt das Privileg, auf die Maison d’éducation de la légion d’honneur, eine Elitehochschule in der Nähe von Paris, zu gehen. Sie nimmt ihre Schulbildung sehr ernst, gönnt sich aber dennoch nächtliche Treffen mit ihren Klassenkameradinnen im Kunstraum des altehrwürdigen Internats. Als Mélissa neu in die Klasse kommt, wird sie schnell in den Kreis der nachtaktiven Mädchen aufgenommen – die sich besonders von den Voodoo-Ritualen faszinieren lassen, die in Mélissas aus Haiti stammender Familie seit Generationen praktiziert werden. Als Fannys Freund mit ihr Schluß macht, sucht sie Mélissas Tante auf und bittet sie um magische Hilfe …

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Obwohl sie zunächst von ihrer Handlung und ihrem Setting her unterschiedlicher nicht sein könnten gibt es viele Schnittstellen zwischen Bertrand Bonellos (Haus der Sünde) Zombi Child und dessen vorangegangenen Werkes Nocturama. Während in Nocturama eine Gruppe Jugendlicher mit Terrorismus gegen eine ihnen entfremdete Zukunft rebellieren und sich dabei kläglich selbst zerstören, handelt Zombi Child von dem Trauma der Vergangenheit. Beide Filme geben der Planlosigkeit der Jugend im Angesicht einer determinierten Zukunft eine Stimme, Zombi Child legt den Schwerpunkt dabei auf jenen determinierenden Faktor einer untoten Historie, die nun wieder aufersteht. In einem Geflecht zwischen der Orientierungslosigkeit eines Jetztzustands und den heimsuchenden Geistern einer verdrängten Schuld konstruiert Bonello dabei ein Mysterium voller Faszinationskraft irgendwo zwischen Horror-, Historien- und Coming of Age-Film. 

Es beginnt alles mit dem Offenbaren eines Geheimnisses: die aus Haiti stammende junge Schülerin Mélissa (Wislanda Louimat) erzählt ihren Klassenkameradinnen in gemeinsamer Runde von den angeblichen Voodoo-Kräften ihrer Tante Katy (Katiana Milfort). Hellhörig wird besonders ihre Freundin Fanny (Louise Labeque), welche in dieser Geschichte die Möglichkeit einer Transzendenz sieht. Eine Transzendenz weg von ihrem alttäglichen, einengenden Leben in den Mauern des hochdekorierten französischen Internats. Bei Fanny liegen ihre Hormone schon lange blank und ein Herzschmerz sorgt schließlich dafür, dass Fanny in den Irrglauben gerät, durch Voodoo sich die Liebe sichern zu können. Wenig versteht das junge Mädchen von mit den Kräften, von denen sie gebrauch machen will. Ein weiterer Handlungsstrang spielt schließlich in Haiti im Jahre 1962. Hier erzählt Bonello den Mythos des zombiefizierten Clairvius Narcisse (Mackenson Bijou) und schon bald wird klar das die Linie zwischen Vergangenheit und Gegenwart erschreckend dünn ist. 

Durch die Verbindung beider Handlungsebenen arbeitet Bonello sorgsam heraus, wie das verdrängte kolonialistische Verbrechen in Haiti nun zurückkommt und sich auf die Mentalität der neuen Generation auswirkt. Hierbei bringt Bonello den Mythos des Zombies zu dessen Wurzeln zurück. Der Zombie ist hier kein wandelnder Untoter, sondern ein Wesen, das in einem Zustand zwischen Leben und Tod existiert. Dieser Gedanke treibt die Faszination der Jugendlichen an und verführt sie, der reale Hintergrund verbleibt jedoch als blinder Fleck für sie. An diesem wunden Punkt ist Zombi Child interessiert, der damit nicht nur das Trauma einer entwurzelten Generation verarbeitet, der eigentlich alle Türen offenstehen und die dennoch nicht vor sich selbst davonlaufen kann, sondern auch die uneingestandene Schuld der europäischen Gesellschaft. Hoffnung bleibt nur in der Tatsache, dass Kinder wie Fanny und Mélissa nun endlich beginnen werden, nach der Vergangenheit zu fragen. Darüber jedoch schwebt die Ungewissheit, was diese neue Generation mit diesem Wissen anfangen wird. 

Inszenatorisch gelingt Bonello das Zusammenführen beider Zeitebenen nahezu makellos. Alle Sequenzen des Filmes greifen ineinander und fühlen sich wie thematische Fortsetzungen zueinander an. Überzogen mit den sanft elektronischen Klängen der, von Bonello selbst komponierten, Filmmusik inszeniert sich der Blick des Filmes als beständiger Beobachter und als Vermittler zwischen zwei zeitlichen Dimensionen. Als Horrofilm gibt sich Zombi Child erst relativ spät zu erkennen, aber die unbehaglichen Indikatoren sind schon von Anfang an relativ klar und laufen auf einen verstörenden Schlusspunkt hin. Dabei schafft es Bonello, seinen Film nicht zum Thesenfilm mit festgefahrener Botschaft werden zu lassen, was auch daran liegt das er thematische Eckpunkte nie klar ausformuliert und stattdessen dem Publikum einen theoretischen Freiraum überlässt, in dem Platz für sämtliche generationellen Ängste und Versuche einer Vergangenheitsbewältigung verbleiben.

Fazit

Der Zombie, den ich rief…“Zombi Child“ schweißt Horror- und Coming-of-Age-Elemente an ein gesellschaftliches Trauma und erschafft damit ein mehrdeutbares und faszinierendes Puzzlestück für ein größeres Bild generationeller Verstörung. Dabei klärt der Film seine thematischen Schwerpunkte nie explizit auf und zieht einen dadurch umso konsequenter in seinen dunklen, magischen Bann.

Kritik: Jakob Jurisch

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