Filme über Sportler und deren innere Dämonen gibt es genug. Seien es die „Rocky“ Filme in denen es ums Boxen geht, sei es „Das Wunder von Bern“ in dem es um Fussball geht oder sei es „The Program“ in dem es um den Radsport oder besser gesagt um Lance Armstrong geht. In „Zug um Zug“ geht es um Denksportarten, genauer gesagt um Schach. Wir begleiten den 22 jährigen französischen Schachmeister Cal Fournier zu einem internationalen Turnier. Dort wird er nicht nur mit seiner arroganten Art konfrontiert, sondern auch mit Verrat, Vertrauensbrüche sowie einer bevorstehenden Niederlage.
Tatsächlich beginnt „Zug um Zug“ gar nicht so trocken, wie man es im Vorfeld vermutet. Betrachtet man die Partys, die Alkoholexzessen sowie der pikanten Wetten neben dem eigentlichen Turnier fragt man sich, warum alle Kinder Fußballspieler werden wollen und nicht Schachspieler. Denn die Protagonisten nehmen zwar ihren Sport ernst, zeigen jedoch, dass Schachspieler bei weitem nicht die verklemmten Stubenhocker sind, wie Sie von der Gesellschaft gerne gesehen werden. Allen voran Cal, welcher sich nie mit einer Niederlage auseinander setzen musste und daher auch Starallüren an den Tag legt. Wir begleiten ihn das Turnier über hinweg und stellen fest, dass er doch nicht so der coole Typ ist, der er zu sein scheint. Seine Obsession zum Schachsport verändert sein Verhalten so stark, dass alles andere in den Hintergrund rückt.
Und dabei ist Cal doch auf der Suche nach Liebe und Zuneigung. Er versucht alles, seine Bettgeschichte von sich zu überzeugen, sodass am Ende vielleicht doch die feste Beziehung entsteht. Doch dies verbaut er sich ständig selbst, besonders als plötzlich ein Kind ihm den Rang abläuft Turniersieger zu werden. Seine Obsession zu gewinnen versperrt ihm den Blick auf die wirklich wichtigen Sachen im Leben wie Freundschaft, Liebe oder Zuneigung. Er buhlt förmlich nach Aufmerksamkeit und tut alles dafür, dass die Leute ihn betrachten.
Schauspielerisch ist das von allen Beteiligten gut umgesetzt. Wir sehen Stück für Stück wie Cal an dem Druck zerbricht, gar in eine Art Wahn verfällt. Michelangelo Passaniti spielt seinen Charakter Cal wirklich überzeugend. Auch die Machart und Kameraführung kann überzeugen. Wir stellen fest, dass Schach gar nicht so langweilig ist, wie es im Volksmund behauptet wird. Die Spiele sind schnell und gut inszeniert. Doch genau hier kommt der erste große Knackpunkt: Wer Schach nicht kennt oder nur wenig Ahnung davon hat, wird viele Dinge nicht verstehen. Bei „Zug um Zug“ handelt es sich tatsächlich um einen Film für Schachliebhaber. Vielen Gesprächen über die Taktik, über Eröffnungen oder Schachstars kann man nur äußerst schwer folgen.
Doch dies ist nicht das eigentliche Problem des Filmes. Schlussendlich ist dieser Film absolut nichtssagend. Da wir Cal nur über das Turnier hinweg begleiten (geschätzte 7 Tage) haben wir nur sehr wenig Einblick über seine Vergangenheit oder seine Beweggründe. Diese kommen definitiv zu kurz. Warum ist Cal so wie er ist? Warum agieren diverse Charakter so wie Sie agieren? Viele Interaktionen, so überraschend sie auch im Film sind, wirken zusammenhanglos, da eben Hintergrundwissen fehlt. Auch wie Cal sein Ego überwindet und sich mit seiner Nemesis (dem Favoriten und dem Verlieren) auseinander setzt wirkt absolut dahin geworfen, da wir eben nur die obengenannten 7 Tage haben, sein Werdegang zu verfolgen. Zum Schluss hin sind die Beweggründe Cal`s ebenfalls etwas konstruiert. Was sind seine Intensionen dabei? Fraglich ob es sich dabei um eine Geste unter Schachspielern handelt oder nicht. Wie gesagt, es ist schwer, alles nachzuvollziehen.
Das alles soll nicht heißen, dass es sich bei „Zug um Zug“ um einen schlechten Film handelt. Besonders die Partyszenen sind amüsant. Grundsätzlich ist die Geschichte auch nicht uninteressant wirkt aber eben zusammenhanglos. Jedoch ist es äußerst schwierig den Film zu kategorisieren. Ist es eher ein Sportfilm oder ein Drama? Irgendwie weiß die Regisseurin Elodine Namar nicht wirklich, was sie mit dem Stoff anfangen soll und somit weiß „Zug um Zug“ nicht ob er Fisch oder Fleisch ist. Und genau das macht es einfach schwer ihn zu bewerten. Eigentlich handelt es sich im Nachhinein betrachtet um einen nichtssagenden Film, welcher aber weder wirklich gut noch wirklich schlecht ist. Irgendwie verhält er sich wie ein Neutrum.