Seine filmischen Mittel waren schlicht, ihre Wirkung umso eindringlicher. Für manche war er ein Dichter des Kinos, dessen Bilder die Poesie seiner Heimat widerzuspiegeln vermochten. Am Montag verstarb Abbas Kiarostami in Paris an seiner Krebserkrankung. Der Regisseur, Produzent und Fotograf zählte zu den weltweit renommiertesten Filmschaffenden des Iran. Für die Beisetzung wird er dorthin aus Frankreich, wo er sich wegen seiner Erkrankung behandeln ließ, zurückkehren.
Nachdem er sich an Kurzdokumentationen ausprobiert hatte, wurde der 1940 in Teheran geborene Regisseur zu einer festen Größe der iranischen Nouvelle Vogue. In deren Begründungsjahr 1969 hatte er dazu beigetragen, im "Institut für Intellektuelle Weiterbildung von Kindern und Jungen Erwachsenen" eine Filmabteilung zu etablieren. Als deren Leiter konnte er erste eigene Filme drehen und sich an neuen Techniken ausprobieren. Über die Jahre entwickelte sich daraus eines der bedeutendesten Studios des Landes, aus dem hochgelobte Werke wie Bashu – Der kleine Fremde oder Der Läufer hervorgingen.
Viele seiner Kollegen verließen nach der Revolution das Land. Er blieb, obwohl er die Allmacht der Zensur zu spüren bekam. Viele seiner Filme waren im Iran verboten und nur als Raubkopie greifabr. Sein internationales Ansehen wuchst unterdessen dank Werken wie Wo ist das Haus meines Freundes?, Und das Leben geht weiter und Quer durch den Olivenhain. An letztem arbeitete als Regieassistent Jafar Panahi (Taxi), für dessen Spielfilmdebüt Der weiße BallonKiarostami das Drehbuch schrieb und produzierte. Sein minimalistisches Drama Der Geschmack der Kirsche brachte ihm 1997 in Cannés die Goldene Palme. Zwei Jahre darauf erhielt er für Der Wind wird uns tragen in Venedig den Silbernen Löwen.
Der präzise Blick für unscheinbare Momente und ein feines Gespür für subtile Veränderungen prägten seinen filmischen Stil, der zwischen lyrischer Verspieltheit und Realismus changierte. Seinen um Individualität, Politik und gesellschaftlichen Wandel kreisenden Motiven blieb er auch später in Filmen wie Ten und dem kontemplativen Five treu. Im Vergleich mit den Werken, die ihn zu einem weltberühmten und von Kollegen hochgeschätzten Künstler gemacht hatten, stand sein Spätwerk eher zurück. Der Tod des Autorenfilmers im Alter von 76 Jahren ist so auch trauriger Anlass, sich mit seinem vielschichtigen Schaffen auseinanderzusetzen und seine besten Filme wiederzuentdecken.
Welche Filme von Abbas Kiarostami habt ihr gesehen?