Inszenatorisch ist Stoker eine wahre Meisterleistung. Wie von Park Chan Wook gewöhnt sitzt jede Einstellung perfekt, jeder Sound harmoniert mit den gezeigten Bildern und der musikalische Soundtrack setzt dem ganzen noch die Krone auf. Ich habe lange keinen Film mehr gesehen, der die Verschmelzung von Musik und Bild so perfekt hinbekommen hat wie Stoker. Wook weiß einfach was er da tut, da kann man sich drauf verlassen.
Umso mehr schade ist es da, dass die vielversprechende Ausgangslage des Films am Ende nicht mehr zu bieten hat. Damit meine ich nicht einmal, dass ich riesige Storywendungen erwartet hätte. Aber Stoker spult manche Charakterentwicklungen dann doch etwas zu schnell hinunter, wodurch manche Handlungen nicht ganz nachvollziehbar sind.
Ist die erste Hälfte noch wunderbar mystisch inszeniert und an einem Meisterwerk in Sachen Atmospähre verdammt nah dran, verflacht der Film gegen Ende etwas. Viele Dinge hätten ein wenig mehr Feinschliff vertragen, manche Dinge werden durch ihre Entwicklung sogar ein wenig platter als zuvor.
Und das ist das Problem: Ich habe von Anfang an keine unheimlich tiefgründige Story erwartet, aber Stoker wirkt gegen Ende einfach ein wenig platt. Da sitzt man im Kinosaal, lässt sich von den Bildern und der Musik berauschen uns zieht gegen Ende dann ein ums andere Mal die Augenbraue hoch, wenn man denkt: "So? Wirklich? Okay."
Und das zieht einen aus dem Film heraus. Hätte Stoker hier ein wenig mehr Feinschliff gehabt, bzw. wäre vielleicht ein wenig länger gewesen und hätte der Film so den einmaligen Sog aus Bild und Ton bis zum Ende gehalten, wäre Stoker ein kleines Meisterwerkt geworden.
So bleibt das Gefühl, dass trotz der an vielen Stellen inszenatorischen Perfektion, am Ende das Gefühl bleibt, dass von der Story her noch ein wenig mehr drinnen gewesen wäre. Und es ist verdammt schade, dass das so ist.