Inhalt
Dr. Dan Potter wird neuer Arzt in einer Nervenheilanstalt mit Hochsicherheitstrakt. Vier der extrem gewalttätigen Patienten glauben, dass er ihren alten Arzt – der die Klinik gewechselt hat – umgebracht hat. Das Unfassbare passiert, als es zu einem Stromausfall kommt und die vier Männer flüchten können. Es dauert nicht lange, bis es den ersten Toten gibt. Und sie haben nur ein Ziel: Das Zuhause von Dr. Potter aufzusuchen…
Kritik
„Fatty‘s Macke ist die Vergewaltigung von kleinen Kindern. Der Priester legt gerne Feuer in Kirchen, das ist seine Macke. Aber das tut er nur, wenn viele Menschen in der Kirche sind. Ich bin hier, weil ich das Leben hier so liebe. Es sind keine Irren oder Verrückten hier…“
Na Gott sei dank, wäre ja auch schlimm.
Drei Jahre bevor Jack Sholder („The Hidden – Das unsagbare Böse“) mit „Nightmare II – Die Rache“ den angeblich „schwulsten Horrorfilm aller Zeiten“ drehen sollte (das ist eine ganz eigene Geschichte) legte er mit „Zwei Stunde vor Mitternacht“ sein Spielfilmdebüt als Regisseur hin. Die Story klingt für einen Film des Genres relativ vielversprechend, gerade zu dieser Zeit, als der B-Horrorfilm gerade dank des Heimvideomarkts richtig im Kommen war. Ideale Voraussetzungen für einen Slasher der 80er: Aus einer psychiatrischen Einrichtung, die wegen des sehr „benutzerfreundlichen“ Konzepts seines leitenden Chefarztes mehr wie eine einladende Jugendherberge wirkt, entfliehen die einzigen vier Insassen, die wegen ihres hohen Gewaltpotenzials in einem besonders gesicherten Trakt untergebracht sind. Aber weil ständige Gitter ja furchtbar einengend und deprimierend erscheinen, wird lieber alles durch elektrisch Türen und Fenster geregelt, die natürlich bei einem großen Blackout völlig nutzlos sind. Als der dann eintritt (na so was), ist das Quartett auf freiem Fuß, kann sich dank einer im Ort spontan entwickelten Massenplünderung (da fällt mal kurz der Strom aus und schon verwandelt sich die Gemeinde sofort in einen anarchistischen Mob, sehr bedenklich) im nächstgelegenen Markt mit den nötigen Tötungsutensilien eindecken und macht sich auf zum Haus ihres neuen Arztes, den sie für den Mörder seines Vorgängers halten. Klingt nach volle Pulle Unterhaltung, entpuppt sich stattdessen als oftmals unfreiwillig alberner Schnarcher, der lediglich gegen Ende ein Minimum an gewissen Qualitäten entwickeln kann.
Im letzten Drittel, wenn endlich die Home-Invasion/Belagerung richtig losgeht, gewinnt der bis dato total belanglose Streifen zumindest etwas an Stimmung, Gore-Einlagen und hat ganz genau einen recht guten Einfall, der für einen leichten Überraschungseffekt sorgt, leider aber auch nicht ausgiebig genug genutzt wird. Das kann insgesamt nicht mehr die Kohlen aus dem Feuer holen, nur geringfügig mildern stimmen. Bedauerlich, wie sehr „Zwei Stunden vor Mitternacht“ sein ertragreiches Potenzial meistens links liegen lässt. Bemerkenswert bleiben da lediglich die ungewöhnlich prominente Besetzung und einige Parallelen zu anderen Werken, die tatsächlich eher erstaunlicher Zufall bzw. unbeabsichtigt sind. Nicht unbedingt dazu zählt, dass Donald Pleasence nach „Halloween – Die Nacht des Grauens“ wieder in die Rolle eines Psychiaters schlüpft, der Film und sein erstes Sequel entstanden schließlich vorher. Dafür könnten die Persönlichkeiten der Figuren nicht konträrer sein. Während Dr. Loomis damals ein verbissener Jäger war, ist der von ihm hier verkörperte Anstaltsleiter Dr. Bain eine schon unfassbar-naive, gutmütig-trottelige Pflaume. Seinen neuen Kollegen, der zur Zielscheibe der Psychopathen wird, gibt Dwight Schultz, der kurze Zeit später als Murdock im „A-Team“ quasi die andere Seite der Zwangsjacke als Dauergast (vorrübergehend) ausfüllte. Die Killer-Truppe um einen traumatisierten Kriegsheimkehrer, einen naseblutenden Frauenwürger (der sein Gesicht bei einem Mord hinter einer Hockeymaske verbirgt, die im gleichen Jahr Markenzeichen eines legendären Filmschlächters werden sollte), einen pädophilen Fettsack und einen pyromanischen Priester hat zudem zwei sehr namenhafte Schauspieler in ihren Reihen: Jack Palance („City Slickers – Die Großstadt-Helden“, der Veteran) und Martin Landau („Ed Wood“, der Priester).
Gerade die bekleckern sich dabei nicht unbedingt mit Ruhm. Palance spielt schon extrem bescheuert, aber Landau steckt den noch locker in die Tasche. Manchmal erinnert er rein optisch zwar an den „Phantasm“-Tall-Man Angus Scrimm (was nun wirklich purer Zufall ist), sonst fällt er nur durch sein massiv peinliches Grimassieren auf, bei dem man vor Scham im Boden versinken könnte. Dabei hat der Kerl von Natur aus eine durchaus gespenstische Physiognomie, die er mit diesem affigen Gehabe im Nichts verpuffen lässt. Wie der Film, der aus seinen Möglichkeiten erschreckend wenig macht. Und um den Kreis der komischen Überschneidungen zu schließen: Der Handlungsort heißt Springwood, wie auch der, in dem zwei Jahre später ein gewisser Freddy Krueger sein Unwesen erstmals treiben sollte. Wenn man jetzt noch bedenkt, mit welchem Film Jack Sholder danach zu skurrilem Ruhm kommen sollte…sehr verblüffend, in der Masse der Details.
Fazit
Verschenkt. An sich gute Darsteller und eine nette Idee machen selbst auf dem Niveau und den damit gekoppelten, geringeren Erwartungshaltungen noch keinen brauchbaren Film. Mit Ausnahme der kurios-trashigen Anfangssequenz, einigen Fragmenten im Schlussakt und den nicht geplanten Gemeinsamkeiten mit vorherigen oder späteren Werken wird nichts geboten, dass in irgendeiner Form größerer Erwähnung bedarf. Ein Film zum vergessen, was er ja immerhin schon geschafft hat.
Autor: Jacko Kunze