AKA "Godzilla - Der Drache aus dem Dschungel" AKA "Gamera gegen Barugon - Frankensteins Drache aus dem Dschungel"
Kaijus greifen Japan an - wie oft man sich derartige Filmstoffe anschauen kann, ohne von der Langeweile gepackt zu werden, ist jedem selbst überlassen. Dennoch dürfte Shigeo Tanakas Eintrag in die Gamera-Reihe der Firma Daiei selbst alteingesessenen Fans ein Grinsen hervorzaubern - und nicht etwa, weil sein Film besonders gut ist. Denn am Standard des gängigen Genre-Prozederes wird nicht gerüttelt, dafür macht zur Abwechslung mal das menschliche Ensemble mehr Laune als die destruktiven Monstren, weil dessen Motivationen und Entscheidungen von knuddeliger und gleichsam ruppiger Schwachsinnigkeit sind. Nach einem fast schon obligatorischen Intro, in welchem Gamera (in der deutschen Fassung Barugon oder zumindest eine Variation davon genannt) mit Energie-absorbierender Zerstörung auf die Erde zurückkehrt und im Folgenden für knapp vierzig Minuten Laufzeit vergessen wird, entschließt sich Pilot Keisuke Hirata (Kojiro Hongo) dazu, seinen Job aufzugeben, da er eine eigene Fluggesellschaft gründen will.
Dafür braucht er aber Asche und so folgt er dem Vorschlag seines Bruders, mit einigen Halsabschneidern auf eine Insel in Guinea zu stranden, in deren Höhlen ein überaus wertvolles Opal aus dem zweiten Weltkrieg lagern soll. Plakative wie hübsche Inselbewohner, Fledermäuse an Drahtseilen und tödliche Skorpione sollten da schon üble Vorzeichen geben, doch die schwitzigen Macho-Kerle aus der rücksichtslosen Zivilisation geben mit vorlauten Sprüchen Gas und sprengen sich zum Eigennutz gegenseitig in die Luft. Doch wie es schon bei King Kong war, bringt auch hier Mitgebrachtes von mysteriösem Ursprung reichlich Trubel in die urbane Zone, denn aus dem Opal schlüpft niemand Geringeres als Barugon (in der deutschen Fassung als Godschilla ausgerufen)! Die Gier von Keisukes Kollegen Onodera (Kôji Fujiyama) kennt dennoch kein Halten: Ohne Opal schlägt er Krüppel und Frauen nieder, verbrennt deren Wohnungen und will sich sogar als Ersatz den Diamanten schnappen, mit dem das Militär im späteren Verlauf des Films Barugon zu besiegen gedenkt - wie sich letzteres erklärt, solltet ihr werten Leser lieber auf eigene Faust herausfinden.
Was nämlich als Konfliktlösung gegen die haushohen Ungeheuer konzentriert wird (unter originellen Namen wie "Operation Diamant" und "Operation Regenbogen"), steht im harmonisch-verballerten Verhältnis zu deren obskuren Fähigkeiten voller Eisstrahlen und Regenbogen (!). Gleichzeitig verfolgt der Film aber besonders aufgeregt jene parallelisierende Charakterentwicklung von der Ambivalenz zwischen Gut und Böse, die sich sowohl an Keisukes Zweifeln zu seinem ungerechten Handeln abzeichnet wie auch an der Funktion Gameras, letztendlich aus Instinkt und Rachedurst zum unfreiwilligen (?) Retter der Menschheit zu werden. Die Wiedergutmachung kommt für beide natürlich aus naiver Genre-Logik, aber das umfasst ja ohnehin den gesamten Fluss des Films, wie auch sein Lager an ehrlichen wie doofen Trivialdialogen durchweg käsige B-Movie-Unterhaltung aufbietet und jedes hohe Tier so dumm macht, dass alles doppelt und dreifach erklärt werden muss. Und Monster in Gummianzügen, zusammen mit schicker Pyrotechnik und einer Menge lila Blut (im Flusswasser vermischt den "Lost River" vorwegnehmend) machen noch immer Spaß - wie schön für mich!