Zu sagen, die physische Fallhöhe eines Fallschirmjägers sei groß hätte ungefähr so viel Erkenntniswert wie die Behauptung, der Nationalsozialismus sei etwas Schlechtes gewesen. Im Falle der Operation „Market Garden“ allerdings ist der Begriff rein literaturwissenschaftlich mehr als angebracht. Wie siegessicher, wie pompös und glorreich untermalt lässt man die alliierten Luftwaffen-Verbündeten in „Die Brücke von Arnheim“ empor steigen. Und wie niedergeschlagen, wie demoralisiert, wie traurig ist das Bild der singenden Soldaten ganz am Ende des Streifens. Verletzt, tot, vielleicht aber auch „nur“ psychisch vom Krieg gezeichnet – kurz: besiegt.
Es ist diese diametrale Symbolik, mit der Richard Attenborough Anfang und Ende seines Films fast schon verschmelzen lässt und am Ende ein klares Statement gibt: Krieg ist schlecht, zerstörerisch, existenzbedrohend. Nicht nur für die Kombattanten, auch für die Zivilbevölkerung. Diese pazifistische Grundaussage geht so weit, dass man sich bei der Beschließung der kurzzeitigen Waffenruhe gar eine Umarmung beider verfeindeter Parteien wünscht, damit diese gewaltigen Explosionen und das Gewehrdauerfeuer endlich aufhören. Attenborough erreicht diese Wirkung nicht etwa durch emotionale Fäden, die er zieht und mit viel Pathos anreichert. Dafür sind die zahlreichen Charaktere – gespielt von einer unglaublichen Darstellerriege um Dirk Borgade, James Caan, Michael Caine, Sean Connery, Edward Fox, Gene Hackman, Anthony Hopkins, aber auch Hardy Krüger oder Maximilian Schell – allein schon aufgrund ihrer großen Anzahl viel zu oberflächlich gezeichnet. Vielmehr blickt er nüchtern und distanziert, ohne wirkliche Spannungshöhepunkte auf das Geschehen und erreicht seine Strahlkraft durch die epochale, handgemachte Inszenierung, die von schier unglaublicher Größe und für das Zeitalter der 70er Jahre auf einem enorm hohen Level ist, sich durch partiell spektakuläre Kamerafahrten auszeichnet. Einzig die Musik erscheint relativ unpassend. Da wähnte ich mich doch glatt in einem Spencer-Hill-Klamaukstreifen und nicht in einem Anti-Kriegsfilm.
Außergewöhnlich sind auch die Perspektivwechsel, die anfangs noch überaus gelungen und aufschlussreich sind, im Handlungsverlauf aber zunehmend beliebig und verwirrend wirken. Einzelne, interessante Handlungsstränge (holländischer Widerstand) enden abrupt und werden etwas unstrukturiert vorgetragen. Trotzdem ist es mehr als löblich, dass man seinen Fokus nicht nur auf die alliierten Kräfte gelegt hat, sondern auch den Blickwinkel holländischer Widerstandskämpfer und sogar der deutschen Wehrmacht zeigt. Um dieses Konzept voll ausspielen zu können, müsste man vermutlich einen Mehrteiler oder eine ganze Serie drehen, damit auch wirklich eine emotionale Bindung zwischen Zuschauer und Protagonist entsteht. Doch auch so bleibt „Die Brücke von Arnheim“ ein äußerst monumentaler und interessanter Streifen über den Zweiten Weltkrieg, der in Sachen Empathie und Erzählstruktur sicherlich verbesserungswürdig ist, allein aber schon aufgrund seiner gekonnten Bildsprache, der herausragenden Inszenierung und der tollen Schauspielerriege zur Oberklasse des Genres gehört.