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Benson

Kritik von Benson

Gesehen: November, 2012

Homeland, amerikanisches Propaghanda-Fernsehen in Serie? Ganz und gar nicht. Der „Krieg gegen den Terror“ wird hier personifiziert, nicht verallgemeinert, nicht pathetesiert und vor allem erfährt er durch die beiden Hauptfiguren eine gelungene und spannungsreiche Darstellung. Die Irrungen und Wirrungen eines Krieges, in dem viele Beteiligte, allen voran die Soldaten, längst nicht mehr wissen, wer eigentlich der Feind ist werden kritisch in Szene gesetzt. In der US Adaption der israelischen Tv-Serie „Prisioners Of War“ werden wir Zeuge, wie ein totgeglaubter amerikanischer Soldat Marine Sgt. Brody nach sieben Jahren Kriegshaft, plötzlich wieder nach Hause kommt. Als wären die Probleme die Zuhause auf ihn warten nicht schon Herausforderung genug, ohne es zu wollen wird er nicht nur gefeierter Kriegsheld, sondern auch der neue Lebensinhalt der CIA-Ermittlerin Carrie. Diese ist so stark davon überzeugt, das Brody die Jahre in Gefangenschaft nur überlebt haben kann, da er gebrochen wurde und nun für Terroristen arbeitet. Es entsteht ein stimmiges Verwirrspiel an Verdächtigungen, Mutmaßungen, Kriegsalpträumen und doppelbödiger Politik. Doch was macht die Serie Homeland zu dem mehrfachen Golden Globes Gewinner. Es sind vor allem die schlüssigen und komplexen Darstellungen der Autoren, die Homeland zu einem Polit-Thriller machen, der es schafft durch die Nähe zu den Personen nicht nur das dichte Netz der Verstrickungen zu zeigen, sondern diese auch Emotional erlebbar macht. Keine langatmigen Erklärungen, wer auf welcher Seite steht, man wird sofort ins kalte Wasser gestoßen und schwimmt fortan zusammen mit den Hautfiguren gegen den Strom der Verdächtigungen, erlebt die persönlichen Rückschläge der Figuren, merkt wie fragil die Ermittlerin Carrie ist und wie viele Geheimnisse der Soldat Brody verschweigt. Der Zuschauer wird sanft aber bestimmt geführt, immer wieder mit Vorwissen geködert, nur um ihn danach Lügen zu strafen. Das macht Homeland in meinen Augen so frisch. Dennoch gibt es hier und da auch Momente, die nicht ohne die explizite Darstellung von Folter auskommen. Irgendwie scheinen die Amerikaner bei diesem Thema noch eine Menge Reflektionsarbeit nötig zu haben, was durchaus verständlich ist, aber bei mir die Frage aufwirft, inwieweit die Andeutung der Folter nicht vielleicht auch schon ausgereicht hätte. Letztlich hätte dieses Thema zusammen mit der Serie „24“ und ihrem Pathos geladenen Helden „Jack Bauer“ beendet sein dürfen. Ein Vergleich der beiden Serien wäre im Falle von Homeland jedoch nicht unbedingt angemessen. Die Hauptrolle Carrie Mathison, gespielt von Claire Danes, ist eine Wahnsinnsbesetzung im wahrsten Sinne des Wortes. Sie spielt alles um sich herum an die Wand, allerdings so akzentuiert, dass sie ihren Kollegen niemals wirklich das Wasser abgräbt. Sie ist eine vielschichtige Hauptfigur und wir folgen ihr gerne. Gemeinsam bei ihrem Kampf gegen das steife CIA- System und, was noch viel stärker wiegt, gegen die Skepsis ihrer Freunde und nicht zuletzt ihrer Familie. Ihr Gegenspieler, der Marine Sgt. Nicholas Brody ist ebenfalls eine vielversprechende Besetzung. Er atmet den amerikanischen Kriegshelden, würzt ihn jedoch immer im richtigen Moment mit einer Prise gebrochener Held. Zu Beginn der Serie finden wir ihn für meinen Geschmack ein wenig zu oft in einer leidenden Opferpose, was seinen Charakter zunächst ein wenig