Diese Kritik enthält Spoiler.
Ein Film auf Grundlage Gagarins Leben bietet alle Voraussetzungen um zu einem Klassiker zu werden, sollte man meinen. Ein berühmter Protagonist, der nicht nur in der ehemaligem Sowjetunion bekannt ist, den Beginn einer neuen Epoche (die bemannte Raumfahrt), menschliche Dramen, Konkurrenzkampf zwischen den Weltmächten zur Zeit des Kalten Krieges und die Auswirkungen auf die Wissenschaft und Technik, sowie die Möglichkeit beeindruckende Bilder auf die Erde zu zeigen. Leider wird dieses Potential nicht vollständig verwirklicht. Das liegt vor allem am Schnitt. In die Haupthandlung die den Starttag der Wostok vom heutigen Weltraumbahnhof Baikonur A mit Gagarin an Bord bis zum Triumphzug durch Moskau nach erfolgreicher Mission umfasst, werden etliche Rückblenden geschnitten. Die Anzahl der Rückblenden ist dabei derart hoch, dass ein flüssiger Ablauf der Handlung nicht gegeben ist und von mir als sehr störend empfunden wurde. Bei 15 Rückblenden habe ich aufgehört zu zählen. Mir kommt es vor als ob dem Zuschauer nicht zugemutet werden kann Handlungsdetails über die Zeitdauer des Films im Kopf zu behalten, so dass in quasi jeder Phase der Mission eine entsprechende Situation in der Vorbereitung oder eine Erklärung in der Vergangenheit an die Seite gestellt wird. Ein Cut in chronologischer Reihenfolge würde meines Erachtens einerseits die Spannung fördern und andererseits auch dem Fluss der Handlung gut tun. Alternativ wäre ein Cut bei dem der Handlung am Starttag bis zum Start, dann die Geschichte wie es dazu kam, mit anschließender Mission als Höhepunkt der Handlung geeigneter.
Mit dem Darsteller Gagarins hat man einen Glücksgriff getätigt, so dass man einen Sympathieträger hat der auch äußerlich eine gewisse Ähnlichkeit zum Original aufweist, der aus einfachsten bäuerlichen Verhältnissen stammend zum Symbol der bemannten Raumfahrt wurde. Politische Aspekte werden allenfalls am Rande angedeutet wenn Chruschtschow (dessen Darsteller wurde durch 3 künstliche Warzen auf lächerliche Weise an die reale Person angeglichen) sich freut den 1. Menschen im Weltall als Propagandafigur herumzeigen zu können. Auch einige Probleme hätten zur Förderung der Spannung intensiver behandelt werden können. Eine launige Erwähnung dass man mit minderwertigem Material in All fliegt deutet derlei Probleme zumindest an.
Technisch ist der Film größtenteils gelungen und es gibt schöne Aufnahmen aus der Perspektive Gagarins auf die Erde zu bewundern, die dem Vergleich mit Gravity aber nicht standhalten können. Den CGI Kulissen wie dem Weltraumbahnhof sieht man dieses auch an, sie fallen aber nicht negativ auf.
Für interessierte Weltraumfahrtfreunde kann der Film durchaus empfohlen werden und siedelt sich im oberen Mittelfeld an.