eindimensional wirken lässt, aber im Laufe der ersten Folgen, lassen ihn die Serienentwickler aus dem Schatten von Carrie treten. Das Rezept geht auf und es knistert nicht nur beim Betrachter, auch Carrie findet schnell, nicht zuletzt auch durch die stasihafte Beobachtung Brodys und seiner Familie, gefallen an der attraktiven und geheimnisvollen Person Nicholas Brody. (Die Observierung erinnert Streckenweise in seiner Intimität etwas an das „Leben der Anderen“ Florian Henckel v. Donnersmark D 2006) Auch die Nebenfiguren lassen kaum Wünsche offen. Carries Freund und Mentor, Saul Berenson (Mandy Patinkin) spielt überzeugend den müden Agenten, der schon zu viel gesehen hat, dem es aber unmöglich ist, dem CIA den Rücken zu kehren. Außerdem ist er dazu viel zu sehr mit seinem Beruf verheiratet. Er übernimmt in der Beziehung zu Carrie die Vaterolle, wird dadurch ihr wertvollster Vertrauter und Mentor. Doch auch in dieser Beziehung hinterlassen die haltlosen Verdächtigungen seitens Carrie ihre Spuren. Familie und Freunde spielen eine wichtige Rolle im Aufbau des Gefühls-Gerüstes der Figuren. Gerade die Ehefrau des heimgekehrten Helden Brody wird mit der Ohnmacht konfrontiert, die wohl Ehefrauen eines aus dem Krieg heimgekehrten Partners verspüren müssen. Diese Darstellung kommt leider nicht ohne gewisse Plattitüden und Klischees aus. So wird Brody oft von Alpträumen geplagt gezeigt, darf nicht berührt werden und ist unfähig körperliche Nähe auszuhalten. Letztlich nur die Momente in denen Brody neben dem Bett schläft, oder in einer Ecke des Raumes kauernd Schutz sucht, heben sich weit genug von den Klischees ab und liefern etwas wirklich Innovatives. Es scheint, als gäbe es eine neue Erzähl-Geschwindigkeit bei den aktuellen amerikanischen Serien. Die Action Momente weichen der „neuen“ Langsamkeit. Explodierende Autos, rasante Schusswechsel, opulente Verfolgungsjagden findet man hier nur selten. Homeland legt seinen Schwerpunkt auf die Psychologie der Figuren. Nahe Einstellungen dominieren die Kameraarbeit. Die Gesichter werden zur Leinwand, auf denen sich die farbenfrohe Innenwelt der Figuren abzeichnet. Gerade Claire Danes ist diesbezüglich ein Feuerwerk. Die daraus resultierende Schuss-Gegenschuss Mechanik wird aber zu keinem Zeitpunkt nervig oder langweilig. Die Austattung ist minimal und bisweilen sehr streng und funktional. Auch bei den Kostümen hält man sich streng an die Codes des CIA/FBI-, des Millitär- und der Politik-Appartes. Schwarz wechselt zu grau und hier und da auch mal zu weiß. Die Musik ist flächig, unterstreicht die Plot Points stimmig, lässt aber, bis auf einige Jazz Anklänge keine wirklichen Neuerung erkennen. Für Langeweile ist bei dieser Serie kein Platz. Die ständigen Verdächtigungen, Mutmaßungen über die Figuren in diesem Polit-Thriller werden so häufig durch gelüftete Geheimnisse gefüttert, das das Feuer der Spannung nie erlischt. Es ist schon beachtlich, wie es die Autoren schaffen, sich in einem so dichten und komplexen Handlungsgeflecht zu keiner Zeit zu verheddern und nie die Spannung verlieren. Fazit Spannender Polit-Thriller im Seriengewand. Sehr gut geschrieben. Klasse Schauspiel. Gute Unterhaltung. Allerdings finde ich die Fragestellung ist-er, oder ist-er-kein Schläfer auf die Dauer recht ermüdend und ich frage mich, wie viele Staffeln das so weiter gehen kann. Letztlich beweisen die Amerikaner aber gerade bei so etwas auch immer einen langen Atem. ©Ben Scharf

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